[caption id="attachment_8251" align="alignleft" width="597"] Die Bayerische Staatsbibliothek hat mit einem sogenannten Tripitaka aus der Mongolei eine seltene Schenkung erhalten. Dabei handelt es sich um einen buddhistischen Kanon in mongolischer Sprache. Fotos: Bayerische Staatsbibliothek[/caption]
Außergewöhnlich sind Inhalt und Umfang der jüngsten Schenkung an die Bayerische Staatsbibliothek: ein Tripitaka aus der Inneren Mongolei, ein 400 Bände starker buddhistischer Kanon in mongolischer Sprache. Wie die Bayerische Staatsbibliothek jetzt mitteilt, besitzt sie damit das bislang einzige Exemplar der Neuausgabe des mongolischen Tripitaka in Deutschland.
Spender sei der »ehrwürdige Meister« Chin Kung (geb. 1927), ein international angesehener buddhistischer Lehrer. Mit der Schenkung des voluminösen Werkes erfülle sich ein lange gehegter Wunsch der Bayerischen Staatsbibliothek, denn buddhistische Textquellen in zahlreichen Sprachen des buddhistischen Kulturkreises bilden einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt in der Sammlung asiatischer Drucke und Handschriften der Bibliothek. »Mit dem mongolischen Tripitaka ist uns eine bedeutende Ergänzung zu unserer umfangreichen Sammlung kanonischer Ausgaben zum tibetischen Buddhismus und zur buddhistischen Kultur der Mongolei gelungen«, sagt Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Staatsbibliothek. Die Büchersendung erreichte München in 41 Paketen und nimmt etwa zwölf Regalmeter ein.
Neu editierte mongolische Gesamtausgabe des Tripitaka
Bei dem 2007 bis 2010 entstandenen Werk handelt es sich um eine neu edierte mongolische Gesamtausgabe des Tripitaka (dt.: Dreikorb). Das Tripitaka gilt als authentische Grundlage des buddhistischen Kanons. Im tibetischen Buddhismus wie er in der Mongolei praktiziert wird, besteht es aus zwei elementaren Teilen: dem Kanjur, der die Lehren des Buddha sowie die Ordensregeln enthält und dem Tanjur, den philosophischen Abhandlungen und Kommentaren. Es beinhaltet zudem tantrische Schriften des esoterischen Buddhismus, der die Religionstradition in Tibet und der Mongolei entscheidend prägte. Die der Bibliothek gespendete Gesamtausgabe umfasst 108 Bände des Kanjurs und 226 Bände des Tanjurs, außerdem Texte von zwei buddhistischen Lehrmeistern und sogenannte Schatzbücher, Geheimtexte der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus.
Vorlage für das Gros der faksimilierten Bände sind Originalabzüge des mongolischen Tripitaka aus dem 18. Jahrhundert, dessen Herstellung zwei chinesische Kaiser der Qing-Zeit gefördert hatten. Auf Geheiß von Kaiser Kangxi (reg. 1661-1722) wurde zwischen 1718 und 1720 der mongolische Kanjur in einer Prachtausgabe angefertigt, für die 45 000 Druckplatten geschnitten wurden. Sein Enkel Qianlong (reg. 1736-1796) ließ von 1742 bis 1749 die Kommentarsammlung Tanjur aus dem Tibetischen ins Mongolische übersetzen und ebenfalls anschließend drucken. Beide Drucklegungen waren Mammutprojekte in intellektueller, technischer und finanzieller Hinsicht.
red / 21.2.2017
[caption id="attachment_8252" align="alignleft" width="150"] Vier handschriftliche Seiten mit tibetischen Einschüben aus dem Band 2 der Schatztexte des mongolischen Tripitakas.[/caption]
[caption id="attachment_8253" align="alignleft" width="150"] Das mongolische Tripitaka der Bayerischen Staatsbibliothek: Blick auf 400 Bände buddhistische Schriften.[/caption]