BIB – Wir stehen ein für Demokratie und Vielfalt
Als Berufsverband für Beschäftigte in Bibliotheken und Informationseinrichtungen aller Sparten und Größen sehen wir uns in der Verantwortung, eine klare Position gegen (rechts-)radikale und extremistische Bewegungen, Gruppierungen und auch Parteien zu beziehen, die nicht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entsprechen.
Wir veröffentlichen unser Positionspapier aus dem Jahr 2019 daher erneut und möchten in folgendem Text anhand einiger Beispiele verdeutlichen, dass wir anti-demokratische Handlungen nicht tolerieren. Dazu gehören auch antisemitische Äußerungen wie zum Beispiel der BSW, wie auch Aussagen, der Islam gehöre nicht zu Deutschland im Grundsatzprogramm der AfD1. Insbesondere die AfD hat sich in den letzten Jahren als eine Partei etabliert, die durch ihr Handeln und Ideologie die demokratischen Werte unseres Landes gefährdet. Die AfD spielt eine zentrale Rolle im Erstarken der politischen Rechten in Deutschland. Mehrere Landesverbände der AfD sowie die Jugendorganisation Junge Alternative werden vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft. Die AfD-Bundestagsfraktion beschäftigt über hundert Mitarbeitende aus dem rechtsextremen Milieu, darunter auch Personen aus dem Umfeld von Reichsbürger:innen und Neonazis. AfD-Politiker:innen vertreten diskriminierende, rassistische Positionen und geraten in den Blick des Verfassungsschutzes. Zudem verbreitet die AfD im Parteienvergleich am meisten Hate Speech auf Facebook, »gegen Linke, Frauen und alles Fremde«.
Angriffe auf unsere Werte
In den letzten Jahren haben sich die Angriffe auf Bibliotheken, Bücher und Medien durch rechtsextreme Gruppen verstärkt. Dazu gehören das Herausschneiden von Buchseiten, das Auslegen rechtsextremer Flugblätter und das Stören von Veranstaltungen. Besonders betroffen sind Bücher, die sich kritisch mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen oder die Neue Rechte als politisch radikale Bewegung untersuchen2. Solche Beispiele sind kein Randphänomen und dürfen keinesfalls marginalisiert werden. Die AfD versucht, mit parlamentarischen Anfragen Bibliothekbeschäftigte einzuschüchtern, die Lesungen von queeren Publikationen anbieten. Rechte Gruppen demonstrieren am Tag von Veranstaltungen vor Bibliotheken, so dass Lesungen unter Polizeischutz stattfinden müssen und Besucher:innen verstört sind. Diese Angriffe zielen darauf ab, die Meinungs- und Informationsfreiheit zu untergraben, deren Sicherstellung eine zentrale Aufgabe von Bibliotheken ist.
Diese Angriffe haben nicht nur Auswirkungen auf die Institutionen selbst, sondern auch auf die Beschäftigten in den Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Neben der Notwendigkeit von Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen sind es zudem soziale und emotionale Belastungen, die das Arbeitsumfeld der Beschäftigten in solchen Situationen prägen.
Es reicht!
Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) vertritt die Interessen der Beschäftigten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen und setzt sich für ihre Unterstützung ein. Als Berufsverband stehen wir hinter allen Beschäftigten, die sich demokratischen Prinzipien und Werten, wie dem Schutz der Würde des Menschen und dem Schutz vor Diskriminierung verpflichtet fühlen, die Bibliotheken als Orte der Demokratie, des gemeinsamen Lernens und des Miteinanders fördern. Angriffe auf unsere Werte nehmen wir nicht hin. Wir gehen an die Öffentlichkeit und erheben unsere Stimme. Politische Neutralität ist in solchen Momenten keine Option.
Beschäftigte in Bibliotheken und Informationseinrichtungen engagieren sich, Räume als Debattenräume zu gestalten, sie schulen in Informationsrecherche wie auch im Erkennen von Desinformation, sie informieren nicht nur durch ihren Bestand sondern auch im Rahmen von Veranstaltungen über aktuelle wie auch historische Ereignisse. Sie tragen zur Demokratieförderung aktiv bei.
Wir fordern die uneingeschränkte Rückendeckung durch die jeweiligen Träger für alle, die sich in Bibliotheken und Informationseinrichtungen für Demokratie und gegen Rassismus und Ausgrenzungen engagieren.
Wir fordern eine klare Intervention bei antidemokratischen und menschenverachtenden Vorkommnissen. Qualifizierung und Weiterbildung, Schulungen, auch in Einzel- oder Teamsupervision, Resilienz, Empowerment und Netzwerke sind aktuell und dauerhaft wichtig.
Um die Handlungssicherheit der Beschäftigten in den angesprochenen Situationen zu stärken, fordern wir die Bereitstellung und Unterstützung bei fachgerechter Fort- und Weiterbildungen durch die Träger von Bibliotheken.
Wir selbst werden weiterhin Schulungen zu dieser Thematik anbieten, unsere Partnerschaften ausbauen und die Vernetzung unterstützen.
„The most common way people give up their power is by thinking they don't have any.“ (dt.: Die häufigste Art und Weise, wie Menschen ihre Macht aufgeben, ist zu denken, sie hätten keine – Alice Walker)
„Wir brauchen die Demokratie – aber ich glaube: Derzeit braucht die Demokratie vor allem uns!“ (Frank-Walter Steinmeier)
Hintergrund: Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB)
Der Berufsverband Information Bibliothek ist ein Verband für alle Beschäftigten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Zu seinen knapp 6.000 Mitgliedern gehören Bibliothekar/-innen, Medienarchivar/-innen, Fachangestellte, Bibliotheksassistent/-innen, Kulturmanager/-innen, Informationsvermittler/-innen und Dokumentar/-innen, Studierende und Auszubildende der einschlägigen Fachrichtungen.
Gemeinsam mit anderen Fachverbänden und Organisationen ist der BIB im Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID) vertreten. 2017 haben diese partnerschaftlich die berufsethischen Grundsätze beschlossen.