Erfurt. Die Leistungsfähigkeit der Bibliotheken zu verbessern und gute Arbeit durch ein Zertifikat sichtbar zu machen – das sind die zentralen Ziele des Projektes »Qualitätsmanagement in Öffentlichen Bibliotheken in Thüringen«. Zur Auftaktveranstaltung trafen sich Ende des vergangenen Jahres Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Öffentlichen Bibliotheken Thüringens sowie Vertreterinnen und Vertreter der Träger im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei.
[caption id="attachment_7917" align="alignleft" width="300"] Spannende Themen und aufmerksame Zuhörer bei der Auftaktveranstaltung des Projektes »Qualitätsmanagement in Öffentlichen Bibliotheken in Thüringen«. Foto: Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen[/caption]
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort von Elke Harjes-Ecker von der Thüringer Staatskanzlei. Sie betonte, dass die Öffentlichen Bibliotheken in Thüringen mit den gesellschaftlichen Veränderungen schon immer kompetent umgegangen seien und auch unter schwierigen Rahmenbedingungen gute Arbeit geleistet hätten. Harjes-Ecker machte deutlich, dass heute eine rein quantitative Bewertung der Leistung von Bibliotheken, etwa die Messung der Ausleihzahlen, nicht mehr zeitgemäß sei und neue Bewertungsmaßstäbe gebraucht würden. Genau hier könne ein Qualitätszertifikat ein sichtbares Zeichen der Leistungsfähigkeit einer Bibliothek sein. Mit der Veranstaltung machten sich die Öffentlichen Bibliotheken auf den Weg, den 2016 veröffentlichten Bibliotheksentwicklungsplan umzusetzen und mit Leben zu füllen. Für dieses Engagement dankte sie den Teilnehmenden.
Im Einführungsvortrag gab Meinhard Motzko, Geschäftsführer des PraxisInstituts in Bremen, einen Überblick über Qualitätsmanagementsysteme. Er wies darauf hin, dass Qualitätssicherung eines Steuerungssystems bedürfe, und betonte, dass Qualitätsmanagement eine zentrale Aufgabe der Bibliotheksleitung sei und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubeziehen seien. Motzko beschrieb wichtige Aufgaben, die für eine Qualitätssicherung unverzichtbar sind – etwa die Definition von Zielen und Zielgruppen sowie deren Anforderungen an die Bibliothek. Er rief die Träger auf, die Bibliotheken bei diesem Prozess zu unterstützen und ihre Erwartungen klar zu beschreiben. Darauf aufbauend müssten Maßnahmen und Mittel zur Zielerreichung festgelegt, die Wirksamkeit überprüft und die geplanten Maßnahmen gegebenenfalls angepasst werden.
Berichte aus der Praxis
Dem Vortrag folgten zwei Berichte aus der Praxis. Zunächst stellte Marion Gamper vom Amt für Bibliotheken und Lesen in Bozen das Qualitätsmanagementprogramm der Bibliotheken in Südtirol vor. Sie berichtete, dass das Programm von den Bibliotheken sehr gut angenommen wurde, und erklärte, wie wichtig es sei, Standards festzulegen. Das Herzstück im Qualitätsmanagementprozess sei das Audit, bei dem die Bibliotheken die festgelegten Standards überprüfen. Dabei gehe es um Hilfestellung und Weiterentwicklung, nicht um Kontrolle. Gamper appellierte an die Träger der Bibliotheken, sich am Qualitätsmanagementprozess zu beteiligen, um einen Einblick in die Arbeit der Einrichtungen zu erhalten und gegebenenfalls Unterstützung bieten zu können. Sie betonte, dass sich das Ansehen vieler Bibliotheken beim Träger und bei den Nutzern durch die Teilnahme am Qualitätsmanagementprogramm deutlich verbessert habe.
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Danach sprach Günter Bassen, Leiter der Büchereizentrale Niedersachsen in Lüneburg, über das Qualitätsmanagementprogramm in Niedersachsen. Er ging auf verschiedene Kriterien ein, die von den Bibliotheken erreicht werden müssen, um das niedersächsische Qualitätssiegel zu erhalten. Er hob hervor, dass die Bibliotheken, die sich bisher beteiligt haben, ihre Angebots- und Dienstleistungsqualität verbessern, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Bibliothek und Träger intensivieren und ihr Image aufwerten konnten.
Anschließend gab Martin Lampert vom Institut der Thüringer Wirtschaft (IWT) in Erfurt einen kurzen Überblick über den Prozess zur Erreichung des Qualitätssiegels. Er betonte, dass es nicht um die Beschreibung von Fehlern gehe, sondern um kontinuierliche Verbesserung der Arbeit und die Erreichung von Qualität.
Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Sabine Brunner, Leiterin der Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, das Qualitätssiegel für Thüringer Öffentliche Bibliotheken sowie die nächsten Projektschritte vor. Sie hob hervor, dass jede Kommune ihren eigenen Weg finden müsse und dass dafür ein Bibliothekskonzept und der 2016 veröffentlichte Bibliotheksentwicklungsplan die wichtigste Grundlage seien.
Heike Meier, Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen / 5.1.2017