Berlin. Das Stammhaus einer der weltweit bedeutendsten Bibliotheken wurde mit Mitteln des Bundes aufwendig saniert und modernisiert. Die Beschäftigten der Staatsbibliothek zu Berlin sind in den sieben Lesesälen mit 660 Arbeitsplätzen sowie in den Magazinen bereit, Forschung und Kultur weltweit zu unterstützen. Sämtliche der in Jahrhunderten gewachsenen Bestände stehen digital oder analog nun wieder in den beiden Häusern Potsdamer Straße und Unter den Linden zur Verfügung. Wann die Lesesäle für die Benutzung offen sein werden, hängt von der Entwicklung der Pandemie ab.
Die Wiedereröffnung des Hauses Unter den Linden der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, ist am gestrigen Montag von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, und der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Barbara Schneider-Kempf, feierlich begangen worden. Die Feierstunde wurde im Internet live übertragen.
Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages, führte aus: »Artikel 5 unseres Grundgesetzes verbrieft das Grundrecht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Der Auftrag, der sich daraus für Bibliotheken ergibt, wandelt sich mit den Anforderungen der Zeit. Früher galten Bibliotheken als Informationsmonopolisten. Heute ist es ihre Aufgabe, kommerzielle Informationsmonopole zu verhindern. Gerade in einer digitalisierten Öffentlichkeit brauchen wir neutrale und verlässliche Institutionen, die Wissen dokumentieren, zugänglich machen – und ja, auch filtern! Und die Leser in die Lage versetzen, Informationen kritisch zu bewerten.«
Generalsanierung mit Mitteln des Bundes
In den Jahren 2005 bis 2020 wurde das Haus Unter den Linden mit erheblichen Mitteln des Bundes generalsaniert, mit moderner Technik ausgestattet sowie um Neubauten ergänzt. Auf einer Grundfläche von 170 x 107 Metern steht das 28 Meter hohe Gebäude mit seiner Hauptfront zum Boulevard Unter den Linden. Es markiert den Abschluss der Kultur- und Wissenschaftsmeile, die sich von der Museumsinsel und dem Humboldtforum über die Humboldt-Universität bis eben zur Staatsbibliothek zu Berlin erstreckt.
Auf der Hauptnutzfläche von 52.500 Quadratmeter (qm) befinden sich allein 30.000 qm Magazinflächen und 3.000 qm Tresormagazine. Für die Öffentlichkeit sind 16.000 qm zugänglich.
Den Besuchern der Bibliothek eröffnet sich nach der Durchquerung des Brunnenhofes im Innern des Gebäudes eine Abfolge von repräsentativen Treppenhäusern, die in mehreren Etagen zu nunmehr insgesamt sieben Lesesälen und vier Veranstaltungsräumen führen.
Bereits im Jahr 2013 ging der neu errichtete, zentral gelegene Allgemeine Lesesaal in Betrieb, jetzt sind weitere sechs Sonderlesesäle für den Benutzungsbetrieb eingerichtet.
660 Arbeitsplätze verteilen sich auf Lesesäle für Musikalien, Handschriften und Nachlässe, Kartografisches Material, Zeitungen, Kinder- und Jugendliteratur, seltene Historische Drucke sowie den Allgemeinen Lesesaal. Zahlreiche Arbeitsplätze sind mit Sonderfunktionen ausgestattet, etwa mit höhenverstellbaren Tischen, Readern für Mikroformen oder Scannern. Eine der 29 individuell mietbaren Arbeitskabinen ist als Blindenarbeitsplatz ausgelegt. Zum ersten Mal bietet die Bibliothek am Standort Unter den Linden insgesamt sieben Gruppenarbeitsräume, ausgelegt sind sie für Gruppen von 6 bis 20 Personen. Die Musikabteilung verfügt zudem über ein Klavierzimmer sowie Hörkabinen.
33 Millionen Medien im Bestand
Die Neuausstattung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wurde, wie auch der Entwurf der Neubauten, vom Architekten HG Merz verantwortet. Im Jahr 2000 hatte er sich bei dem europaweiten Wettbewerb für die Generalinstandsetzung und Ergänzung des Hauses Unter den Linden als Erster Preisträger durchgesetzt. Einzelne Bauaufgaben, etwa das Lichtkonzept, das Material- und Farbkonzept oder die Beschaffenheit des Glaskubus, der den Allgemeinen Lesesaal krönt, löste er gemeinsam mit künstlerisch-technischen Büros. Die Kunst am Bau wurde zum einen von Olaf Metzel geschaffen, sein Werk ist im Allgemeinen Lesesaal von der Decke abgehängt. Zum anderen schuf Tobias Rehberger für vier Sonderlesesäle Uhrenobjekte.
Weiterhin in Vorbereitung sind die Inbetriebnahme einer Cafeteria für die Öffentlichkeit, einer Kantine für die Beschäftigten der Bibliothek sowie eines Buchladens. Des Weiteren entsteht – als letzte Baumaßnahme an diesem Standort – das 1.100 Quadratmeter umfassende Bibliotheksmuseum »Schatzkammer Staatsbibliothek. Das Museum«.
Die seit 360 Jahren gewachsenen Sammlungen – darunter sind vier Stücke des Weltdokumentenerbes von Beethoven, Bach und Luther – werden jährlich um etwa 100.000 Medien sowie umfangreiche digitale Materialien ergänzt. Aktuell umfasst der Bestand mehr als 33 Millionen verschiedenen Einheiten, allein 12 Millionen Bücher sind dabei, sodann Autografe, Notendrucke, Zeitschriften, Zeitungen, Mikroformen, Karten, Globen, Nachlässe, orientalische, fernöstliche und abendländische Handschriften, seltene Drucke, große Datenbanken, Fotos und vieles mehr.