Gera. Der Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband (dbv) fordert die Wiederaufhebung der Bibliotheksschließung in Gera. Er betrachtet die kritische Situation in der drittgrößten Kommune Thüringens mit wachsender Sorge. Dort hat Oberbürgermeisterin Viola Hahn am 5. November einen sofortigen Ausgabenstopp der Stadt verfügt. Betroffen davon sind alle sogenannten freiwilligen Leistungen, an welche die Stadt nicht gesetzlich beziehungsweise vertraglich gebunden ist, darunter auch die Stadt- und Regionalbibliothek Gera, die vorerst geschlossen bleibt.
»Sollte die Kommunalpolitik eine dauerhafte Schließung der Stadt- und Regionalbibliothek tatsächlich in Kauf nehmen, wäre der Schaden für Gera nachhaltig. Bei der Schließung von Bildungseinrichtungen ist der Einspareffekt marginal, wie jeder weiß. Die negativen Folgen der Schließung von Bildungseinrichtungen hingegen sind gravierend: Bildung ist Kapital, ist Grundlage für jede Prosperität und Attraktivität einer Kommune, ihrer Einwohner und potenzieller Investoren – ganz zu schweigen vom weittragenden und bleischwer lastenden Negativimage«, so Eberhard Kusber, der Vorsitzende des Landesverbandes Thüringen.
Das hoch verschuldete Gera muss ein Sparprogramm über mehr als 100 Millionen Euro für die kommenden zehn Jahre beschließen. Am 4. November hatte der Stadtrat den Nachtragshaushalt und das Haushaltssicherungskonzept bis 2023 abgelehnt. Dafür vorgesehen waren unter anderem die Schließung des Kultur- und Kongresszentrums sowie Gebühren- und Steuererhöhungen. Die Stadt ist momentan nur noch mithilfe sogenannter Kassenkredite zahlungsfähig. (6.11.2013)
Die Museen und auch die Bibliotheken der Stadt Gera sind mittlerweile wieder geöffnet. Oberbürgermeisterin Viola Hahn teilte am 7. November mit, die nach dem gescheiterten Sparbeschluss im Stadtrat verfügte Schließung werde wieder aufgehoben.