Die Bibliothek, nur noch ein Papiermuseum?

Aus dem Archiv: Werden Bibliotheken zu Papiermuseen? 2013 setzte ein Kommentar der Schriftstellerin Kathrin Passig in der »Zeit« eine lebhafte Diskussion in Gang.
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Die Journalistin und Schriftstellerin Kathrin Passig ist eine Freundin klarer Worte – ihre »Technikwelt«-Kolumne, die jeden ersten Montag im Monat in »Zeit Online« erscheint, hat deshalb schon so manche Debatte losgetreten.

In ihrem Kommentar »Die Zukunft des Papierverleihs« vom 4. November 2013 feuerte sie eine Breitseite gegen Bibliotheken ab. Der Tenor von Passigs Beitrag: Was Bibliotheken können, kann das Internet viel besser. Sie schreibt: »Bibliotheken sind Papiermuseen. Wenn sie sich nicht bald grundsätzlich wandeln, haben sie kaum noch eine Existenzberechtigung.«

Diese steile These hat der Autorin freilich kräftig Gegenwind eingebracht, nicht nur aus der Bibliothekswelt. Einer der inzwischen rund 100 dazu eingegangenen Kommentare stellt fest: »Das Internet kann Wissen nicht bewahren ohne einen erheblichen Aufwand für Infrastruktur und die ständige Aufrechterhaltung der Kompatibilität der Speicherformate mit neuer Technik zu gewährleisten. Zieht jemand, aus welchen Gründen auch immer, den Stecker, ist das Wissen verloren. Ein Buch hält es auch ein paar Jahrzehnte, im Extremfall Jahrhunderte, ohne Systempflege aus. Das umso eher an je mehr Standorten das Wissen in physischer Form lagert. Das physische Buch ist auch weit weniger manipulierbar. Einmal gedruckt ist der Inhalt nur noch durch Neuauflage zu verändern. Bei rein digitaler Speicherung lässt sich jeder Inhalt auch missbräuchlich nachträglich ›anpassen‹, umso mehr je monopolisierter und vernetzter die Speicherorte sind.«

 
»Bibliotheken sind Papiermuseen. Wenn sie sich nicht bald grundsätzlich wandeln, haben sie kaum noch eine Existenzberechtigung.«

 

Das ist nur ein Aspekt der umfangreichen Diskussion um die Zukunft der Bibliotheken und des gedruckten Buches. Die weiteren Argumente und Erwiderungen lassen sich in den Kommentaren nachlesen.

Am Dienstag, 12. November 2013, hat ein weiterer Artikel in der »FAZ«  für Aufsehen und Diskussionen in der Fachwelt gesorgt. Der Heidelberger Germanist Roland Reuß hat dort die Behauptung aufgestellt, in Bibliotheken würde der Datenschutz massiv verletzt, vor allem beanstandete er mögliche Risiken aus dem Zusammenwirken von Internet-Suchmaschinen und Recherchen in Bibliothekskatalogen. Dazu gab es mehrere kritische Stellungnahmen in der Diskussionsliste Inetbib und auch der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) wies darauf hin, dass in seinen Mitgliedsbibliotheken sensibel mit den Daten der Nutzerinnen und Nutzer umgegangen werde. »Die Bibliotheken sind sich der Sensibilität der persönlichen Daten ihrer Benutzer sehr bewusst«, so der Verbandsvorsitzende Frank Simon-Ritz. In den »Ethischen Grundsätzen der Bibliotheks- und Informationsberufe«, zu denen sich alle bibliothekarische Verbände bekennen, heißt es: »Wir respektieren die Privatsphäre unserer Kundinnen und Kunden. Wir speichern personenbezogene Daten nur zur Erbringung unserer Dienstleistung und nur im gesetzlichen Rahmen.« Bibliotheken stimmen sich bei ihren personendatenbezogenen Verfahren mit den zuständigen Landesdatenschutzbeauftragten ab und prüfen die Nutzung entsprechender Dienste.

 
»Die Bibliotheken sind sich der Sensibilität der persönlichen Daten ihrer Benutzer sehr bewusst

 

Im Hinblick auf die Kooperation der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem Internetkonzern Google erläuterte der Deutsche Bibliotheksverband, dass auf diese Weise seit 2007 mehr als 900.000 Bücher digitalisiert wurden. Diese Bücher seien nicht nur über die Suchplattform Google zugänglich, sondern auch über den Katalog der Bibliothek sowie über Plattformen wie die Deutsche Digitale Bibliothek und die Europeana.

Auch die Zurverfügungstellung von Metadaten aus Bibliothekskatalogen für Google sieht der Verband als einen wichtigen Schritt, um künftig diese Erschließungsleistungen über einen zentralen Sucheinstieg zugänglich zu machen. In diesem Projekt würden ausschließlich bibliografische Daten geliefert, personenbezogene Daten würden grundsätzlich nicht weitergegeben. »Es geht darum«, so Simon-Ritz weiter, »dass Bibliotheksbestände auch in der Zukunft auf angemessene Weise sichtbar sind.«

 

 

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