Das Herzstück der spanischen Sprache und Kultur in Deutschland

Sie sind Zentren der spanischen Sprache und der hispanischen Kulturen: Ein Portrait der Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland.
Die Kinderabteilung des Instituto Cervantes Frankfurt: Eltern kommen mit ihren Kindern gerne hierher. Auch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche bieten die Bibliotheken des spanischen Pendants der Goethe-Institute an. Foto: Instituto Cervantes
Die Kinderabteilung des Instituto Cervantes Frankfurt: Eltern kommen mit ihren Kindern gerne hierher. Auch Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche bieten die Bibliotheken des spanischen Pendants der Goethe-Institute an. Foto: Instituto Cervantes

 

Die Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland heißen alle Personen willkommen, die sich für die spanische Sprache und die hispanische Kultur interessieren. Sie bieten einfach zugängliche, attraktive und aktuelle Sammlungen, fortschrittliche Dienstleistungen und ein Kulturprogramm, das sie zu beliebten Treffpunkten macht, um Kultur in spanischer Sprache in Deutschland zu genießen. 2022, dem Jahr, in dem Spanien Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, spielen die Cervantes-Bibliotheken eine führende Rolle bei der Entwicklung von Kooperationsprogrammen mit anderen deutschen Bibliotheken, bei der Vermarktung der Bücher und Autoren, die auf der Messe vorgestellt werden, und bei der Durchführung von Kulturveranstaltungen.

Die Sammlungen: die Vitalität der Kultur auf Spanisch

Die Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland (Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg und München) bieten ihrem Publikum offene und einladende Räume mit direktem Zugang zu einer lebendigen, aktuellen, hybriden und umfassenden Sammlung: In den fünf Bibliotheken werden etwa 90.000 Titel angeboten, einschließlich der digitalen Medien.

Bei der Auswahl der Medien – jede Bibliothek verfügt über ein eigenes Budget – werden die Bedürfnisse der Mitglieder und potenzieller Nutzer (Spanischlernende, Lehrer, hispanisches Publikum, Kinder, Übersetzer, Studenten und andere) berücksichtigt sowie das Kulturangebot der Institute und der kulturelle Reichtum der hispanischen Welt widergespiegelt.  

Hervorzuheben sind die Abteilungen Literatur – mit besonderem Akzent auf dem aktuellen literarischen Schaffen –, Filme, Spanisch als Fremdsprache, Didaktik und die Kinder- und Jugendbibliothek. Weitere kleinere, aber sehr attraktive Angebote sind ebenfalls erwähnenswert: die spanisch-deutschen Beziehungen, Comics und Bestände, die den Autoren gewidmet sind, nach denen unsere Bibliotheken benannt sind – Mario Vargas Llosa (Berlin), Gonzalo Rojas (Bremen), Antonio Gamoneda (Frankfurt), Sergio Ramírez (Hamburg) und Augusto Roa Bastos (München).

Die digitalen Medien (E-Books, E-Audios, Presse und E-Journals) sind ebenfalls Teil des Bibliotheksangebots. Sie sind in die Online-Kataloge integriert oder können über das Entdeckungstool des Cervantes-Instituts DescubrEs gefunden werden.

Die Gemeinsamkeiten in unseren Sammlungen bedeuten nicht, dass wir auf die Besonderheiten und Eigenheiten jeder Bibliothek verzichten. Hervorzuheben sind beispielsweise die Briefe des nicaraguanischen Schriftstellers Sergio Ramírez, die der Hamburger Bibliothek zur Verfügung gestellt wurden, die Sepharad-Abteilung in der Bremer Bibliothek, das Archiv mit Zeitungsausschnitten über Spanien im ehemaligen Deutschen Institut für Zeitgeschichte in Berlin oder die Zusammenstellung von Publikationen über die ins Konzentrationslager Dachau deportierten Spanier, die zurzeit von der Münchner Bibliothek bearbeitet wird.  

 
»Bei der Auswahl der Medien werden die Bedürfnisse der Mitglieder und potenzieller Nutzer berücksichtigt sowie das Kulturangebot der Institute und der kulturelle Reichtum der hispanischen Welt widergespiegelt.«

 

Es ist auch wichtig, die Dynamik hervorzuheben, die unsere Bestände kennzeichnet: Unsere Medien werden der Öffentlichkeit gezeigt, sie kommen aus den Regalen, sie werden ausgestellt. Die Ausleihe an Schulen und Kindergärten, die Zusammenarbeit mit deutschen Bibliotheken im Rahmen der Frankfurter Buchmesse, die Durchführung gemeinsamer Programme (»Auf dem Weg nach Frankfurt: Deutsche Übersetzer melden sich zu Wort«), die Verbreitung von Neuerscheinungen über elektronische Newsletter, bibliografische Ausstellungen, Thementische und so weiter sind regelmäßige Aktionen, mit denen wir versuchen, die Vielfältigkeit unseres Angebots widerzuspiegeln, damit es überall dort ankommt, wo es gebraucht wird oder Interesse weckt. 

Klassische und erweiterte Bibliotheksdienste für alle

Die Bibliotheken befinden sich an zentralen Standorten in den Städten, in denen das Instituto Cervantes ansässig ist. Die Zentren bieten freundliche, offene Räume, in denen man lernen, Musik hören, lesen, einen Film ansehen, im Internet surfen und spielen kann. Die Lesesäle sind öffentlich zugänglich, aber um die elektronische Bibliothek und den Ausleihservice zu nutzen, muss man Mitglied sein. Alle notwendigen Informationen zur Anmeldung findet man auf den Websites der Bibliotheken. 

Der spezifische Kontext unserer Bibliotheken verleiht ihnen einen starken interkulturellen Charakter, bei dem fortschrittliche Dienstleistungen im Einklang mit der üblichen deutschen Bibliothekspraxis von Bedeutung sind, wie gleichzeitige Ausleihe einer großen Anzahl von Medien, verlängerte Fristen, Online-Dienste, Ausleihe von elektronischen Geräten, Selbstverbuchung für Ausleihe und Rückgabe und so weiter.

Die elektronische Bibliothek: ein innovativer digitaler Zugang zur spanischsprachigen Kultur

Die elektronische Bibliothek des Instituto Cervantes hat im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen. Sie dient der Ausleihe von E-Books und Hörbüchern und bietet Zugang zu Kulturzeitschriften, digitaler Presse und Fachdatenbanken. Darüber hinaus bietet sie innovative Online-Lesedienste in Form von virtuellen Leseclubs für Spanischlernende und alle, die sich für die hispanische Kultur interessieren. Außerdem eröffnet im Oktober dieses Jahres der virtuelle Filmclub, ein neuer virtueller Raum für Debatten und zum Lernen. Sämtliche Dienste stehen allen Inhabern eines Bibliotheksausweises in ganz Deutschland ohne zeitliche Einschränkung zur Verfügung. 

Informationsdienste

Fernleihe 

Der Gesamtkatalog und die gesamten Bestände des Bibliotheksverbundes des Instituto Cervantes (RBIC) mit mehr als 500.000 weltweit verteilter Titel ist über alle Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland im Rahmen der Fernleihe zugänglich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die in den spanischen Universitätsbibliotheken und in der spanischen Nationalbibliothek vorhandenen Medien über unsere Bibliotheken anzufordern. Bei der Ausleihe von Zeitschriftenartikeln machen die Vorteile der Digitalisierung den Dienst besonders schnell und effizient. 
 

Beratungs- und Informationsdienst

Die in den Bibliotheken verfügbaren Ressourcen machen sie zu einer bequemen Anlaufstelle für Unterstützung, Beratung oder Informationen. Die Bibliotheken erstellen Bibliografien, unterbreiten Vorschläge oder Empfehlungen für spezifische Fragen, beantworten allgemeine Anfragen und bieten Beratung für alle, die Informationen zu unserem Tätigkeitsbereich suchen. Die eingegangenen Anfragen beziehen sich auf eine große Bandbreite von Themen. Das reicht von der Frage nach dem Standort spanischer Buchhandlungen in der Stadt bis hin zu Informationen über hispanische Filme, die sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt befassen. 

Unsere Bibliotheken bieten auch Führungen für alle Benutzergruppen an, die unsere Einrichtungen und Dienstleistungen kennenlernen möchten. Darüber hinaus schulen die Bibliotheken die Benutzer in der Nutzung der verfügbaren Ressourcen. 

Neue Dienstleistungen

Ausleihe von elektronischen Geräten, Selbstverbuchung und digitale Ausweise

Immer mehr Bibliotheken bieten ihren Mitgliedern den Leihservice für E-Book-Reader an. Es handelt sich um einen individuellen Ausleihdienst, der den Nutzern Zugang zu verschiedenen digitalen Informations- und Dokumentationsquellen sowie die Nutzung der ihnen zur Verfügung stehenden digitalen Medien ermöglicht. 

Mit der Selbstverbuchung verwalten unsere Nutzer die Ausleihe, Verlängerung und Rückgabe von Medien selbstständig. Dieser Service beschleunigt den Prozess, verkürzt die Wartezeit für die Benutzer und ermöglicht es uns, die Öffnungszeiten zu verlängern. In Hamburg hat sich die Selbstverbuchung ohne Bibliothekspersonal bereits erfolgreich etabliert. Berlin wird diesem Beispiel in Kürze folgen.

Darüber hinaus bietet unser digitaler Bibliotheksausweis jederzeit und überall von mobilen Endgeräten aus die Möglichkeit, auf die Angebote der Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland zuzugreifen. 
 

Bevorstehende Projekte: Integration unseres Katalogs in den FID

Der Katalog der Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland wird demnächst Teil des Fachinformationsdienstes (FID) Romanistik sein. Auf diese Weise machen wir unsere Sammlungen sichtbarer und ermöglichen die Abfrage unseres Katalogs innerhalb Deutschlands. Wir stellen unsere Medien auch der Gemeinschaft der Hispanisten und der auf die Hispanistik im deutschen Kontext spezialisierten Forscher zur Verfügung.

Erlebnisräume und Orte der Begegnung

Die Ziele, die das Bibliotheksnetz des Instituto Cervantes in Deutschland mit der Organisation von Veranstaltungen verfolgt, sind vielfältig. Das erste und wichtigste Ziel besteht darin, die kulturellen Kenntnisse unserer aktuellen und potenziellen Nutzer über Spanien und Lateinamerika zu erweitern. 

Wir wollen zeigen, dass unsere Kultur viel reicher und vielfältiger neu gedacht werden kann, indem wir neue, weniger bekannte Autorinnen bzw. Intellektuelle vorstellen. 

Um mit kulturellen Vorurteilen, Stereotypen und Unwissenheit aufzuräumen, haben wir ein eigenes Veranstaltungsprogramm entwickelt, das Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Buchpräsentationen, Workshops, Wettbewerbe, Konzerte, Debatten, Filmvorführungen usw. umfasst. Bei diesen sollen unsere Nutzer nicht nur Zuschauer sein, sondern sich einbezogen fühlen.

 

»Der Gesamtkatalog und die gesamten Bestände des Bibliotheksverbundes des Instituto Cervantes mit mehr als 500 000 weltweit verteilter Titel ist über alle Bibliotheken des Instituto Cervantes in Deutschland im Rahmen der Fernleihe zugänglich.«

 

Bei diesen Aktivitäten kommt der menschliche Faktor ins Spiel. Unsere Bibliotheken und die Arbeit der Bibliothekare schaffen einen Mehrwert, den nur Interaktion, Austausch und Kommunikation von Wissen und Erfahrungen hervorbringen kann.

Ein gutes Beispiel dafür sind die in unseren Bibliotheken weit verbreiteten Leseclubs und Literaturtreffs. Sie bieten Menschen, die unsere Sprache lernen, einen Raum, in dem sie Spanisch üben und mit Muttersprachlern in Kontakt kommen können. Diese Begegnungen sind ein Mittel, um weniger bekannte Autoren oder Aspekte unserer Literatur zu entdecken, und sie sind zudem ein Forum der Diskussion und des Gedankenaustauschs, das für alle eine Bereicherung darstellt. In vielen Fällen dienen sie dazu, verschiedene Aspekte der deutschen und spanischen Literaturtradition vergleichend zu untersuchen, in anderen Gelegenheiten werden sie dazu genutzt, Ideen zu Themen auszutauschen, die für alle Gesprächspartner von Interesse sind. 

 

»In unseren Bibliotheken gibt es auch Veranstaltungen für Kinder, die wir nicht vergessen dürfen, da sie die Zukunft unserer Sprache und Kultur sind.«

 

In Deutschland gibt es einen hohen Anteil an gemischten Familien, in denen Deutsch und Spanisch gleichermaßen gesprochen wird. Im Instituto Cervantes in München richten sich etwa 22 Prozent der Spanischkurse an Kinder, in den Bibliotheken von Berlin, Hamburg und München ist ein großer Teil der Bibliotheksausweise an Kinder vergeben worden.

Aus diesem Grund gibt es in unseren Bibliotheken auch Veranstaltungen für Kinder, die wir nicht vergessen dürfen, da sie die Zukunft unserer Sprache und Kultur sind. Märchenerzählungen, Konzerte, Illustrationsworkshops, Treffen mit Autoren, Theater sind einige Beispiele unseres Angebots, um sicherzustellen, dass diese Kinder in Kontakt mit dem aufwachsen, was in vielen Fällen Teil ihrer Herkunftskultur ist. Dabei versuchen wir auch, Werte wie Toleranz, Respekt vor der Natur, die Stärkung der Rolle der Frau oder die Akzeptanz des Anderen zu vermitteln. Uns ist es wichtig, engagierte Bürger zu erziehen, die sich der Vielfalt der Welt, in der wir leben, bewusst sind.

Andererseits müssen wir nicht nur über eine vielfältige und umfangreiche Sammlung verfügen, sondern auch wissen, wie wir sie präsentieren können. Unsere Sammlungen brauchen Sichtbarkeit. Es nützt nichts, wunderbare Spezialsammlungen zu haben, wenn wir nicht alles tun, um sie unseren potenziellen und tatsächlichen Nutzern näherzubringen. 

Zu diesem Zweck laden wir regelmäßig wichtige Persönlichkeiten der hispanoamerikanischen Intellektuellenszene wie Juan Gabriel Vásquez, Alex Brendemühl oder Rosa Rivas als »Bibliothekare für einen Tag« ein. Sie sind Menschen, die mit ihren Empfehlungen aus unserer Bibliothek eine Brücke zwischen dem deutschen Publikum und der spanischsprachigen Literatur schlagen. Sie stellen Werke vor, die einen besonderen Einfluss auf ihren Weg als Leser und Schriftsteller hatten oder die sie als fundamental für unsere Literatur erachten. Ziel ist es, den Reichtum unserer Sammlungen zu zeigen und nicht nur die Neuheiten, die ohnehin leichter zugänglich sind.  

Dies sind nur einige Beispiele für die Arbeit, die wir in den Bibliotheken der Instituto-Cervantes-Zentren in Deutschland leisten, um zu zeigen, dass wir letztlich Räume der Bürgerbeteiligung sind, in denen man mit anderen Kulturen in Kontakt kommt, lernt, Spaß hat, sich bildet und, kurz gesagt, als Mensch wächst.

 

Weitere Informationen unter:

berlin.cervantes.es
bremen.cervantes.es
frankfurt.cervantes.es
hamburgo.cervantes.es
munich.cervantes.es

Cristina Barón Martin, in Madrid geboren, ist Bibliothekarin und arbeitet seit 1995 in den Bibliotheken des Instituto Cervantes. Zurzeit leitet sie die Bibliothek Mario Vargas Llosa in Berlin. Kontakt: bibber@cervantes.es.

Begoña Colmenero ist Bibliothekarin und arbeitet seit 2001 in den Bibliotheken des Instituto Cervantes. Zurzeit leitet sie die Bibliothek des Instituto Cervantes in München. Kontakt: bibmun@cervantes.es

Arturo Munguía wurde in Burgos geboren, ist Bibliothekar und arbeitet seit 2005 in den Bibliotheken des Instituto Cervantes. Zurzeit ist er als Bibliothekar des Instituto Cervantes in Hamburg tätig. Kontakt: bibham@cervantes.es.

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