Der internationale Bibliotheksverband IFLA hat Stellung zum Krieg in der Ukraine bezogen. Die IFLA verurteilte in ihrer Stellungnahme den russischen Einmarsch und äußerte ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und mit den Kolleginnen und Kollegen, die in ukrainischen Bibliotheken arbeiten. Die IFLA erklärte weiter, dass sie an keinerlei Veranstaltungen in Russland teilnehmen würden – weder physisch noch virtuell. Einen Ausschluss der russischen Mitglieder aus der IFLA wird es jedoch nicht geben. Nachfolgend die Stellungnahme des IFLA Governing Boards in der deutschen Übersetzung:
Die IFLA steht in Solidarität mit unseren Kollegen in der Ukraine und schließt sich der internationalen Gemeinschaft in einem dringenden Aufruf zu einem Waffenstillstand an. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern und unseren Kollegen, den Bibliotheks- und Informationsmitarbeitern in der Ukraine, die mit ihren Gemeinden unter einer humanitären und menschenrechtlichen Katastrophe leiden.
Die IFLA erkennt an, dass, wenn Staaten bewaffnete Gewalt einsetzen, die einfachen Bürger auf allen Seiten die Opfer sind. Im Laufe der Geschichte wurden Bibliotheken, Einrichtungen des kulturellen Erbes, Literatur, Sprache und Ideen in Konfliktzeiten direkt angegriffen. Die IFLA fordert ein sofortiges Ende des Konflikts zum Schutz von Menschen, Ideen, Bibliotheken und Kultur in Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsgesetzen und der Haager Konvention von 1954 zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und ihren beiden (1954 und 1999) Protokollen.
Die IFLA bekräftigt nachdrücklich ihre Grundwerte Meinungsfreiheit, Zugang zu Informationen, qualitativ hochwertige Dienstleistungen und die Verpflichtung, Vielfalt und Inklusion in all ihren Formen wertzuschätzen. Die IFLA ist davon überzeugt, dass Bibliothekare und Informationsfachleute auf der ganzen Welt die gleichen inneren Werte teilen. Daher kann es nicht beabsichtigt sein, Bibliotheken und Bibliothekare aufgrund ihrer Nationalität auszuschließen oder zu isolieren. Dies ist besonders wichtig, wenn die Ausübung der individuellen Meinungsfreiheit mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden ist.
Das Governing Board der IFLA hat die Korrespondenz und die Forderungen nach Ausschluss der russischen IFLA-Mitglieder erörtert. Laut Satzung liegen derzeit die Ausschlussvoraussetzungen nicht vor und es fehlt der erforderliche Nachweis für ein Verhalten der Mitglieder, das einen triftigen Ausschlussgrund darstellen würde. Diese Entscheidung wurde einstimmig auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag, den 18. März 2022 getroffen. Der Vorstand entschied außerdem, dass die IFLA an keinerlei virtuellen oder physischen Veranstaltungen in der Russischen Föderation teilnehmen wird, bis die Situation friedlich gelöst ist.
Seit Beginn der Angriffe auf die Ukraine arbeitet die IFLA aktiv mit hochrangigen internationalen Organisationen zusammen, die sich auf die Bedrohung des kulturellen Erbes, der Bibliotheksgebäude, der Sammlungen und ihrer Mitarbeiter konzentrieren. Die IFLA handelt nicht allein, sondern arbeitet mit Blue Shield International und der UNESCO an Plänen und Maßnahmen zum Schutz des dokumentarischen Erbes und der Bibliothekssammlungen. Dies geschah in Abstimmung mit anderen Gründungsorganisationen von Blue Shield, ICOM, ICA und ICOMOS sowie mit der ukrainischen Bibliotheksvereinigung. Eine IFLA-Task Force wurde eingerichtet, die Experten aus einer Reihe von IFLA-Ausschüssen umfasst, um an praktischen Aufgaben zu arbeiten, die die Stärken der IFLA nutzen und durch Kommunikation mit Interessenvertretern vor Ort unsere Kollegen in der Ukraine unterstützen können.
Das kulturelle Erbe gehört der gesamten Menschheit und die IFLA appelliert an Bibliotheken und Bibliothekare auf der ganzen Welt, einen Waffenstillstand zu fordern und sich mit unseren Kollegen in der Ukraine solidarisch zu zeigen.
IFLA Governing Board