Der »Coworking-Space« in der Stadtbibliothek Dormagen

Serie »Das kleine Bauprojekt« – Teil 3: Weil die Nachfrage nach ruhigen Arbeitsplätzen hoch war, hat die Stadtbibliothek Dormagen eine Coworking-Zone eingerichtet.
In der Stadtbibliothek Dormagen wurde ein Co-Working-Space eingerichtet.
Der Coworking-Bereich, der seit November 2021 genutzt werden kann, wird durch Glaswände akustisch und räumlich von der übrigen Umgebung so getrennt, dass eine ruhige Arbeitsatmosphäre gewährleistet ist. Foto: Stadtbibliothek Dormagen

 

Die Stadtbibliothek Dormagen ist seit 2006 nach ISO 9001 zertifiziert und beschäftigt sich bereits seit 2008 mit dem Thema »Bibliothek als Ort in der Kommune«. Im Rahmen des Projektes »Lernort« wurden Ziele festgesetzt und die Kundinnen und Kunden in Form von Fokusgruppengesprächen in die Gestaltung des »Lernorts Bibliothek« in die Planung miteinbezogen. In den folgenden Jahren wurde dieser partizipative Ansatz stetig weiterentwickelt.

So ist die Stadtbibliothek Dormagen mehr und mehr zu einem nicht-kommerziellen Dritten Ort1 innerhalb Dormagens geworden, der stark nachgefragt wird; auch ist die Verweildauer der Kundinnen und Kunden in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Als offenes interkulturelles und Generationen übergreifendes Angebot hat die Bibliothek dabei eine besondere Bedeutung innerhalb der Stadtgesellschaft Dormagens, woraus sich jedoch aufgrund unterschiedlicher Nutzungsbedürfnisse (Arbeiten/Lernen vs. Kommunizieren/Relaxen vs. Ausprobieren/Präsentieren) häufig auch Konflikte ergeben, da die Bibliothek sehr offen gestaltet ist und wenig Rückzugsmöglichkeiten zum Lernen oder Arbeiten und keinen Raum für Workshops oder Veranstaltungen während der Öffnungszeiten besitzt.

Aufgrund regelmäßig durchgeführter Kundenbefragungen und der stetig gestiegenen Nutzung der Arbeits-, Internet- und Schreibplätze in den vergangenen Jahren konnten wir ermitteln, dass die Nachfrage nach ungestörten Arbeitsplätzen hoch ist. Eine neue Organisationsform wie das Coworking aufzunehmen und einzubinden bietet hier die Chance, dieser Nachfrage zu begegnen und außerdem neue Zielgruppen anzusprechen, sie für unsere Dienstleistungen zu gewinnen und neue Angebote zu entwickeln.

Daher hat sich die Stadtbibliothek Ende 2020 dazu entschieden, einen Bereich im Obergeschoss zu einer Coworking-Zone umzugestalten. Der neue Bereich, der seit November 2021 genutzt werden kann und mit dem Ende der Corona-Beschränkungen sehr stark nachgefragt ist, wird durch Glaswände akustisch und räumlich von der übrigen Umgebung so getrennt, dass eine ruhige Arbeitsatmosphäre gewährleistet ist, aber zugleich der architektonisch offene Charakter des Hauses gewahrt bleibt. Das »Coworking-Space« steht allen Bürgerinnen und Bürgern nach telefonischer oder Online-Anmeldung zur Verfügung. Die Nutzung ist kostenlos.

Der Raum wurde mit einer verstärkten WLAN-Anbindung und ausreichenden elektrischen Anschlüssen ausgestattet und ansprechend möbliert. Zudem stehen folgende Geräte zur Nutzung bereit:

  • Multi-Touchscreen
  • 2 Notebooks
  • 15 iPads inklusive Ladekoffer
  • Farb-Laser-Multifunktionsdrucker

Ergänzt wird dieses Angebot durch fertige Büroboxen (die Blätter, Stifte, Locher, Scheren et cetera enthalten), die unseren Kundinnen und Kunden bei Bedarf ebenfalls für die Dauer der Nutzung zur Verfügung stehen.

In dieser Arbeitsumgebung arbeiten unterschiedliche Menschen an ihren eigenen Projekten, knüpfen aber auch Kontakte untereinander und vernetzen sich. So entsteht ein Netzwerk, das durch gemeinsame Veranstaltungen, Workshops und weitere Aktivitäten gestärkt werden kann.

»Eine neue Organisationsform wie das Coworking zu adaptieren, ist für unsere Stadtbibliothek die große Chance, neue Zielgruppen anzusprechen und neue Kundinnen und Kunden für unsere Dienstleistungen zu gewinnen«, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld. »Längst sind Stadtbibliotheken weit mehr als Bereitsteller von Printmedien. Sie sind Orte des Wissenstransfers und des gemeinsamen Austausches. Diesen Leitgedanken wollten wir mit der Einrichtung eines ›Coworking-Spaces‹ weiterverfolgen.«

Möglich war die Umgestaltung nur durch eine Spende des Dormagener Werkstoffherstellers Covestro, der das Projekt von Beginn an unterstützt hat. Das Geld wurde unter anderem dafür verwendet, den neuen Raum einzubauen, ansprechend zu möblieren und mit der entsprechenden technischen Ausstattung zu versehen.

1 Der Begriff »Dritter  Ort«, englisch »third place« oder seltener auch »great good place«, umschreibt  in der Soziologie Orte der Gemeinschaft, die einen Ausgleich zu Familie und Beruf bieten sollen.

Claudia Schmidt, Diplom-Bibliothekarin, Jahrgang 1965. Studium des Bibliothekswesens an der TH Köln von 1988 bis 1991, seit 1992 in verschiedenen Funktionen in der Stadtbibliothek Dormagen tätig, seit dem Jahr 1998 als Bibliotheksleiterin; seit 2017 stellvertretende Leitung des Fachbereichs für Bildung, Kultur und Sport.

Bibliotheksbau

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