Erzählen hat bereits seit Jahrhunderten Tradition, früher an Lagerfeuern und mit Kreide an Höhlenwänden, heute mit Tablets und dem Handy multimedial. Das haben wir unter dem Motto ‚wir bibliotheken’ aufgegriffen, und gemeinsam mit #EUlearning professionelle Erzähler*innen auf die #werkstattplus geholt...
[caption id="attachment_12948" align="alignnone" width="500"] Das Handout zu ActionBound erklärt nicht nur Story-Telling nachvollziehbar und griffig.[/caption]
Und mit all den verschiedenen Expert*innen haben wir gemeinsam mit den uns besuchenden Schulklassen und sonstigen neugierigen Besucher*innen gelernt, von einander und miteinander:
- Filmschnitt mit Susan Wetterich | Photo-Workshop mit Thomas Victo Ein Film besteht aus mehreren Szenen und eine Szene aus mehreren Einstellungen. Was muss man nun beim Abdrehen dieser verschiedenen Einstellungen beachten, um sie später zu einer Szene zusammen zu schneiden, welche Aufgaben hat der Cutter beim Schneiden, um den Erzählfluss einer Geschichte zu beeinflussen?Jede Einstellung hat in einem Schnitt verschiedene Aufgaben wie Emotionen oder Informationen übermitteln oder den Zuschauern eine Raumorientierung geben. Dabei gilt es auf die Filmzeit zu achten, dem Film einen Rhythmus zu geben und die Intension des Regisseurs zu vermitteln. Diese Aspekte wurden angesprochen und dann ging es in die Praxis, rein in ein professionelles Schnittsystem und in Einstellungsgrößen wie Totale, Nähe, Point of view, Schwenks, Close up u.v.m. Dann wurde auf einem ipad gedreht und das Ergebnis zu einer Geschichte zusammengefügt.
- Susann Wetterich, Cutterin und Editorin aus Leipzig, über ihre Zeit auf #werkstattplus: „Erstaunlich fanden die Teilnehmer es, dass ich als Cutterin Entscheidungsfreiheit darüber habe, was ich aus einem Film schneide. Kommentare, wie „das dauert ja voll lange“ oder „dein Job ist ja total kreativ“, fielen häufig. Das eigentliche Drehen hat am meisten Spass gemacht.“
- Thomas Victor, Fotograf (u.a. GEO, ZEIT Online) hat sich in seinen Workshops auf das nicht-bewegte Bild und hier insbesondere auf Porträtfotos konzentriert. Die Schüler*innen streiften in kleinen Gruppen streifen wir über das Messegelände und probieren Tipps und Tricks direkt aus. Erstaunliche Bilder sind entstanden – leider aber ohne das OK der Portraitierten, diese zu veröffentlichen.
- Messe-Krimi mit Carina Pesch | Live-Hörspiel mit Susan Panzer In vier Workshop-Sessions, die Carina Pesch mit wechselnden Schülergruppen durchgeführt hat, ist ein kollektiver Messekrimi in Form eines Hörspiels entstanden. Die Schüler und Schülerinnen haben dafür entlang einer klassischen Dramaturgie in vier Akten die Geschichte stückchenweise selbst entwickelt, die Szenen selbst improvisierend gespielt und mit professionellen Tonangeln, Mikrofonen und Aufnahmegeräten vor Ort auf der Messe aufgenommen. Nachdem die Szenen jeder Gruppe im Kasten waren, gab die jeweilige Gruppe den Staffelstab an die folgende Gruppe weiter: Die erste Gruppe gestaltete also den ersten Akt bis zum ersten Wendepunkt, die zweite Gruppe den zweiten Akt bis zum zweiten Wendepunkt, die dritte bis zum Höhepunkt und die vierte bis zum Ende der Geschichte. [caption id="attachment_12945" align="alignnone" width="500"] Eine Woche Arbeit: ein Krimi-Hörspiel entsteht.... Total spannend, wir haben erlebt, wie eine Geschichte groß wurde....[/caption] Dabei lösten die Teilnehmenden gemeinsam dramaturgische Herausforderungen – etwa wie ein Krimi auch ohne einen Protagonisten als Ermittler funktionieren kann, denn durch die wechselnden Gruppen im Hörspiel-Staffellauf stand keine Stimme von Anfang bis Ende zur Verfügung. Dabei wurden die Schüler und Schülerinnen tatkräftig von der HörSpiel-Autorin und Regisseurin Carina Pesch begleitet. Sie nahm die Ideen und Vorschläge der Teilnehmenden und verband diejenigen, die nach dramaturgischen Gesichtspunkten passten, lenkte mit Fragen in eine zielführende Richtung für die Geschichte. Doch Thema, Handlung und Umsetzung wurden selbstständig von den Schülern und Schülerinnen erarbeitet, die mit großer Begeisterung bei der Sache waren. Herausgekommen ist ein lebendiger Krimi, in dem sich die Kinder und Jugendlichen reflektiert mit der Wirkkraft von Social Media auseinandersetzen, in dem sie einen Fall selbst lösen, weil ihnen die Erwachsenen nicht zuhören wollen, in dem sich der Täter als Opfer entpuppt und von den Schülerinnen und Schülern gerettet wird. [caption id="attachment_12944" align="alignnone" width="500"] mit Susann Panzer in Aktion macht's bam und Peng.[/caption] Susan Panzer – Leipziger Städtischen Bibliotheken - übte vorrangig Möglichkeiten eines Geräuschemachers ein, hat sich aber auch auf das Schreiben in Kleingruppen und das Kombinieren beider Elemente konzentriert: Alles wird mit einem Gerät aufgenommen, um es später in der größeren Gruppe gemeinsam zu hören. Parallel dazu wurden die einzelnen Arbeitsschritte in einem Fotocomic festgehalten und es entstehen Anleitungen zur Produktion eines eigenen Live-Hörspiels – das haben wir natürlich verlinkt (also bald dann..., da fehlt uns noch der Mitschnitt).
[caption id="attachment_12930" align="aligncenter" width="225"] Susan Panzer, Medienpädagogin der Leipziger Städtischen Bibliotheken, macht Krach ...[/caption]
- Journalismus, Bloggen und Instastories | mit Lilith Grull, Clare Devlin, Anne Sophie Brühl und Sandra Steiner Matt [caption id="attachment_12934" align="alignright" width="300"] Auch für 'unser' Teammitglied Kevin Butler nehmen sich Claire und Lilith in ruhigen Minuten Zeit und Coachen ihn auf Insta. Funktioniert - aber seht selbst....[/caption] Crossmedial waren und sind nicht nur wir vom Team #bibstories unterwegs, crossmediales Produzieren von Inhalten war vielfach – auch in zahlreichen Sofatalks – Thema auf der #werkstattplus. So führte Anne Sophie Brühl, TH Köln, in erste Schritte zum Bloggen über Comics, Serien und Filme ein, unter der Überschrift ‚For #Booklovers only...’ begeisterte Sandra Steiner Matt aus der Stadtbibliothek Basel zum Bookstagram: Bücher werden passend zum Inhalt auf Instagram in Szene gesetzt, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt um Inhalte und Botschaften mit max. drei Bildern und einem Kurztext knackig und ansprechend vermitteln zu können. Was Lilith Grull, Journalistin (u.a. Tagesspiegel, ZEIT) und Clare Devlin, Journalistin (WDR, @Maedelsabende) noch alles so erlebt haben, berichten sie uns selbst demnächst - wir halten hier den Spannungsbogen aufrecht - ganz im Sinne des Topics 'Story Telling'.
- Actionbound, Beebots und BookCreator zum Ausprobieren | mit Lotta Krickel, Stefanie Franz, Christiane Bornett und Stefanie Kakoschke Mit der Actionbound-App – vorgestellt von Lotta Krickel, Actionbound - lassen sich schnell und unkompliziert spielerische und digitale Lernreisen - sogenannte Bounds - entwickeln und spielen, mit der App BookCreator - hier führte Stefanie Kakoschke von der SAEK Leipzig einen Multiplikatoren-Workshop durch - können interaktive Bücher gestalten werden. Story-Telling zum Mitmachen, Geschichten und Schnitzeljagden werden selbst gestaltet, und die kleineren Besucher*innen konnten mit Beebots - bienenähnlichen Robotern - auf den Mond reisen und andere Bildfolgen erreichen, wenn denn richtig programmiert wurde. Aber dabei halfen Stefanie Franz, Stadtbibliothek Halberstadt und Christiane Bornett, Stadtbibliothek Berlin-Reineckendorf, gerne.
[caption id="attachment_12937" align="alignleft" width="300"] Auf die Hamburger Erklärung, kann man nicht oft genug hinweisen![/caption]
Um Geschichten erzählen zu können – sei es analog, digital oder auch hybrid – ist erzählen können notwendig – der Umgang mit Texten, mit Gebrauchsanleitungen, das Schaffen von Erzählsträngen, das Einbinden von Überraschungen und vieles mehr. Das es damit nicht immer weit her ist, wurde im Vorfeld der Messe auf dem Bibliothekskongress vielfach diskutiert. Zu Gast war u,a, Kirsten Boie, die mit der Hamburger Erklärung ‚Jedes Kind muss lesen lernen’ auf die Defizite, die nicht nur in der IGLU-Studie 2016 (knapp ein Fünftel der Zehnjährigen in Deutschland können nicht so lesen, dass der Text dabei auch verstanden wird) thematisiert wurden, hinweist und ein entsprechendes politisches Gegensteuern einfordert.
Dieser Erklärung haben sich die Bibliotheksverbände bereits angeschlossen; gemeinsam mit dem Buchhandel möchte man sie aber noch einmal aufgreifen, erweitern auch auf informelle Bildungsinstitutionen ausweiten und generell etwas schärfen. Diesen Wunsch hat Nina George geäußert (s. auch „Diskussionsmacher*innen sind sexy!“), und Börsenverein wie Bibliotheksverbände greifen ihn z. Zt. auf und arbeiten an einem entsprechenden Entwurf.
Auf der #werkstattplus wurde diese bildungspolitische Metaebene an vielen Gesprächen am Rande oder auf den Sofas aufgegriffen, hier wurde aber mit einem vierbeinigen Stargast gezeigt, wie Lesemotivation praktisch gestärkt werden kann.
[caption id="attachment_12950" align="alignnone" width="500"] Lesehund Pedro mit 'seinem' Team[/caption]
Wenn Pedro in die Bibliotheken geht, freuen sich die Kinder mindestens ebenso wie wir uns gefreut haben, als er auf der #werkstattplus angekommen ist. Während er hier im OpenSpace zeigt, was er kann – mit großen Augen einen anschauen, und sich mit seinem schwarzen, kuscheligen Fell an einen anschmiegen – ist er in Leipzig meistens mit seiner Trainerin Susann Rieder in einem geschlossenen Raum mit einer Handvoll Kinder. Susann – die regelmäßig in Stefanie Tscholitsch’ Leipziger Stadtbibliothek kommt – gibt meistens erst einmal Infos, wie man einen Hund streicheln darf, wann besser nicht und wie Pedro sich so verhält. Sicherheit, Vertrauen und Ruhe – das strahlt Pedro aus, das muss aber auch der Rahmen sein, in dem der Vorlesehund agiert.
Story Telling als Lesemotivation - eine schöne Art, um 'auf den Hund zu kommen'.
Tom Becker (BIB) | 26.03.2019