Der Bibliothekar als Held

Die soziale Funktion von Bibliotheken wird auch hierzulande in Fachkreisen immer wieder intensiv diskutiert. Ein besonderer Aspekt, der Umgang mit Obdachlosen und anderen Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, wird derzeit in einem aktuellen US-Spielfilm beleuchtet, der seit Anfang dieser Woche auch in deutschen Kinos läuft: »Ein ganz gewöhnlicher Held« mit prominenter Besetzung (Christian Slater, Alec Baldwin, Emilio Estevez).

 

Der Film spielt in der Öffentlichen Bibliothek von Cincinnati (Ohio). Eine arktische Kältewelle sorgt in dem US-Bundesstaat für eine politische Krise. Täglich suchen Obdachlose die größte Öffentliche Bibliothek der Stadt auf, um sich zu waschen und in den beheizten Räumen Zuflucht zu finden. Die Krise erreicht ihren Höhepunkt, als die Obdachlosen beschließen, die Bibliothek nicht mehr zu verlassen. Die städtischen Unterkünfte sind bereits wegen Überfüllung geschlossen. Ist die Besetzung ein durch die Notsituation gerechtfertigter Akt des sozialen Ungehorsams oder eine »Geiselnahme«, wie rechte Medien schreiben? Die gesellschaftspolitische Frage des Umgangs mit benachteiligten Menschen wird hier in der Institution Bibliothek verhandelt. Der Film stellt eindrücklich zur Schau, dass die Aufgaben einer Bibliothek weit über ihre Kernfunktion der Informationsbeschaffung hinausgehen.

 

In der Presse gibt es zahlreiche Rezensionen, zum Beispiel hier.

 

Die Bibliothek ist damit binnen eines Jahres Schauplatz von zwei großen Kinoproduktionen. Dass Bibliotheken mehr sind als Orte, die Medien zur Verfügung stellen, zeigte bereits Mitte vergangenen Jahres Regisseur Frederick Wiseman mit »Ex Libris«. In dem über dreistündigen Dokumentarfilm wird die New York Public Library als Ort der Informationsfreiheit, aber auch als Ort der sozialen Teilhabe am Wissen dargestellt – und damit als wichtiger Pfeiler der Demokratie.

red / 1.8.2019

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