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»Mit dem #vBIB20 wollen wir eine Möglichkeit zum fachlichen und kollegialen Austausch schaffen«

#vBIB20, TIB, TIB Hannover, Bibliothekartag, Hannover, BIB, Berufsverband Information Bibliothek, virtuelle Konferenz
Die TIB in Hannover veranstaltet gemeinsam mit dem Berufsverband Information Bibliothek die #vBIB20. Die virtuelle Konferenz wurde ins Leben gerufen, nachdem der Bibliothekartag 2020 wegen des Coronavirus abgesagt werden musste. Foto: TIB/C. Bierwagen

Wegen des Coronavirus mussten der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) und der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) dieses Jahr den Bibliothekartag absagen. Gemeinsam mit der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften plant der BIB ein ganz neues Angebot – eine virtuelle Konferenz. Was es mit der #vBIB20 auf sich hat, welche Inhalte angeboten werden und wie Interessierte daran teilnehmen können, erzählt Ute Engelkenmeier, die Bundesvorsitzende des BIB, im Gespräch mit BuB-Redakteur Steffen Heizereder.

 

Vom 26. bis 29.Mai hätte in Hannover der 109. Deutsche Bibliothekartag stattfinden sollen. Wie alle anderen Großveranstaltungen musste auch diese größte nationale Fortbildungsveranstaltung im Bibliothekswesen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Was bedeutet das für die beiden Personalverbände BIB und VDB, die den Bibliothekartag seit Jahrzehnten gemeinsam ausrichten?

Es ist ja das erste Mal überhaupt, dass ein Bibliothekartag nicht stattfinden kann. Es war keine leichte Entscheidung und es hat uns natürlich traurig gemacht, den Bibliothekartag absagen zu müssen. Unter den gegebenen Umständen der Coronavirus-Pandemie war das aber die einzige Lösung.

Die Absage des Bibliothekartags am 1. April kam für viele in der Fachcommunity sehr spät. Warum haben sich die Berufsverbände nicht durchgerungen, die Veranstaltung früher abzusagen?

Wir waren hier abhängig von den Verordnungen und Regelungen des Landes Niedersachsen. Lange Zeit war unklar, wie sich die nahezu täglich verändernde Lage auf das Veranstaltungsverbot konkret auswirken würde.  Wir sind vertraglich gebunden gewesen – einerseits an unseren langjährigen Kongressmanager KIT, andererseits auch durch Verträge mit dem Kongresszentrum Hannover – um nur einige Beispiele zu nennen. Als Verbände sind wir hier dankbar für die Unterstützung von KIT und auch für das Entgegenkommen des HCC – Hannover als Tagungsort würden wir zukünftig sehr gern realisieren. Wir sind immer noch sehr intensiv mit der Abwicklung der physischen Tagung beschäftigt, hoffen aber, hier bald abschließend informieren zu können.

"Es ist ein gutes Signal und eine gute Gelegenheit für unsere Fachcommunity mit der #vBIB20 als virtueller Konferenz neue Formate auszuprobieren."

Sehr schnell wurde dafür nach der Absage eine neue Veranstaltung angekündigt, eine virtuelle Konferenz, die sogenannte #vBIB20. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Zunächst muss ich erwähnen, dass es sich nicht um einen virtuellen Bibliothekartag handelt, das geht alleine aus lizenzrechtlichen Gründen nicht, auch ist ja der VDB als Partner der klassischen Konferenz nicht mit an Bord. Die nächste Tagung findet 2021 in Bremen statt, wir sind bereits mitten in den Planungen.

Bereits kurz nach der Absage des Bibliothekartags kam Professor Sören Auer, der Direktor der TIB Hannover, auf die beiden Personalverbände BIB und VDB zu und hat angeboten, ob man partnerschaftlich eine virtuelle Konferenz auf die Beine stellen könnte. Das hat uns  sehr gefreut, auch weil es aus der Fachcommunity vorab viele Wünsche und Ideen in eine ähnliche Richtung gab. Es ist ein gutes Signal und eine gute Gelegenheit für unsere Fachcommunity mit der #vBIB20 als virtueller Konferenz neue Formate auszuprobieren und sich weiter fortzubilden und in einen gemeinsamen Austausch zu kommen.

Warum beteiligt sich der VDB nicht an #vBIB20?

Die Einladung an #vBIB20 mitzuwirken ging natürlich genauso auch an den VDB. Aus unterschiedlichen Gründen haben sich die Kolleginnen und Kollegen aus dem VDB-Vorstand letztlich gegen eine Mitwirkung entschieden. Wir bedauern das sehr. Einzelne VDB-Kollegen beteiligen sich erfreulicherweise durchaus auch inhaltlich mit Programmpunkten an der Veranstaltung.

Wie wird die #vBIB20 organisiert?

Wir sind sehr dankbar, die TIB Hannover als Partner zu haben. Gemeinsam arbeiten wir in einem Organisationteam. Die TIB stellt vor allem die digitale Infrastruktur und den fachlichen Support bereit, außerdem unterstützt sie mit ihrem Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und betreut die #vBIB20-Webseite und die Social-Media-Kanäle. Wir profitieren hier sehr vom digitalen Know-how der TIB. Der BIB ist derzeit vor allem mit der Programmarbeit beschäftigt. Die Zusammenarbeit ist unkompliziert und pragmatisch, was insbesondere in der knappen Zeit sehr wertvoll ist.

Wie sieht das Programm aus? Handelt es sich ausschließlich um Beiträge, die bereits für den Bibliothekartag in Hannover geplant waren?

Wir wollten mit der #vBIB20 vor allem denjenigen Referentinnen und Referenten, die für den Bibliothekartag einen Vortrag eingereicht und womöglich auch schon vorbereitet haben, die Möglichkeit eröffnen, diesen Vortrag auch zu halten. Darüber hinaus haben wir aber ganz bewusst gesagt, dass wir das Programm auch für neue Beiträge öffnen möchten. Ich würde sagen, dass wir zu 80 Prozent Beiträge vom ursprünglich geplanten Bibliothekartag dabei haben und zu 20 Prozent bislang nicht eingeplante Vorträge bzw. aktualisierte. Insgesamt wird es knapp über 100 Vorträge geben, die in drei parallelen Sessions stattfinden werden. Es wird also nicht ausbleiben, dass die Teilnehmer/-innen sich entscheiden müssen, in welche Session sie sich zuschalten.

 

Werden die Veranstaltungen ausschließlich live gestreamt oder besteht die Möglichkeit, einzelne Sessions auch im Nachhinein anzuschauen?

Fast alle Sessions werden zuerst einmal live gestreamt. Unser Ziel ist es aber, dass möglichst viele Vorträge auch später noch abrufbar sind. Die Referentinnen und Referenten müssen hierzu aus lizenzrechtlichen Gründen  ihre Freigabe erteilen. Die TIB veröffentlicht anschließend die freigegebenen Vorträge über ihr AV-Portal. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir viele Vorträge auch im Nachhinein noch abrufbar machen können. Das ist uns sehr wichtig, zumal wir nicht einschätzen können, wie viele Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit haben werden, wirklich live mit dabei zu sein.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird es denn geben?

Wir haben einen großen Schwerpunkt auf gesellschaftlich relevanten und auch rechtlichen Themen. Aktuelle Beiträge zu Bibliotheks- und Urheberrecht von der dbv-Rechtskommission, das Forum e-Lizenzen für Öffentliche Bibliotheken mit Vertreterinnen und Vertretern des Börsenvereins, eine Diskussion rund um die Sonntagsöffnung in NRW sind hier nur einige Beispiele. Spannend wird auch der tägliche „Wiki-Lunch“, hier geht es um die kollaborative Erstellung von Wissensressourcen.

Auch werden sich einige bibliothekarische Studiengänge präsentieren und zahlreiche aktuelle Themen aus dem Kontext der Wissenschaftlichen Bibliotheken finden sich auf der #vBIB20, sei es zu  Open Educational Ressources, Open Access, Forschungsdatenmanagement, Fachinformationdienste. Ein weiteres Highlight werden die Vorträge zu »KI als Aufgabe von Bibliotheken« und auch die aktuelle Coronavirus-Situation wird aufgegriffen.

"Wir haben die Veranstaltung bewusst niedrigschwellig angelegt. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen und völlig kostenfrei."

Wird die Konferenz mit der TIB als Partner eher Beschäftigte im Wissenschaftlichen Bibliothekswesen ansprechen?

 

Hier liegt sicherlich ein Schwerpunkt. Aber das Programm ist sehr vielseitig, das zeigt schon die bisherige Aufzählung der Themen. Es gibt Programmpunkte, die sich eher an Teilnehmer/-innen aus wissenschaftlichen Bibliotheken richten und es gibt solche, die vielleicht eher die Mitarbeitenden in öffentlichen Bibliotheken interessieren werden. Wichtig ist, dass wir viele Beiträge mit übergreifenden Themen im Programm haben. Personalmanagement, Statistik, Ausbildung, Urheberrecht sind bspw. sowohl für Beschäftige in WBs als auch in ÖBs interessant.

Was mich besonders freut, ist, dass wir mit der #vBIB20 auch die Beschäftigten in den One Person Libraries und kleinen Bibliotheken besser ansprechen können, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, an einer mehrtägigen Fortbildungsveranstaltung teilzunehmen, die sich aber zumindest zeitweise zu einer virtuellen Konferenz zuschalten können.

Welche Formate werden beim #vBIB20 angeboten?

Hier ist eine virtuelle Konferenz doch deutlich anders im Vergleich zu einer Veranstaltung vor Ort. Die meisten Programmpunkte werden klassische Vorträge sein. Formate wie Worldcafés, Hands-on Labs, Podiumsdiskussionen, usw. funktionieren rein digital nicht. Auch der gemütliche kollegiale Austausch bei einer Tasse Kaffee lässt sich nicht so leicht umsetzen.

Wer kann alles an der #vBIB20 teilnehmen und welche Zugangsvoraussetzungen gibt es?

Wir haben die Veranstaltung bewusst niedrigschwellig angelegt. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen und völlig kostenfrei. Es ist auch keine Installation eines Programms oder eine Registrierung notwendig. Die TIB unterstützt Interessierte zudem mit einem Technikcheck, ob der eigene PC die notwendigen Systemvoraussetzungen hat. Auf den Webseiten der #vbib20 gibt es eine FAQ, die speziell auf diese Fragen eingeht.

"Was mich besonders freut, ist, dass wir mit der #vBIB20 auch die Beschäftigten in den One Person Libraries und kleinen Bibliotheken besser ansprechen können."

Welche Erwartungen hast du bzgl. des #vBIB20?

Wir sind alle sehr gespannt, wie die  #vBIB20 werden wird. Vor allem haben wir mit der TIB aber einen tollen Partner an unserer Seite, der genauso wie wir sehr engagiert an das Projekt herangeht, wohl Wissens, dass wir jeden Tag daraus lernen. Wir haben gemerkt, dass die Veranstaltungen viel kürzer sein müssen als bei einer klassischen Konferenz. Und auch die Pausen müssen länger sein. Nicht jede Teilnehmerin, nicht jeder Teilnehmer hat womöglich die Zeit und die Möglichkeit, sich einen ganzen Tag für eine virtuelle Konferenz freizuhalten.

Wie viel Teilnehmer/-innen erwartet ihr?

Das kann ich nicht einschätzen.. Am 7. Mai fand die Digitalkonferenz re:publica aufgrund der Corona-Pandemie „im digitalen Exil“ statt.  Die bestbesuchtesten Sessions hatten 1500 Teilnehmer/-innen, im Durchschnitt waren es 500. Das sind wahnsinnig tolle Zahlen. Das werden wir sicher nicht erreichen. Aber wir haben auch nicht das Ziel eine möglichst hohe Zahl x an Teilnehmer/-innen zu erreichen. Mit dem #vBIB20 wollen wir in einem Jahr ohne Bibliothekartag, eine Möglichkeit zum fachlichen und kollegialen Austausch schaffen. Interessierte können sich viele der Beiträge zudem auch später noch anschauen.

Wie geht es 2021 weiter? Wird es einen Bibliothekartag geben, #vBIB21 oder sogar beides?

Wir planen derzeit mit unseren langjährigen Partnern VDB und K.I.T., dem Konferenzveranstalter und natürlich mit den Bremer Bibliotheken den Bibliothekartag 2021. Aber wir wissen natürlich nicht, wie die Situation rund um das Coronavirus im kommenden Jahr aussehen wird. Deshalb ist es sinnvoll, gleich bei den Planungen auch hybride Formate mitzudenken: Neben dem physischen Bibliothekartag sollen Teile auch digital gestreamt werden, das hatten wir für dieses Jahr auch bereits vorbereitet. Auf nächstes Jahr sind wir alle sehr gespannt.

Zur Person

Dr. Ute Engelkenmeier leitet den Geschäftsbereich Service und Information (Benutzung) an der Universitätsbibliothek Dortmund. Sie ist Vorsitzende des Bundesvorstands des Berufsverbands Information Bibliothek. https://orcid.org/0000-0003-3785-8652

 

Anmerkung: Interviewer und Interviewte duzen sich. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, da der BIB die Fachzeitschrift BuB herausgibt und Arbeitgeber für die festangestellten Redakteure ist. Inhaltlich ist BuB jedoch vollkommen unabhängig – und darauf beharrt die Redaktion auch. Auch beim vorliegenden Interview durften daher selbstverständlich alle Fragen gestellt werden.

Steffen Heizereder, BuB-Redakteur / 11.5.2020

 






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»Mit dem #vBIB20 wollen wir eine Möglichkeit zum fachlichen und kollegialen Austausch schaffen«

#vBIB20, TIB, TIB Hannover, Bibliothekartag, Hannover, BIB, Berufsverband Information Bibliothek, virtuelle Konferenz
Die TIB in Hannover veranstaltet gemeinsam mit dem Berufsverband Information Bibliothek die #vBIB20. Die virtuelle Konferenz wurde ins Leben gerufen, nachdem der Bibliothekartag 2020 wegen des Coronavirus abgesagt werden musste. Foto: TIB/C. Bierwagen

Wegen des Coronavirus mussten der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) und der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) dieses Jahr den Bibliothekartag absagen. Gemeinsam mit der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften plant der BIB ein ganz neues Angebot – eine virtuelle Konferenz. Was es mit der #vBIB20 auf sich hat, welche Inhalte angeboten werden und wie Interessierte daran teilnehmen können, erzählt Ute Engelkenmeier, die Bundesvorsitzende des BIB, im Gespräch mit BuB-Redakteur Steffen Heizereder.

 

Vom 26. bis 29.Mai hätte in Hannover der 109. Deutsche Bibliothekartag stattfinden sollen. Wie alle anderen Großveranstaltungen musste auch diese größte nationale Fortbildungsveranstaltung im Bibliothekswesen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Was bedeutet das für die beiden Personalverbände BIB und VDB, die den Bibliothekartag seit Jahrzehnten gemeinsam ausrichten?

Es ist ja das erste Mal überhaupt, dass ein Bibliothekartag nicht stattfinden kann. Es war keine leichte Entscheidung und es hat uns natürlich traurig gemacht, den Bibliothekartag absagen zu müssen. Unter den gegebenen Umständen der Coronavirus-Pandemie war das aber die einzige Lösung.

Die Absage des Bibliothekartags am 1. April kam für viele in der Fachcommunity sehr spät. Warum haben sich die Berufsverbände nicht durchgerungen, die Veranstaltung früher abzusagen?

Wir waren hier abhängig von den Verordnungen und Regelungen des Landes Niedersachsen. Lange Zeit war unklar, wie sich die nahezu täglich verändernde Lage auf das Veranstaltungsverbot konkret auswirken würde.  Wir sind vertraglich gebunden gewesen – einerseits an unseren langjährigen Kongressmanager KIT, andererseits auch durch Verträge mit dem Kongresszentrum Hannover – um nur einige Beispiele zu nennen. Als Verbände sind wir hier dankbar für die Unterstützung von KIT und auch für das Entgegenkommen des HCC – Hannover als Tagungsort würden wir zukünftig sehr gern realisieren. Wir sind immer noch sehr intensiv mit der Abwicklung der physischen Tagung beschäftigt, hoffen aber, hier bald abschließend informieren zu können.

"Es ist ein gutes Signal und eine gute Gelegenheit für unsere Fachcommunity mit der #vBIB20 als virtueller Konferenz neue Formate auszuprobieren."

Sehr schnell wurde dafür nach der Absage eine neue Veranstaltung angekündigt, eine virtuelle Konferenz, die sogenannte #vBIB20. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Zunächst muss ich erwähnen, dass es sich nicht um einen virtuellen Bibliothekartag handelt, das geht alleine aus lizenzrechtlichen Gründen nicht, auch ist ja der VDB als Partner der klassischen Konferenz nicht mit an Bord. Die nächste Tagung findet 2021 in Bremen statt, wir sind bereits mitten in den Planungen.

Bereits kurz nach der Absage des Bibliothekartags kam Professor Sören Auer, der Direktor der TIB Hannover, auf die beiden Personalverbände BIB und VDB zu und hat angeboten, ob man partnerschaftlich eine virtuelle Konferenz auf die Beine stellen könnte. Das hat uns  sehr gefreut, auch weil es aus der Fachcommunity vorab viele Wünsche und Ideen in eine ähnliche Richtung gab. Es ist ein gutes Signal und eine gute Gelegenheit für unsere Fachcommunity mit der #vBIB20 als virtueller Konferenz neue Formate auszuprobieren und sich weiter fortzubilden und in einen gemeinsamen Austausch zu kommen.

Warum beteiligt sich der VDB nicht an #vBIB20?

Die Einladung an #vBIB20 mitzuwirken ging natürlich genauso auch an den VDB. Aus unterschiedlichen Gründen haben sich die Kolleginnen und Kollegen aus dem VDB-Vorstand letztlich gegen eine Mitwirkung entschieden. Wir bedauern das sehr. Einzelne VDB-Kollegen beteiligen sich erfreulicherweise durchaus auch inhaltlich mit Programmpunkten an der Veranstaltung.

Wie wird die #vBIB20 organisiert?

Wir sind sehr dankbar, die TIB Hannover als Partner zu haben. Gemeinsam arbeiten wir in einem Organisationteam. Die TIB stellt vor allem die digitale Infrastruktur und den fachlichen Support bereit, außerdem unterstützt sie mit ihrem Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und betreut die #vBIB20-Webseite und die Social-Media-Kanäle. Wir profitieren hier sehr vom digitalen Know-how der TIB. Der BIB ist derzeit vor allem mit der Programmarbeit beschäftigt. Die Zusammenarbeit ist unkompliziert und pragmatisch, was insbesondere in der knappen Zeit sehr wertvoll ist.

Wie sieht das Programm aus? Handelt es sich ausschließlich um Beiträge, die bereits für den Bibliothekartag in Hannover geplant waren?

Wir wollten mit der #vBIB20 vor allem denjenigen Referentinnen und Referenten, die für den Bibliothekartag einen Vortrag eingereicht und womöglich auch schon vorbereitet haben, die Möglichkeit eröffnen, diesen Vortrag auch zu halten. Darüber hinaus haben wir aber ganz bewusst gesagt, dass wir das Programm auch für neue Beiträge öffnen möchten. Ich würde sagen, dass wir zu 80 Prozent Beiträge vom ursprünglich geplanten Bibliothekartag dabei haben und zu 20 Prozent bislang nicht eingeplante Vorträge bzw. aktualisierte. Insgesamt wird es knapp über 100 Vorträge geben, die in drei parallelen Sessions stattfinden werden. Es wird also nicht ausbleiben, dass die Teilnehmer/-innen sich entscheiden müssen, in welche Session sie sich zuschalten.

 

Werden die Veranstaltungen ausschließlich live gestreamt oder besteht die Möglichkeit, einzelne Sessions auch im Nachhinein anzuschauen?

Fast alle Sessions werden zuerst einmal live gestreamt. Unser Ziel ist es aber, dass möglichst viele Vorträge auch später noch abrufbar sind. Die Referentinnen und Referenten müssen hierzu aus lizenzrechtlichen Gründen  ihre Freigabe erteilen. Die TIB veröffentlicht anschließend die freigegebenen Vorträge über ihr AV-Portal. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir viele Vorträge auch im Nachhinein noch abrufbar machen können. Das ist uns sehr wichtig, zumal wir nicht einschätzen können, wie viele Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit haben werden, wirklich live mit dabei zu sein.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte wird es denn geben?

Wir haben einen großen Schwerpunkt auf gesellschaftlich relevanten und auch rechtlichen Themen. Aktuelle Beiträge zu Bibliotheks- und Urheberrecht von der dbv-Rechtskommission, das Forum e-Lizenzen für Öffentliche Bibliotheken mit Vertreterinnen und Vertretern des Börsenvereins, eine Diskussion rund um die Sonntagsöffnung in NRW sind hier nur einige Beispiele. Spannend wird auch der tägliche „Wiki-Lunch“, hier geht es um die kollaborative Erstellung von Wissensressourcen.

Auch werden sich einige bibliothekarische Studiengänge präsentieren und zahlreiche aktuelle Themen aus dem Kontext der Wissenschaftlichen Bibliotheken finden sich auf der #vBIB20, sei es zu  Open Educational Ressources, Open Access, Forschungsdatenmanagement, Fachinformationdienste. Ein weiteres Highlight werden die Vorträge zu »KI als Aufgabe von Bibliotheken« und auch die aktuelle Coronavirus-Situation wird aufgegriffen.

"Wir haben die Veranstaltung bewusst niedrigschwellig angelegt. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen und völlig kostenfrei."

Wird die Konferenz mit der TIB als Partner eher Beschäftigte im Wissenschaftlichen Bibliothekswesen ansprechen?

 

Hier liegt sicherlich ein Schwerpunkt. Aber das Programm ist sehr vielseitig, das zeigt schon die bisherige Aufzählung der Themen. Es gibt Programmpunkte, die sich eher an Teilnehmer/-innen aus wissenschaftlichen Bibliotheken richten und es gibt solche, die vielleicht eher die Mitarbeitenden in öffentlichen Bibliotheken interessieren werden. Wichtig ist, dass wir viele Beiträge mit übergreifenden Themen im Programm haben. Personalmanagement, Statistik, Ausbildung, Urheberrecht sind bspw. sowohl für Beschäftige in WBs als auch in ÖBs interessant.

Was mich besonders freut, ist, dass wir mit der #vBIB20 auch die Beschäftigten in den One Person Libraries und kleinen Bibliotheken besser ansprechen können, die vielleicht nicht die Möglichkeit haben, an einer mehrtägigen Fortbildungsveranstaltung teilzunehmen, die sich aber zumindest zeitweise zu einer virtuellen Konferenz zuschalten können.

Welche Formate werden beim #vBIB20 angeboten?

Hier ist eine virtuelle Konferenz doch deutlich anders im Vergleich zu einer Veranstaltung vor Ort. Die meisten Programmpunkte werden klassische Vorträge sein. Formate wie Worldcafés, Hands-on Labs, Podiumsdiskussionen, usw. funktionieren rein digital nicht. Auch der gemütliche kollegiale Austausch bei einer Tasse Kaffee lässt sich nicht so leicht umsetzen.

Wer kann alles an der #vBIB20 teilnehmen und welche Zugangsvoraussetzungen gibt es?

Wir haben die Veranstaltung bewusst niedrigschwellig angelegt. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen und völlig kostenfrei. Es ist auch keine Installation eines Programms oder eine Registrierung notwendig. Die TIB unterstützt Interessierte zudem mit einem Technikcheck, ob der eigene PC die notwendigen Systemvoraussetzungen hat. Auf den Webseiten der #vbib20 gibt es eine FAQ, die speziell auf diese Fragen eingeht.

"Was mich besonders freut, ist, dass wir mit der #vBIB20 auch die Beschäftigten in den One Person Libraries und kleinen Bibliotheken besser ansprechen können."

Welche Erwartungen hast du bzgl. des #vBIB20?

Wir sind alle sehr gespannt, wie die  #vBIB20 werden wird. Vor allem haben wir mit der TIB aber einen tollen Partner an unserer Seite, der genauso wie wir sehr engagiert an das Projekt herangeht, wohl Wissens, dass wir jeden Tag daraus lernen. Wir haben gemerkt, dass die Veranstaltungen viel kürzer sein müssen als bei einer klassischen Konferenz. Und auch die Pausen müssen länger sein. Nicht jede Teilnehmerin, nicht jeder Teilnehmer hat womöglich die Zeit und die Möglichkeit, sich einen ganzen Tag für eine virtuelle Konferenz freizuhalten.

Wie viel Teilnehmer/-innen erwartet ihr?

Das kann ich nicht einschätzen.. Am 7. Mai fand die Digitalkonferenz re:publica aufgrund der Corona-Pandemie „im digitalen Exil“ statt.  Die bestbesuchtesten Sessions hatten 1500 Teilnehmer/-innen, im Durchschnitt waren es 500. Das sind wahnsinnig tolle Zahlen. Das werden wir sicher nicht erreichen. Aber wir haben auch nicht das Ziel eine möglichst hohe Zahl x an Teilnehmer/-innen zu erreichen. Mit dem #vBIB20 wollen wir in einem Jahr ohne Bibliothekartag, eine Möglichkeit zum fachlichen und kollegialen Austausch schaffen. Interessierte können sich viele der Beiträge zudem auch später noch anschauen.

Wie geht es 2021 weiter? Wird es einen Bibliothekartag geben, #vBIB21 oder sogar beides?

Wir planen derzeit mit unseren langjährigen Partnern VDB und K.I.T., dem Konferenzveranstalter und natürlich mit den Bremer Bibliotheken den Bibliothekartag 2021. Aber wir wissen natürlich nicht, wie die Situation rund um das Coronavirus im kommenden Jahr aussehen wird. Deshalb ist es sinnvoll, gleich bei den Planungen auch hybride Formate mitzudenken: Neben dem physischen Bibliothekartag sollen Teile auch digital gestreamt werden, das hatten wir für dieses Jahr auch bereits vorbereitet. Auf nächstes Jahr sind wir alle sehr gespannt.

Zur Person

Dr. Ute Engelkenmeier leitet den Geschäftsbereich Service und Information (Benutzung) an der Universitätsbibliothek Dortmund. Sie ist Vorsitzende des Bundesvorstands des Berufsverbands Information Bibliothek. https://orcid.org/0000-0003-3785-8652

 

Anmerkung: Interviewer und Interviewte duzen sich. Das ist soweit nicht ungewöhnlich, da der BIB die Fachzeitschrift BuB herausgibt und Arbeitgeber für die festangestellten Redakteure ist. Inhaltlich ist BuB jedoch vollkommen unabhängig – und darauf beharrt die Redaktion auch. Auch beim vorliegenden Interview durften daher selbstverständlich alle Fragen gestellt werden.

Steffen Heizereder, BuB-Redakteur / 11.5.2020

 



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