Frankfurt am Main. Wie schon die Jahre zuvor fanden auch 2016 die 6. DGI-Praxistage mitten im Herbst statt, diesmal vom 10. bis 11. November. Zusammen mit Experten aus der Informations- und Software-Branche ging es im Gästehaus der Goethe-Universität Frankfurt um einen der derzeit wichtigsten Big-Data-Trends: »Predictive Analytics – Blick in die Glaskugel oder glasklare Prognose?«
Im Vorfeld wurden, wie schon 2015, drei kostenlose Workshops angeboten: Stephan Geißler von Expert System Deutschland GmbH präsentierte »Wissen aus Dokumenten industriell nutzbar machen – Einführung in die semantische Informationsextraktion mit dem Cogito Studio«. Alexander Loth von Tableau Germany GmbH bot eine Präsentation zu »Why is Predictive Analytics essential for your Data Strategy« an, und Clemens Weins von der kuehlhaus AG bearbeitete mit Studierenden der HA Darmstadt das in diesen Tagen ungemein brisante Thema »Wie Online-Marketing politische Öffentlichkeit beeinflusst!«.
Am Abend bot die Keynote »Predictive Analysis – gestern, heute, morgen« von Sven Schmeier, DFKI GmbH, eine kurzweilige, historisch orientierte Einführung ins Thema »Predictive Analytics« und war damit zugleich die Vorlage für ein lebhaftes Kamingespräch. Unter der Moderation des DGI-Präsidenten Reinhard Karger (DFKI GmbH) diskutierten Thomas Keil, SAS Institute GmbH, Stephan Geißler von Expert System Deutschland GmbH, Alexander Loth von Tableau Germany GmbH, Sven Schmeier und Prof. Melanie Siegel, Hochschule Darmstadt, über Anwendungsfelder, Chancen und Begrenztheit von Predicitve Analytics. Danach wurde in schönem Ambiente für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt, die sich ganz dem Networking widmen konnten.
Neue Geschäftsfelder vorgestellt
Der Freitag stand im Zeichen einer Reihe von Vorträgen. Thomas Keil beschrieb sehr unterhaltsam die exponentiell steigende Menge an Daten und die daraus resultierende Notwendigkeit, diese mithilfe digitaler Anwendungen auszuwerten. Dazu blickte er in die nahe Zukunft und stellte mögliche neue Geschäftsfelder in dem Sektor vor. Danach präsentierte Alexander Häußer (PwC Deutschland) mit einer Live-Demo die webbasierte »Predictive Analytics Suite« von PwC, die in sich Datenanalyse, Generierung von »Explanation Models« und das Erstellen von Vorhersagen vereint.
Nick Verstegen von der Firma StatSoft zeigte anhand von fünf Kundenprojekten die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Predicitve Analytics im Vertrieb, der Fertigung, der Qualitätskontrolle und im Gesundheitswesen. Danach sprach Joachim Lackner von Expert System Deutschland GmbH über die Wichtigkeit der Auswertung unstrukturierter Daten für die Analyse, während Thomas Gabriel, KNIME.com AG, eine Software vorstellte, durch die eine Vielzahl an verschiedenen Daten verarbeitet und ausgewertet werden können.
Nach einer Kurzpräsentation von Alexander Loth von Tableau Systems führte Prof. Melanie Siegel von der Hochschule Darmstadt die Zuhörer in die Welt der automatischen Erkennung von Trends ein. Sie berichtete von der sprachtechnologischen Auswertung von Twitter-Daten zu Politikerinnen und Politikern. Ihr folgte Ralf Hennemann von GBI-Genios Deutsche Wirtschaftsdatenbank GmbH, der über die Identifikation schwacher Signale durch Auswertung externer Daten sprach. Den Abschluss bildete Torsten Hartmann (Avantgarde Labs GmbH) mit seinen Ausführungen zu praktischen Anwendungen der Predictive Analytics mit Textdaten.
Insgesamt zeigt sich, dass Predicitve Analytics als Orakel der Gegenwart in vielen Bereichen verlässliche Antworten auf drängende Fragen bieten, sei es im Vertrieb, in der Produktion, der Qualitätskontrolle oder der Medizin. Ein wichtiges Thema dabei: unstrukturierte Daten strukturieren und auf dieser Basis eine Zukunftsprognose formulieren. Dies ist eine große Herausforderung, denn noch gelingt das nicht fehlerfrei. Ein praktisches Beispiel, das während der ganzen DGI-Praxistage aufgrund der Aktualität im Gespräch war: die US-Wahl 2016.
Margarita Reibel-Felten / 13.12.2016