Bibliothekskongress 2019: Medienzugang für Jedermann und Digitalisierung sind dominierende Themen

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[caption id="attachment_12872" align="alignleft" width="597"] Die Eröffnungspressekonferenz mit Oliver Zille (Leipziger Buchmesse), Heinz-Jürgen Lorenzen (BID), Prinzenssin Laurentien der Niederlande, Francine Houben und Ulrich Johannes Schneider (UB Leipzig). Foto: Bernd Schleh[/caption]

 

 

 

Mit einem Fokus auf die Zukunft der Bibliotheken startete am 18. März 2019 der 7. Bibliothekskongress. Veranstaltet vom Dachverband der deutschen Bibliotheksverbände Bibliothek und Information Deutschland (BID) kommen bis zum 21. März 2019 mehr als 4.000 Teilnehmer ins Congress Center Leipzig, um gemeinsam das Motto „Bibliotheken verändern“ zu diskutieren und Lösungsansätze auf den Weg zu bringen. Sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche Bibliotheken sind mitten im Veränderungsprozess und erweitern ihre Positionierung als Schnittstelle für Wissenserwerb und Austausch. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Fragestellungen rund um die Digitalisierung sowie die Positionierung der Bibliotheken als „Dritte Orte“ - Kommunikations-, Interaktions- und Erlebnisräume neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz. Begleitet wird der Kongress, der im Rahmen der Leipziger Buchmesse stattfindet, von einer Fachausstellung. Partnerland des Bibliothekskongresses sind die Niederlande, die mit ihren zukunftsorientierten Bibliotheken international eine Vorreiterrolle einnehmen.

 

„Mit unserem Motto ‚Bibliotheken verändern’ setzen wir eine klare Botschaft. Denn egal welches Alter, Herkunft oder Bildungsschicht ein Mensch besitzt, Bibliotheken bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu haptischen sowie digitalen Medien und somit zum Wissen unserer Zeit. Sie nehmen damit eine Vorreiterrolle zur Teilhabe in unserer Gesellschaft ein“, sagt Heinz-Jürgen Lorenzen, Präsident des BID. Aber auch im wissenschaftlichen Bereich setzen die Bibliotheken zukünftige Maßstäbe. Lorenzen: „Vor allem die digitale Aufbereitung von Forschungsdaten spielt eine immer größere Rolle. Themen wie Open Access, Open Data oder Open Science sind Strategien, die das Publizieren von wissenschaftlichen Aufsätzen und damit die Forschung nachhaltig verändern werden. Auch das Potenzial von Blockchain-Technologien lässt sich aktuell nur erahnen, nimmt aber bereits einen breiten Raum im Bibliothekskongress ein. Die kommenden Tage sind ein Schaufenster in eine neue Ära der Bibliotheken.“

Über 260 Vorträge geben Zukunftsthemen breiten Raum

Dem stimmt auch Ulrich Johannes Schneider zu. Der Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig und zugleich Vorsitzender des Ortskommittees betont: „Bereits zum zweiten Mal geben wir mit den Plenarpanels im Rahmen des Bibliothekskongresses den wichtigsten Zukunftsthemen breiten Raum. Wir diskutieren digitale Strategien und Lösungen genauso intensiv wie Personalfragen in Zeiten des Fachkräftemangels und eruieren Innovationsstrategien bei gleichzeitig offener Fehlerkultur.“ Dabei wagen die Branchenexperten nicht nur einen Blick über den Tellerrand, sondern nutzen bewusst die Kompetenzen externer Profis, um ein unvoreingenommenes Urteil ihrer Zunft zu erhalten. Mit mehr als 260 Vorträgen an den vier Veranstaltungstagen erwartet die Teilnehmer umfassender Input für die künftigen Herausforderungen. Besonderes Interesse wird sicherlich der Vortrag der renommierten niederländischen Architektin Francine Houben finden, die für zahlreiche Bibliotheksbauten in aller Welt verantwortlich zeichnet und aktuell bei der Sanierung der New York Public Library federführend ist. Die bereits mehrfach ausgezeichnete Architektin besitzt große Expertise bei der Gestaltung von Bibliotheken als Dritte Orte und stellt zugleich ihre Initiative „Eye opener“ vor, die Innovationen von Bibliotheken aktiv fördert.

Fachausstellung ausgebucht

Mit rund 150 Ausstellern aus neun Ländern ist die Fachausstellung wie bereits zur Vorveranstaltung ausgebucht. „Verankert mit der Leipziger Buchmesse bildet der 7. Bibliothekskongress in Leipzig somit den idealen Auftakt für eine spannende Woche der Literatur- und Medienwelt“, sagt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse und ergänzt: „Nur wer früh zum Buch greift, wird später lesen können. Und nur wer sich früh mit Geschichten auseinandersetzt, wird sie reflektieren. Aus diesem Grund sind im Mosaik der Buchbranche die Bibliotheken einer der wichtigsten Partner, um diese Aufgabe zu erfüllen, eben weil Arbeit, Schule oder das Zuhause es nicht allein leisten können.“

Lebendiges Schaufenster für digitale Bildung

Genau dabei setzen moderne Bibliotheken an. Denn für Kinder und Jugendliche wird die Bibliothek zu einem multifunktionalen und multimedialen Lern- und Spielort, der sich in Bezug auf den Medienbestand und die Raumgestaltung durchgehend an der kindlichen Lebenswelt orientiert. Allen Kindern werden reichhaltige Einsichten im Umgang mit den unterschiedlichsten Medien vom Buch über Film, Hörspiel bis hin zum Computer und der kritischen Reflexion ihrer Nutzung ermöglicht. Wie das funktioniert, kann man auf der Leipziger Buchmesse 2019 mit dem digitalen Lernprojekt „Werkstatt+“ live erleben. Organisiert wird das lebendige Schaufenster der Bibliothek 4.0 von der European Learning Industry Group (ELIG) in Zusammenarbeit mit der Leipziger Buchmesse und der Westermann Gruppe. Auch der Verband Bibliothek und Information Deutschland (BID) und Berufsverband Information Bibliothek (BIB) sind als innovative Bildungspartner mit dabei.

 

Auf diese Weise wird ein neues Format für vernetztes, praxisnahes Lernen geschaffen. Die für Austausch und offene Partizipation konstruierte „Werkstatt+“ zeigt die Bibliothek als Dritten Ort, als Raum der Vernetzung, Kreativität und Wissenserweiterung. Verschiedene Themeninseln lassen die Vielseitigkeit der modernen Bibliothek lebendig werden: Bei #bibstories geht es um digitale Leseförderung mit Beebots, Coding oder Instastories, mediale Interaktion sowie Aktionen rund um Informationssouveränität und Partizipation. Die Themeninsel Storytelling präsentiert eine Schreibwerkstatt und das Arbeiten mit Storyboard, Buchtrailern oder Comic-Apps. Die Medienwerkstatt behandelt journalistisches Recherchetraining und Themen wie Digital Literacy, Social-Media-Konzeption und Informationssouveränität. Über alle Inseln hinweg zieht sich das Thema politische Bildung, sei es durch Workshops zu „Fake News“, Kinderrechten, Copyright, wissenschaftlichem Arbeiten oder Community Building.

Partnerland Niederlande: Royales Engagement für Leseförderung

Damit präsentiert das digitale Projekt „Werkstatt+“ einen Bibliothekscharakter, den die Niederlande als Partnerland des 7. Bibliothekskongresses seit vielen Jahren forcieren. Mit der Etablierung der Bibliotheken als Dritter Ort nehmen die Niederlande dabei international eine Vorreiterrolle ein. Der Besuch der niederländischen Prinzessin Petra Laurentien Brinkhorst, die sich zugleich als ehrenamtliche UNESCO-Botschafterin für Alphabetisierung engagiert, schlägt eine gewinnbringende Brücke zum Wissenstransfer für die deutschen Teilnehmer des Bibliothekskongresses und schafft mit Sicherheit zahlreiche Schnittstellen für eine feste Positionierung nationaler Bibliotheken als Zentren der Kommunikation, der Interaktion sowie des gesellschaftlichen Miteinanders. Mit ihrer Rede als Höhepunkt der Eröffnung des Bibliothekskongresses unterstrich die Prinzessin darüber hinaus die herausragende Bedeutung von Bibliotheken in der digitalen Gesellschaft. Zugleich verdeutlichte sie ihre Unterstützung für die Initiative „eye opener“, die Innovationen in Bibliotheken konsequent forciert.

red / 19.3.2019

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