Die Frankfurter Buchmesse und das spanische Ministerium für Bildung, Kultur und Sport haben – im Beisein des spanischen Verlegerverbandes – eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, um den Auftritt von Spanien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2021 vorzubereiten. Damit wäre Spanien genau 30 Jahre nach seinem letzten Ehrengastauftritt in Frankfurt präsent. Zu den meistgelesenen und wichtigsten zeitgenössischen spanischen Autoren gehören Fernando Aramburu, Dolores Redondo, Carlos Ruiz Zafón, Javier Marías, Almudena Grandes und Arturo Pérez-Reverte. Die spanische Sprache wird von rund 500 Millionen Menschen gesprochen und ist somit eine der lebendigsten Sprachen weltweit.
Wie die Frankfurter Buchmesse mitteilte, bezeichnen die beiden Partner diesen Ehrengastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse als »herausragende Möglichkeit«, die Entwicklungen und Strömungen in der spanischen Kultur der letzten Jahrzehnte aufzuzeigen und die spanische Literatur und Autoren einem internationalen Publikum vorzustellen. Ein weiteres Ziel des Auftrittes sei es, die Kreativ- und Kulturbranche Spaniens international zu vernetzen.
Kulturschaffende stehen in Spanien vor Herausforderungen
»Spanien durchlebt derzeit – wie viele andere Länder Europas – sehr bewegte Zeiten, in denen wir politische Spannungen und ein Auseinanderdriften der Perspektiven beobachten«, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung. »Kulturschaffende und Literaten stehen vor der besonderen Herausforderung, diese Zeiten nicht nur auszuleuchten und zu dokumentieren, sondern auch konstruktiv umzudeuten und Brücken zu bauen.«
Die Frankfurter Buchmesse gilt als die wichtigste Buch- und Medienmesse weltweit. Jedes Jahr nehmen rund 286 000 Besucher aus 125 Ländern teil, darunter rund 170 000 Fachbesucher. 10 000 akkreditierte Journalisten und Blogger aus 75 Ländern berichten jedes Jahr live über die rund 4 000 Events und Aktivitäten, die während der Buchmesse stattfinden.
Die weltweite Resonanz der Frankfurter Buchmesse möchten der spanische Verlegerband und das Kulturministerium 2021 dazu nutzen, neue Einblicke in die kulturelle Landschaft Spaniens und ihre wichtigsten Teilbereiche zu vermitteln. Dabei sollen die Vielfalt und die Innovation in der Kultur- und Kreativbranche eine zentrale Rolle spielen. Neben der klassischen Buchbranche wollen sich auch Teilnehmer anderer Branchen – visuelle Künste, Kulturerbe, Film, Fernsehen, Radio, Musik, Games, Gastronomie etc. – präsentieren.
Buchbranche von Spanien durchlebt beispiellosen Wandel
Der Ehrengastauftritt knüpft an das Leseförderungsprogramm 2017 bis 2020 an, das unter dem Motto »Leer te da vidas extra« (»Lesen schenkt dir mehrere Leben«) vom Secretaría de Estado de Cultura am 3. Mai 2017 verabschiedet wurde sowie an das »Kulturprogramm 2020«, dessen übergeordnetes Ziel in der Verbreitung der Kultur Spaniens im internationalen Rahmen besteht.
Nach Buchmessen-Angaben hat die spanische Buchbranche seit dem bis dato letzten Auftritt Spaniens als Ehrengast 1991 einen beispiellosen Wandel durchlebt. Dieser zeichnet sich durch eine neue kulturelle Vielfalt aus. Mit durchschnittlich 80 000 Neuerscheinungen pro Jahr positioniert sich Spanien als eines der Länder mit der größten Buchproduktion weltweit.
Die Buchbranche ist eine der wichtigsten wirtschaftlichen Triebfedern innerhalb des spanischen Kultursektors. Laut dem vom Ministerium für Bildung, Kultur und Sport veröffentlichten »Jahrbuch für Kulturstatistik 2016« trug die Buch- und Presseverlagsbranche im Jahr 2014 0,9 Prozent zum Gesamtbruttoinlandsprodukt sowie 34,1Prozent zum Gesamtbruttoinlandsprodukt der Kulturwirtschaft bei. Somit ist das Verlagswesen die wichtigste Kulturindustrie Spaniens – und ein starker Jobmotor: 2015 arbeiteten 515 000 Personen in der Branche, darunter waren 49 500 (9,6Prozent) im Verlagswesen (Buch, Presse und sonstige) beschäftigt.
Laut aktuellen Zahlen der International Publishers Association ist Spanien einer der vier wichtigsten europäischen Märkte nach Deutschland, Großbritannien und Frankreich.
red / 16.11.2017