Die wachsende Zahl an Zuwanderern, Asylantragstellern und Flüchtlingen in Deutschland stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Bibliotheken im öffentlichen wie im wissenschaftlichen Bereich haben sich auf die neue Situation eingestellt, auf diese neue Bevölkerungsgruppe reagiert und Angebote für alle Altersstufen dieser Zielgruppen entwickelt. Unter den Stichworten »Willkommenskultur« und »Integration« betreten viele Bibliotheken dabei häufig Neuland. Erfahrungen mit dem Umgang dieser Zielgruppe fehlen oftmals, Materialien sind nicht oder begrenzt vorhanden, Bibliothekspersonal mit entsprechenden Sprachkenntnissen und Erfahrungen fehlt häufig. In den USA haben die Bibliotheken bereits seit Generationen mit der Zielgruppe »Einwanderer« Erfahrungen sammeln können. Der Begriff »Services for Immigrants« ist geläufig im Kontext der Bibliotheksarbeit.
In Deutschland konzentriert sich das Engagement vieler Bibliotheken aktuell insbesondere auf die Bereitstellung von und den Zugang zu Informationen, die Ermittlung und Erstellung von Informationen in entsprechenden Fremdsprachen und die Unterstützung der Neuankömmlinge. In den USA sind die Angebote weniger auf die Lösung akuter Notsituationen ausgerichtet, sondern langfristiger entwickelt auf die möglichst reibungslose und erfolgreiche Integration der Menschen von sehr unterschiedlicher kultureller Herkunft in die Gesellschaft. Die wichtige Aufgabe, die amerikanische Bibliotheken bei dem Integrationsprozess übernehmen, hat bei Gesellschaft und Politik in den USA einen hohen Akzeptanz- und Anerkennungsgrad.
Hier einen Informations- und Erfahrungsaustausch herbeizuführen, von Best Practice zu lernen und mit neuen Lösungsansätzen den Übergang von einer Konzentration auf die Milderung einer akuten Ausnahmesituation hin zu einem langfristigen Integrationsprozess einer großen und heterogenen Gruppe von Menschen aus unterschiedlichen Ländern in die Gesellschaft vorzubereiten und mitzugestalten zu können, ist Ziel des Programms »Librarian in Residence« für 2016.
Das »Librarian in Residence«-Programm des Goethe-Instituts New York 2016 ist dem Thema »Bibliotheksangebote für Flüchtlinge« gewidmet.
Der/Die StipendiatIn wird in einem dreiwöchigen Aufenthalt Gelegenheit geboten, sich einen Eindruck von den besonderen Herausforderungen sowie Erfahrungen in amerikanischen Bibliotheken zu verschaffen und sich über maßgeschneiderte Serviceangebote und Partnerschaftsprogramme spezielle für Flüchtlinge in den USA zu informieren.
Das Programm »Librarian in Residence« wird seit 2008 vom Goethe-Institut New York und Bibliothek & Information International (BII), der für den internationalen Fachaustausch zuständigen Kommission von Bibliothek & Information Deutschland (BID), ausgeschrieben. Das Goethe-Institut und BII übernehmen die Reisekosten sowie die Kosten der Unterkunft des »Librarian in Residence«. Das Goethe-Institut unterstützt den/die StipendiatIn zudem bei der Planung des Fachprogramms, der Reisevorbereitung und der Kontaktaufnahme vor Ort.
Von dem/der StipendiatIn wird erwartet, dass Eindrücke während des Aufenthalts im »Librarian in Residence«-Blog des Goethe-Instituts New York aktuell dokumentiert und Erfahrungen in den eigenen beruflichen Kontext in Deutschland sowie in die öffentliche Fachdiskussionen eingebracht werden. Außerdem erstellt er/sie einen Abschlussbericht,
der auf der Webseite von BII veröffentlicht wird und verfasst einen Artikel für die Fachpresse über einschlägige Ergebnisse des Aufenthalts. Darüber hinaus wird der/die StipendiatIn ermutigt, eine Präsentation für den deutschen Bibliothekartag einzureichen.
Gute englische Sprachkenntnisse sind zwingend erforderlich.
Zur Bewerbung
Wenn Sie sich für das Programm interessieren, schicken Sie Ihre Bewerbung bitte bis zum 10. Juni 2016 an: Elisabeth Pyroth, Leiterin des Bereichs Information & Bibliothek des Goethe-Instituts New York, elisabeth.pyroth@newyork.goethe.org.
Goethe-Institut, 19.5.2016