Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat eine Zukunftsstrategie für die Öffentlichen Bibliotheken der Stadt. Am 18. Juli stellte er die Ergebnisse gemeinsam mit Volker Heller von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), und Cerstin Richter-Kotowski, der Vorsitzenden der Verbundkonferenz der Öffentlichen Bibliotheken, vor.
Wie die »Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten« mitteilt, umfasst die Strategie vier Handlungsfelder, die Zielsetzungen, Strukturen und Aufgaben beschreiben, mit denen die Berliner Öffentlichen Bibliotheken sich den Herausforderungen der wachsenden Stadt und den sich ändernden gesellschaftlichen und technischen Rahmendbedingungen stellen sollen können.
»Berlins Öffentliche Bibliotheken befinden sich in einem ständigen Wandel. Hier können Benutzerinnen und Benutzer aus einem reichen Wissens- und Medienschatz schöpfen und zwar nicht nur auf Papier, sondern zunehmend digital. Deshalb stärkt Berlin die Öffentlichen Bibliotheken der Stadt nachhaltig mit zusätzlichen Haushaltsmitteln für die digitalen Angebote«, sagt Müller.
Bibliotheken: keine reinen Bücherentleihstationen
Nach Einschätzung von Richter-Kotowski haben sich die Berliner Bibliotheken in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt, »weg von reinen Bücherentleihstationen hin zu Treffpunkten für Jung und Alt«. Bibliotheken seien heute nicht mehr vollgestopfte Regale mit verstaubten Büchern bis unter die Decke.
»Die digitale Stärkung der Öffentlichen Bibliotheken Berlins ist ein dringend erforderlicher Schritt in die richtige Richtung. So bleiben die Berliner Bibliotheken auch zukünftig in ihrem Medienangebot vielfältig und aktuell«, sagt Heller. »Wir können damit auch künftig die Teilhabe für alle Bibliotheksnutzer an Bildungschancen und der Welt digitaler Medien garantieren.«
Die Zukunftsstrategie für die Berliner Öffentlichen Bibliotheken wurde bereits am 5. Juli vom Senat beschlossen. Sie wurde in einem einjährigen Arbeitsprozess von der »Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten«, den für die Stadtbibliotheken zuständigen Bezirksstadträten sowie dem Vorstand der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) entwickelt.
Opposition kritisiert Zukunftsstrategie
Kritik an dem Senatsbeschluss kommt von Seiten der Opposition. In einer Stellungnahme mahnt die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sabine Bangert, dass sich die Berliner Bibliotheken in einer » dramatischen personellen und finanziellen Lage« befinden. Sparmaßnahmen und Rationalisierungsprozesse sowie die Auslegung der Kosten-Leistungs-Rechnung in den Bezirken bedrohten die Arbeitsfähigkeit und die Qualität. Jahrelang hätte der Senat Gutachten von Fachleuten zu den strukturellen Defiziten in der Bibliothekslandschaft ignoriert. Die Fraktionen von SPD und CDU hätten keinen Handlungsbedarf gesehen.
Auch die Zukunft der ZLB sei eine einzige Hängepartie. Für einen Neu- oder Erweiterungsbau gebe es im Haushalt keine Finazplanung. »Die ZLB kann die an sie gestellten Ansprüche schon lange nicht mehr erfüllen – sie platzt aus allen Nähten«, sagt Bangert. Vor allem bei der Bereitstellung neuer digitaler Angebote gebe es einen großen Investitionsstau. Bedarf und zukünftiger Standort sind nach wie vor ungeklärt.
Der Zukunftsstrategie für die Öffentlichen Bibliotheken in Berlin setzen die Grünen einen eigenes Konzept »Bibliotheken in Berlin stärken« entgegen. Das sieht unter anderem internsive Programmarbeit für unterschiedliche Nutzergruppen, die Modernisierung der digitalen Infrastruktur und einen niedrigschwelligen Zugang zu Bildung vor.
1,9 Millionen Euro für digitale Angebote
Michael Müller will seine Zukufntsstrategie indess schnell mit Leben füllen. Als ersten konkreten baustein zur Umsetzung gab er den Startschuss für das vom Land Berlin geförderte Projekt »Digitale Welten«. 2016 und 2017 sollen insgesamt 1,9 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt in Online-Angebote und entsprechende Technik und Endgeräte in den Bibliotheken investiert werden. Die neuen Angebote sind auf http://www.voebb.de sichtbar. Neben den Online-Angeboten werden mit dem kommenden Schuljahr in allen Öffentlichen Bibliotheken Berlins auch E-Book-Reader zur Ausleihe zur Verfügung stehen. In der Leseförderung sollen dann überall Tablets eingesetzt werden können. Das E-Book-Angebot werde mit 15 eCircle-Geräten sichtbar gemacht. In den kommenden Jahren werde das digitale Angebot sukzessive weiter ausgebaut.