Der Dachverband der Bibliotheksverbände, Bibliothek & Information Deutschland (BID), verleiht die Karl-Preusker-Medaille 2019 an die Direktorin der Stadtbibliothek Köln, Hannelore Vogt. Wie die Bundesvereinigung mitteilt, würdigt sie damit Vogts innovatives Denken und Handeln, mit dem sie die Stadtbibliothek Köln zu einer der attraktivsten Kultur- und Bildungsreinrichtungen vergleichbarer Art in Europa gemacht habe. Sie habe dadurch der gesamten deutschen Bibliotheksszene wichtige Impulse gegeben. Die Auszeichnung wird am 31. Oktober 2019 in Köln verliehen.
In ihrer Begründung hebt die Jury hervor, dass Vogt risikofreudig und mit unkonventionellen Denkansätzen viele innovative Entwicklungen angestoßen habe, die eine große Resonanz bei den Nutzerinnen und Nutzern bewirkt hätten. Sie betrachte diese als teilnehmende Akteurinnen und Akteure – so gäben beispielsweise junge Menschen als »Junior Experten« ihr Wissen an Erwachsene weiter. Bürgerbeteiligung und aktive Teilhabe stünden für sie im Vordergrund.
Sie initiierte das deutschlandweit erste MINT-Festival und etablierte den ersten Makerspace, ein öffentlich zugängliches Experimentierlabor, in einer deutschen Bibliothek. Gerade der kollaborative Ansatz der Makerspace-Initiative habe große Strahlkraft in das gesamte öffentliche Bibliothekswesen hinein entfaltet und wurde mittlerweile an vielen Standorten umgesetzt oder weiterentwickelt. Auch neu konzipierte Veranstaltungsreihen wie MINT-Vorlesepaten, Virtual Reality Kurse oder »Science Slams«, würden mutig über traditionelle Lernformate hinausgehen und nähmen auch die digitale Bildung in den Fokus, heißt es in der Jury-Begründung weiter.
Mit der Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk habe sie einen idealen »Dritten Ort« realisiert, einen Wohlfühlort mit hoher Aufenthaltsqualität, der weit über Deutschlands Grenzen hinaus Aufmerksamkeit errege. Mit partizipativen Angeboten und digitalen Services nehme sie mediale und gesellschaftliche Entwicklungen auf und positioniere die Stadtbibliothek als öffentlichen Ort mitten in der Stadtgesellschaft.
Ungewönhliche Kooperationen und Bibliothek des Jahres
Hannelore Vogt gehe mit ungewöhnlichen Partnern wie FabLabs oder dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) Kooperationen ein und beschreite so neue Wege. Die Stadtbibliothek Köln wurde für ihre wegweisende strategische Arbeit 2015 mit dem Prädikat »Bibliothek des Jahres« ausgezeichnet. Hannelore Vogt selbst erhielt im selben Jahr vom Kölner Kulturrat den Titel »Kulturmanagerin des Jahres«. Vorher wurde unter ihrer Leitung auch die Stadtbücherei Würzburg als Bibliothek des Jahres 2003 prämiert und mit dem branchenübergreifenden »Bayern-Online-Preis« gewürdigt. Als Botschafterin für Kultur- und Bildungsarbeit und für das Lebenslange Lernen tritt sie unter anderem als Referentin des Goethe-Instituts weltweit in Erscheinung und war für die Bill & Melinda Gates Foundation als strategische Beraterin tätig.
Wie BID weiter mitteilt, habe Vogt einen herausragenden Beitrag zur Entwicklung des deutschen Bibliothekswesens geleistet, indem sie Bibliothek anders denkt und neue Ideen proaktiv umsetzt. Vogt wird die Karl-Preusker-Medaille am 31. Oktober 2019 in Köln entgegennehmen. Die Laudatio wird der Intendant der Kölner Philharmonie, Louwrens Langevoort, halten.
Die Karl-Preusker-Medaille erinnert an Karl Benjamin Preusker (1786-1871), der am 24. Oktober 1828 im sächsischen Großenhain eine Schulbibliothek gründete, aus der wenig später die erste Öffentliche Bibliothek in Deutschland hervorging.
Die Auszeichnung wird seit 1996 an Personen und Institutionen verliehen, die den Kultur- und Bildungsauftrag des Bibliothekswesens in herausragender Weise fördern und unterstützen. Zu den Persönlichkeiten, die bisher mit der Medaille geehrt wurden, gehören unter anderem der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, Ranga Yogeshwar und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen.
Weitere Informationen zur Karl-Preusker-Medaille finden Sie online unter www.bideutschland.de/de_DE/karl-preusker-medaille
red / 17.6.2019