Berlin. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert das Outsourcing der Buch- Medienauswahl sowie die Beschaffung von Medien durch einen Buchhandelskonzern bei der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Zum Jahresende 2020 läuft der Vertrag mit dem Großhändler aus und die Gewerkschaft setzt sich dafür ein, die ausgelagerten Tätigkeiten wieder durch die ZLB selbst durchzuführen. Der Medieneinkauf soll durch den ortsansässigen Buchhandel erledigt werden.
Die ZLB ist die größte Öffentliche Bibliothek Deutschlands und ergänzt die Angebote der 80 Bezirksbibliotheken Berlins. Trotz vielfacher Proteste bezog die ZLB erstmals 2016 eine Medien-Paketlösung eines externen, privaten Dienstleisters. Bis zu diesem Zeitpunkt waren fast ausschließlich die Fachlektoren der ZLB für den Bestandsaufbau zuständig.
Kurz vor Ende seiner Amtszeit 2017 stimmte der vormalige Stiftungsrat der ZLB dafür, dass der Großteil der Medienauswahl und -beschaffung der ZLB ab dem 1. Januar 2018 über eine Geschäfts- und Großkundentochter eines Buchhandelskonzerns abgewickelt wird. Das Vertragsverhältnis wurde bis zum 31. Dezember 2020 geschlossen, mit der Option zweimaliger Verlängerung für jeweils ein Jahr.
ver.di kritisierte das Outsourcing von Kernaufgaben der Bibliotheksarbeit von Beginn an als Verlagerung der Kompetenz der Lektoren mit Steuergeldern an ein externes Unternehmen, das ohne kultur- und bildungspolitischen Auftrag handle. Die Aufgabe der Lektorinnen und Lektoren der ZLB bei der Buch- und Medienauswahl dürfe nicht im Wesentlichen darauf beschränkt sein, schriftliche Fächerprofile zu erstellen, auf deren Grundlage dann Beschäftigte von externen, privaten Unternehmen, zu tariflich schlechteren Bedingungen, die eigentliche Medienauswahl treffen.
red. / 16.7.2020