Die Universitätsbibliothek Leipzig erhält den mit 20.000 Euro dotierten nationalen Bibliothekspreis des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) und der Deutschen Telekom Stiftung. Er wird am Dienstag, dem 24. Oktober 2017, dem »Tag der Bibliotheken«, in Leipzig zum achtzehnten Mal verliehen.
Wie der dbv mitteilt, wird mit der Universitätsbibliothek (UB) Leipzig eine Bibliothek ausgezeichnet, die kontinuierlich auf allen wichtigen Bibliotheksfeldern Innovationen hervorbringt. Sie nutze Methoden der digitalen Welt, um ihre Zugänglichkeit offline wie online kontinuierlich zu verbessern.
Die Bibliothek sei einstimmig aus einem exzellenten Bewerberfeld ausgewählt worden. Die Jury unter Vorsitz der dbv-Bundesvorsitzenden Barbara Lison würdigte mit dieser Entscheidung besonders, dass das der Arbeit der UB Leipzig zugrunde liegende Konzept in sich schlüssig ist und großes Potential zur Nachhaltigkeit hat.
»Diese Bibliothek wird tatsächlich konsequent und tiefgreifend umgebaut, um den neuen Herausforderungen begegnen zu können, und dient so der Ermutigung anderer«, sagte Lison in der Jurysitzung. »Auch der Vorschlag für eine Veranstaltung zum Themenbereich ‚Digitalisierung‘, für die ein Teil des Preisgeldes eingesetzt werden soll, ist vorbildlich: Auf der Basis von digitalen Beständen zu Luther sollen digitale Anwendungen von Programmierern, Designern und Game-Liebhabern entwickelt werden«, ergänzte Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung und Mitglied der Jury.
Alle nominierten Bibliotheken wurden nach folgenden Kriterien bewertet: die Qualität und Innovation der bibliothekarischen Arbeit, ihr kreativer Einsatz von digitalen Möglichkeiten, ihre Zukunftsorientierung, ihre nachhaltige Wirkung, ihre attraktiven Serviceleistungen, ihre medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit, ihr internationales Engagement und ihre lokale, regionale und internationale Vernetzung.
UB Leipzig reibt digitale Welt voran
So wie die Universitätsbibliothek Leipzig grundsätzlich für alle Menschen offensteht, sind auch ihre Daten und die von ihr eingesetzte Software frei verfügbar, heißt es in einer Presseinformation des dbv. Die UB treibe mit ihren Open-Source-Technologien Entwicklungen für die digitale Welt voran. Damit verbunden sei auch Absicht, eine weitere Verbreitung und Nachnutzung dieser Werkzeuge zu ermöglichen. So habe die UB Leipzig mit EU-Projektmitteln eine eigene technische Infrastruktur geschaffen, welche die Bibliothek unabhängig vom kommerziellen Markt der Bibliothekssoftware macht. Diese wird nun von einer Anwendergemeinschaft getragen. Die wesentliche Innovation dabei sei ein individuelles Metadatenmanagement mit einem eigenen Index für elektronische Artikel, der mehr als 120 Millionen Datensätze umfasst. Ein zentrales Nachweisportal für Publikationen im Bereich Kommunikation, Film, Fernsehen und Medien ermöglicht es, neue Bücher in physischer oder digitaler Form direkt dem Nutzer zu liefern.
Das Open Science Office an der UB Leipzig unterstützt die Open Access-Transformation des Publikationsmarktes. Es bietet forschungsunterstützende Dienstleistungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Leipzig an.
Im Bewusstsein, sich trotz langer Tradition täglich bewähren zu müssen, richte sich die UB Leipzig als Dienstleister konsequent an den Anforderungen ihrer Nutzerschaft aus, begründet der dbv seine Entscheidung weiter. Beispielsweise hat sie als eine der ersten Bibliotheken 2013 mit einem nutzergesteuerten Erwerbungsverfahren begonnen. Mittlerweile werden 20 Prozent der Erwerbungsmittel im Printbereich auf diese Weise eingesetzt. Mit einer seit 2008 konsequent umgesetzten e-only-Strategie bei der Lizenzierung von Zeitschriften sind heute rund 93 Prozent des Zeitschriftenbestandes ausschließlich elektronisch zugänglich.
15 Jahre, 50 erfolgreiche Katalogisierungs-, Erschließungs- und Digitalisierungprojekte
In den letzten fünfzehn Jahren wurden knapp 50 Katalogisierungs-, Erschließungs- und Digitalisierungprojekte größtenteils mit Drittmitteln umgesetzt. Die Bestände wurden so online verfügbar gemacht. In verschiedenen Forschungsprojekten erprobt die UB Leipzig auch neue digitale Kreativräume für die »Digital Humanities«. Um den Herausforderungen der Digitalisierung auf diese Weise begegnen zu können, hat die Bibliothek mit einem tiefgreifenden Personalumbau begonnen.
Mit der Entwicklung und Erweiterung der IT-Abteilung zu einem Bereich »Digitale Dienste« und der Einrichtung des Open Science Office würden zentrale Weiterentwicklungen gebündelt. Der Einsatz von Rückgabeautomaten und Selbstverbuchung entlaste das Fachpersonal. Zudem ermögliche dies, die individuellen Informations- und Beratungsangebote persönlich, per Mail, Telefon oder Chat auszubauen. Neben fachspezifischen Schulungen werden jährlich über 300 Schulungen zu »Literaturverwaltung« und »wissenschaftlichem Arbeiten« in deutscher und englischer Sprache durchgeführt. Weitere Programmformate wie die »Coffee Lectures« oder die »Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten« werden angeboten.
Ort und Termin der Preisverleihung: Leipzig, Universitätsbibliothek, 24. Oktober 2017, 11.00 Uhr
Weitere Informationen unter: http://www.bibliotheksverband.de/dbv/auszeichnungen/bibliothek-des-jahres.html
red / 22.6.2017