Wenige Tage nach ihrem 72. Geburtstag ist Prof. Gabriele Beger in Hamburg nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. Als erste Frau in der fast 550-jährigen Geschichte der Bibliothek leitete sie von 2005 bis 2018 die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Als Beiratsvorsitzende des Hamburger Bibliothekenverbunds gestaltete sie die Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Bibliotheken der Stadt.
Gabriele Beger hat ihr ganzes berufliches Leben der Sache der Bibliotheken gewidmet: Am 24. April 1952 in Berlin-Treptow geboren, begann sie 1969 eine Ausbildung zur Bibliotheksassistentin und war von 1971 bis 2005 an der Berliner Stadtbibliothek tätig. Dort absolvierte sie berufsbegleitend zunächst ein bibliothekarisches Studium an den Fachschulen Leipzig und Berlin und anschließend von 1984 bis 1990 ein wissenschaftliches Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. In dieser Zeit war sie wissenschaftliche Assistentin des Direktors, Heinz Werner, einem der führenden Bibliotheksjuristen der DDR, und trat 1992 dessen Nachfolge als Direktorin der Berliner Stadtbibliothek an. 1996 führte sie die Einrichtung in die Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin, deren Vorstand sie bis zum Wechsel nach Hamburg angehörte.
Ab 1996 lehrte sie auch wie zuvor Werner am Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität, später ebenso als Professorin an der FH Potsdam und als Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg. 2002 wurde sie an der Humboldt Universität Berlin über den Interessenkonflikt zwischen Urheberrecht und elektronischen Bibliotheksangeboten promoviert, einem Thema das sich als ein roter Faden durch ihre berufliche Tätigkeit zog.
Als Hamburger Bibliotheksdirektorin mit ostdeutscher Biographie war sie auch auf nationaler Ebene eine prägende Persönlichkeit für das Zusammenwachsen der Bibliotheken in Ost und West. Sie engagierte sich für die Entwicklung des Deutschen Bibliotheksverbands zu einer wirksamen Lobbyorganisation für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken. 2006 bis 2009 war sie Bundesvorsitzende des dbv, außerdem seine erste Ethikbeauftragte.