Neue Impulse für eine gemeinsame Initiative von Öffentlichen Bibliotheken, Schulbibliotheken und Schulverwaltung

Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken
Ende September veranstalteten die ekz. Bibliotheksservice GmbH und die Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg ein Seminar zur Kooperation von Öffentlichen Bibliotheken, Schulbibliotheken und der Senatsschulverwaltung . Foto: Privat

Berlin. Eine neue, systematische Zusammenarbeit zwischen Öffentlichen Bibliotheken, Schulbibliotheken und Senatsschulverwaltung erscheint nach Ansicht der ekz.bibliotheksservice GmbH und der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg (AGSBB) angesichts der Herausforderungen einer modernen Mediengesellschaft sinnvoll, ressourcenschonend und effizient. Ihre Implementierung würde einerseits die Berliner Schulen bei der Umsetzung der neuen Berliner Rahmenlehrpläne unterstützen – und andererseits wichtige Schlussfolgerungen aus dem aktuellen Nutzungsmonitoring der Öffentlichen Bibliotheken Berlins aufgreifen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung berichten ekz und AGSBB über ein Seminar zu diesem Thema:

Am 22. September fand im voll besetzten Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad eine gemeinsam von der ekz Bibliotheksservice GmbH und der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg organisierte und von der Berliner Senatsschulverwaltung unterstützte Seminarveranstaltung statt. Stefan Rogge, Leiter der Stadtbibliothek Mitte, begrüßte 65 TeilnehmerInnen aus Berlin und Brandenburg. In seinem Grußwort schilderte er erfolgreiche Maßnahmen seiner Bibliothek zur Unterstützung der Schulen und schlug vor, gemeinsam mit der Berliner Schulverwaltung ein »Landesprogramm für Schulbibliotheken« auf den Weg zu bringen.

Oberschulrätin Dagmar Wilde griff in ihrer Rede diesen Gedanken auf: Als fachlich-pädagogische Ansprechpartnerin für Schulbibliotheken in der Senatsschulverwaltung arbeitet sie bereits seit Jahren an der Stärkung der Schulbibliotheken und betont deren Bedeutung für die Entwicklung von Lese- und Medienkompetenz: Eine Zusammenarbeit  in einem solchen »Landesprogramm für Schulbibliotheken« könne sie sich vorstellen. Andreas Mittrowann, Bibliothekarischer Direktor der ekz, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit von Bibliotheken im öffentlichen und schulischen Bereich und erläuterte das Engagement seiner Firma in ganz Deutschland. Victor Wolter, Vorsitzender der AG Schulbibliotheken, stellte alle ReferentInnen des Tages vor und diskutierte kurz ihre Vortragsthemen im Kontext der Veranstaltung.

Gedrucktes Buch hat hohen Stellenwert

Daniel Hajok, Arbeitsgemeinschaft Kindheit, Jugend und neue Medien (AKJM), Berlin, zeichnete ein facettenreiches Bild heute aufwachsender Kinder und Jugendlicher. Der Medienwissenschaftler betonte, dass trotz aller modernen Medien das gedruckte Buch, das Lesen und auch die Bibliothek einen hohen Stellenwert im Leben der Heranwachsenden hätten. Die Faszination sozialer Netzwerke erklärte er vor allem mit den Möglichkeiten der Mitgestaltung der eigenen Lebenswirklichkeit.

Charlotta Hardtke-Flodell (Zentral- und Landesbibliothek Berlin) beleuchtete die Ergebnisse des Nutzungsmonitorings NuMoB der Öffentlichen Bibliotheken und schilderte Stand und Wünsche in der Zusammenarbeit von Schulen und Öffentlichen Bibliotheken. Dabei stellte sie fest, dass es ein großes Bedürfnis nach einer Kooperation gäbe, sowohl in Bezug auf die Nutzung der Öffentlichen Bibliotheken als auch bei der Unterstützung der Schulbibliotheken.

Birgit Kölle, Fachaufsicht Deutsch in der Berliner Senatsschulverwaltung, stellte die neuen Rahmenlehrpläne für die Klassen 1 bis 10 in der Bildungsregion Berlin-Brandenburg vor. Erstmalig in der Bundesrepublik enthielten sie ein neu entwickeltes Basiscurriculum für die Medienbildung. Sie hoffe, dass die rechtliche Verbindlichkeit der neuen Pläne zu einer steigenden Bedeutung der Medienbildung in den Schulen führe.

Tablet-Projekte zur Mediennutzung

Eva von Jordan-Bonin erläuterte das Engagement der Stadtbibliothek Frankfurt am Main für die Schulen und die Schulbibliotheken ihrer Stadt. Die Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle unterstütze mit einem 21-köpfigen Team 99 Schulbibliotheken mit Software, Systematik, Beratung, Etat, Leseförderprojekten und einer zentralen Medienbestellung. Die Schulen könnten sich so auf die pädagogische Nutzung der Schulbibliothek konzentrieren. Ausführlich berichtete sie von neuen Tablet-Projekten, um die Lernenden zu einem kreativen Umgang mit Medien zu ermutigen. Themen wie »Mit dem iPad um die Welt« oder »Lyrik Tags« stießen dabei auf positive Resonanz – sowohl bei SchülerInnen als auch LehrerInnen.

Im letzten Vortrag berichtete Birgit Lücke, Vorsitzende der Kommission »Schule und Bibliothek« des Deutschen Bibliotheksverbands, warum ihre Stadtbücherei in Warendorf sich in den letzten Jahren konsequent der Unterstützung der regionalen Schulen und Schulbibliotheken widmete: Ganztagsschulen, G8 und die Nutzung von Schulbussen erschwerten den Besuch der Stadtbibliothek, sodass die Möglichkeiten ihrer Einrichtung für diese Benutzergruppe sich ständig verringerten. Nur eine gut ausgestatte Schulbibliothek vor Ort, so die Schlussfolgerung von Lücke, könne einen wirksamen Beitrag zur Medienbildung der Lernenden leisten. Die Stadtbibliothek Warendorf setze deshalb auf die fachliche und inhaltliche Unterstützung der Schulbibliotheken, entwickelte ein Spiralcurriculum für die Medienbildung und arbeitet in Teams aus LehrerInnen und BibliothekarInnen gemeinsam an dessen Umsetzung in der Schule: Wenn sie einander besser kennenlernten entstünde Empathie, Wertschätzung und eine produktive Kooperation, sagte Lücke.

Die abschließende Diskussion zeigte deutlich, dass die Anwesenden die dargestellten Beispiele aus anderen Regionen der Bundesrepublik beeindruckend und überzeugend fanden – und sich eine ähnlich wirkungsvolle Zusammenarbeit zwischen den Öffentlichen Bibliotheken, den Schulen und den Schulbibliotheken in ihrer Bildungsregion wünschten.

 

Victor Wolter, Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg, 5.10.2015

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