Der russisch-ukrainische Krieg hat im März 2014 begonnen. Vorausgegangen waren die Annexion der Halbinsel Krim und Teile der Regionen Luhansk und Donezk. In den vergangenen acht Jahren haben wir gelernt, auch im Kriegszustand weiterzuleben: Wir haben veraltete Infrastruktur modernisiert, Straßen und Autobahnen gebaut, Reformen durchgeführt, die Gemeinden gestärkt und über Kultur und europäische Werte diskutiert. Der 24. Februar 2022 hat das Leben jeder Ukrainerin und jedes Ukrainers jedoch grundlegend geändert: Die Russische Föderation hat eine großangelegte Invasion in die Ukraine begonnen. Chaos, Explosionen, zerstörte Gebäude, der Tod unschuldiger Zivilistinnen und Zivilisten, annektierte Territorien – all das muss unser Land (immer noch) erleiden.
In diesen sehr schweren Zeiten ist es besonders schmerzhaft, wenn Bibliotheken in Mitleidenschaft gezogen beziehungsweise ganz vernichtet werden. Denn gerade Bibliotheken haben immer eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Kultur und der nationalen Identität gespielt. Die ukrainischen Bibliotheken als Standorte von Freiheit, Demokratie und Wandel stellen für die Ideologie der sogenannten »russkij mir« (dt.: »russische Welt«) eine Gefahr dar. Deshalb zerstören die russischen Besatzer nicht allein Bibliotheksgebäude, sondern auch deren Bestände.