Deutsches Kinderhilfswerk fördert Medienkompetenz in Bibliotheken

Erfolgreiches Medienquiz geht in die zweite Runde: Zielgruppe sind Kinder aus geflüchteten Familien und Kinder mit Migrationshintergrund.
Für die Neuauflage des Projektes »Das große Medienquiz« werden bundesweit Bibliotheken und Schulbibliotheken gesucht, die ab März 2025 aktiv am kostenlosen, digitalen Medienkompetenzvorhaben teilnehmen wollen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk hat 2024 das erfolgreiche Projekt »Das große Medienquiz« für Kinder und Jugendliche aus geflüchteten Familien und Familien mit Migrationshintergrund entwickelt, das bisher exklusiv in Öffentlichen Bibliotheken durchgeführt wurde. Für die Neuauflage des Projektes werden bundesweit Bibliotheken und Schulbibliotheken gesucht, die ab März 2025 aktiv am kostenlosen, digitalen Medienkompetenzprojekt teilnehmen wollen. BuB sprach mit der Projektleiterin Berit Schwetzke vom Deutschen Kinderhilfswerk in Berlin.

BuB: Was ist die Idee hinter dem großen Medienquiz?

Berit Schwetzke: Damit Kinder und Jugendliche sicher und kompetent im Internet unterwegs sein können, müssen sie einen kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien erlernen. Insbesondere das Smartphone eröffnet Kindern neue Welten, die sie mit Neugierde entdecken, doch die auch Risiken bergen und für die es Regeln gibt. Die Idee des Quiz ist, dass Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 16 Jahren selbstständig ihre Medien- und Technikkompetenz auf spielerische Weise testen können – mit dem Ziel, diese zu festigen und zu erweitern.

Wer ist genau die Zielgruppe und für welches Alter ist das Medienquiz gedacht?

Konzipiert wurde das Quizspiel für geflüchtete und migrantische Kinder und Jugendliche – also insbesondere für Kinder und Jugendliche mit einer Sprachbarriere. Das digitale Medienquiz ist ein niedrigschwelliges Angebot für sie, mit dem sie relevante Begriffe rund um Medien lernen und verstehen können. Fragen, Antwortmöglichkeiten und die jeweiligen Begründungen sind deshalb in einfacher Sprache formuliert. Das Schöne am Medienquiz ist, dass es allen Interessierten offensteht, denn es ist auf der Kinderinternetseite www.kindersache.de frei zugänglich. 

Das Deutsche Kinderhilfswerk kommt damit seinem Auftrag nach, sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Denn sie haben ein Recht auf ihnen zugängliche Medien, unabhängig von ihrem Alter oder ihrer Herkunft, und es fördert zudem die digitale Teilhabe. Genau diese Punkte erfüllen übrigens auch Bibliotheken.

Gutes Stichwort. Warum arbeiten Sie bei diesem Projekt mit Öffentlichen Bibliotheken zusammen?

Öffentliche Bibliotheken sind für dieses Projekt besonders geeignet, da sie ein wichtiger Vermittler von Medienkompetenz sind. Sie bieten den Raum, die Technik, das geschulte Personal und einen offenen und kostenlosen Zugang zu allen Medien. Bibliotheken sind zudem Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche kostenlos nutzen dürfen, unabhängig davon, ob sie beziehungsweise ihre Familien sich die benötigte Technik privat leisten können oder nicht. Im Idealfall haben viele Öffentliche Bibliotheken bereits den Kontakt zu Geflüchteten-Unterkünften oder anderen Institutionen und können diesen das Bildungsangebot des Medienquiz unterbreiten.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht? Wie ist das Projekt verlaufen?

Das Projekt kam so gut an, dass das Deutsche Kinderhilfswerk in diesem Jahr eine Neuauflage in die Wege geleitet hat. Im letzten Jahr haben sich zahlreiche Bibliotheken gemeldet und am Projekt teilgenommen und die vielen Rückmeldungen des Bibliothekspersonals waren sehr positiv. Viele der Kinder und Jugendlichen waren so begeistert, dass sie das gesamte Quiz durchgespielt haben. Was etwas heißen will, denn das Quiz beinhaltet insgesamt 100 Fragen. Diese sind in 10 verschiedene Themenkomplexe unterteilt, wie beispielsweise Kommunikation, Gaming, Social Media, Fotos und Videos und Fake News, die wiederum jeweils 10 Fragen beinhalten. Durch den gamifizierten Ansatz haben wir die Zielgruppe sehr gut erreichen können.  

Das Quiz startet nun in eine neue Runde. Was hat Sie dazu bewogen, es fortzuführen?

Die positiven Rückmeldungen der Bibliotheken und die Wünsche der Kinder und Jugendlichen. Die Neuauflage des Projektes basiert auf der Evaluation und dem Feedback der Kinder und Jugendlichen – und berücksichtigt auch die Wünsche des Bibliothekspersonals. Wir haben das Quiz erweitert, um der Zielgruppe noch besser gerecht werden zu können. Mithilfe der Unterstützung eines Sponsorenunternehmens konnten wir das schöne Vorhaben weiterführen und ausbauen.

Was ist inhaltlich Neues zu erwarten?

Neu ist der Themenblock mit inhaltlich einfachen Fragen, um jüngeren Kindern gerecht zu werden, die sich digital noch nicht gut auskennen. Dieser Themenkomplex wird zusätzlich in Leichte Sprache übersetzt, damit Kinder mit Lern- und/oder Leseeinschränkungen am Quiz partizipieren können. Hierbei handelt es sich eher um Basic-Fragen und Grundlagenwissen rund um Medien und Technik. Es gibt ein Bilderquiz, wo sie verschiedene technische Gegenstände benennen sollen und hier ihr Wissen testen können. Aber auch Jugendliche sollen ihren Spaß beim Rätseln haben: Für sie haben wir extra drei Themenkomplexe mit inhaltlich schwierigen Fragen entwickelt, die beispielweise die Themenbereiche Künstlicher Intelligenz und Computertechnik abdecken – die aber auch in einfacher Sprache gehalten sind. 

Welche Voraussetzungen sollten teilnehmende Bibliotheken erfüllen, und wie viele Bibliotheken können insgesamt mitmachen?

Es gibt keine Obergrenze – je mehr Bibliotheken teilnehmen und das Quiz bei sich anbieten, desto besser. Interessierte melden sich beim Medienexperten Thomas Feibel unter der Mailadresse tom@feibel.de an, der das Projekt für uns koordiniert. Voraussetzung ist lediglich, dass die Bibliothek über digitale Geräte mit Internetzugang verfügt. Im Projektzeitraum März bis Juli 2025 können die Bibliotheken das Quiz in ihrer Einrichtung ohne großen Aufwand anbieten. Wie schon gesagt, die primäre Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit Migrations- oder Fluchthintergrund, jedoch steht das Quiz allen anderen Interessierten offen. Das Medienquiz ist auch noch nach dem Projektzeitraum verfügbar auf www.kindersache.de und wird nicht abgeschaltet – interessierte Bibliotheken können also auch längerfristig planen.   

Gibt es Anleitungen und Unterstützung für die Bibliotheken, die teilnehmen möchten?

Teilnehmende Bibliotheken erhalten vom Deutschen Kinderhilfswerk eine kurze didaktische Anleitung für das Quiz und einen Flyer, den sie für die Anmeldung kleiner Gruppen nutzen können. Zudem stellen wir eine Urkunde für alle teilnehmenden Kinder und Jugendlichen zur Verfügung, die bei den Kindern auch sehr gut ankommt. Weiterhin begleitet und unterstützt Thomas Feibel als Ansprechpartner für die Bibliotheken jeden, der Fragen hat.

Bibliotheken zur Teilnahme gesucht

Interessierte Bibliotheken melden sich beim Medienexperten Thomas Feibel unter der Mailadresse tom@feibel.de an, der das Projekt für das Deutsche Kinderhilfswerk koordiniert.

Rechte von Kindern stärken

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin.

Berit Schwetzke (Foto: Cindy u. Kay Fotografie) ist Projektleiterin der Kinderwebseite www.kindersache.de und der Fachkräfteseite www.schulsache.de des Deutschen Kinderhilfswerkes. Auf kindersache.de können sich Kinder über ihre Kinderrechte informieren, sie finden hier Nachrichten, einen Wissens- und einen Spiel & Spaß-Bereich. Die Webseite bietet Kindern einen geschützten Raum im Internet, um sich auszuprobieren, sie können eigene Artikel verfassen und Videos und Trickfilme hochladen, alles wird im Vorfeld von der Redaktion geprüft.  

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