Öffentliche Bibliotheken müssen sich im Rahmen ihres Auftrages zu rechten Sachbüchern positionieren und sollten dies auf einer soliden und informierten Grundlage tun. Über einen offensiven und differenzierten Umgang sowie die enge und weite Kontextualisierung solcher Bücher können sie einen Beitrag zur Rechtsextremismusprävention und Demokratieförderung leisten.
In ihrer aktuellen Bachelorarbeit »Sachbücher des politisch rechten Randes in Öffentlichen Bibliotheken« gibt Kirstin Grantz unter anderem auf Grundlage von Experteninterviews klare Handlungsempfehlungen. Sie rät zu einem offensiven Ansatz, der auf rechtlichen, berufsethischen und fachlichen Standards basiert:
- Bücher des demokratischen rechten Meinungsspektrums sollten im Bestand vertreten sein. Voraussetzung für die Erwerbung ist ein ausgewogener, kontextualisierender Bestand und eine weite Kontextualisierung über die Veranstaltungsarbeit. Bei antidemokratischen Büchern wird empfohlen, einige exemplarisch zur Darstellung rechtsextremer Weltbilder geeignete Titel zu erwerben und ergänzend zur weiten Kontextualisierung und zum ausgewogenen Bestand auch eine enge Kontextualisierung, zum Beispiel über Druckexemplaren beigelegte Faktenchecks oder Hinweise auf kontextualisierende Informationen, der einzelnen Bücher vorzunehmen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass je nach Situation einzelner Bibliotheken eine Erwerbung und Kontextualisierung rechter Sachbücher eventuell nicht oder nur begrenzt möglich ist und alternativ die Bereitstellung über den Leihverkehr genutzt werden sollte.
- Im Umgang mit rechten Sachbüchern muss differenziert werden, wo innerhalb des rechten Spektrums sie inhaltlich einzuordnen sind. Es sollte diskutiert werden, wer die dafür notwendige Analyse einzelner Bücher leisten kann (die Bibliotheken, die Lektoratskooperation, die Verbände oder andere?) und auf welcher Grundlage Einordnungen vorgenommen und Erwerbungsempfehlungen ausgesprochen werden können.
- Unterstützende Angebote für Öffentliche Bibliotheken sollten unter Berücksichtigung der lokalen Situation weiter ausgebaut werden. Insbesondere sollten Konzepte der Rechtsextremismusprävention und Demokratieförderung adaptiert, ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch gefördert und Fortbildungen zur Vermittlung von Hintergrundwissen zum rechten Spektrum, zu Autoren und Autorinnen sowie Verlagen angeboten und Informationspools für Lektoren und Lektorinnen aufgebaut werden.
Der ausführliche Beitrag von Kirstin Grantz mit weiteren Hinweisen und Hintergrundinformationen ist in der aktuellen BuB-Ausgabe (Doppelheft August/September) nachzulesen.
red. / 6.8.2020