Die bevorstehende große Baumaßnahme am Würzburger Franziskanerkloster macht eine grundlegende Neuausrichtung der ordenseigenen Bibliothek notwendig. Das teilte die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats Würzburg mit. In Zusammenarbeit mit der Diözesanbibliothek Würzburg wird demnach der Bestand deutlich reduziert. Die nicht mehr benötigten Bücher werden an einen Großantiquar übergeben, der auf die Verwertung ganzer Bibliotheken spezialisiert ist.
Der Abtransport geschieht in den kommenden Tagen. Gesichert werden soll insbesondere der Altbestand aus Handschriften, Inkunabeln und allen Druckwerken mit Erscheinungsjahr vor 1800, heißt es in einer am Montag, 18. Juli, in Würzburg veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Provinz Sankt Elisabeth der Franziskaner-Minoriten und der Diözesanbibliothek Würzburg. Insbesondere im Blick sei dabei der Umgang mit den Buchbeständen gemäß der »Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zur Bewahrung von gefährdeten kirchlichen Bibliotheksbeständen«.
Mehr als 5.000 Medieneinheiten seien bereits vom Klosterbibliothekar selektiert worden. Etwa ein Fünftel davon sei schon in die Diözesanbibliothek gebracht worden, wo ein Restaurator diese auf ihren Erhaltungszustand untersuche. Der Rest solle ebenfalls zeitnah begutachtet werden. Laut dem bereits vorliegenden Gutachten des Restaurators zeigen sich unterschiedliche Schadensbilder, die über die Jahrhunderte hinweg entstanden sind. Zu finden seien unter anderem Fraßschäden durch Insekten, Schimmelbefall, mechanische Schäden sowie Brandspuren. Für etwa 20 Prozent der geschädigten Bände sei demnach eine Benutzung bis zur Schadensbehebung praktisch ausgeschlossen.
In erster Linie gehe es darum, den Buchaltbestand des Franziskanerklosters auf Dauer zu erhalten und wieder nutzbar zu machen. Ob die dafür notwendigen Investitionen und Dauerbelastungen allein von Franziskaner-Minoriten und Diözesanbibliothek zu leisten seien, sei noch unklar. Deswegen hätten beide Institutionen vereinbart, weiter eng abgestimmt und gemeinsam vorzugehen sowie die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Aus den Beständen des 19. und 20. Jahrhunderts habe die Diözesanbibliothek insbesondere Werke aus dem Bereich der Franconica und Katechetik sowie einzelne Zeitschriften übernommen. Die Universitätsbibliothek Würzburg habe sich für die Übernahme einer kleinen Zahl von Zeitschriften, Monographien und Broschüren ebenfalls aus dem Bereich der Franconica entschieden.
Der Würzburger Konvent der Franziskaner-Minoriten werde seine bereits bestehende Studienbibliothek mit etwa 80 Laufmetern Umfang mit einer Auswahl aus dem noch vorhandenen Gesamtbestand ergänzen. Die Bücher würden dann für die Dauer der Sanierungsarbeiten eingelagert und künftig einen neuen Platz im bisherigen Sommerrefektorium finden.
Die Bibliothek der Franziskaner in Würzburg
Die Bibliothek des Franziskanerklosters Würzburg war bislang im Westflügel des Baus an der Franziskanergasse untergebracht. Dieser Gebäudeteil wurde zusammen mit dem Südflügel zwischen 1963 und 1965 auf den Grundmauern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Vorgängerbaus errichtet. Das Bibliotheksmagazin erstreckt sich über drei Ebenen und umfasst rund 3.000 Laufmeter. Der Bestand ist nicht homogen, da er sich aus verschiedenen Provenienzen speist. Den Grundstock bilden etwa 1.000 Medieneinheiten der Konventsbibliothek, welche die Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945 überstanden. Der Bestand wurde in der Folge durch Zukauf, Erbschaften und Schenkungen erweitert. Größere Anteile auch an alten Werken gelangten durch die Auflösung der Bibliotheken anderer Konvente der Provinz nach Würzburg. Zu nennen sind die Klöster Schönau, Schwarzenberg und Oggersheim sowie, in deutlich geringerem Umfang, Neustadt/Waldnaab und Maria Eck. Weitere Zuwächse des Bestands kamen durch Nachlässe und Überlassungen von Ordensmitgliedern. Insgesamt umfasste die Klosterbibliothek zuletzt einen Mischbestand von etwa 50.000 Bänden.