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Von David Bowie bis zur Quantenphysik

Die Manga-Comic-Con 2025 präsentiert Ende März die neuesten Veröffentlichungen im Rahmen der Leipziger Buchmesse.
MaCoCo, das offizielle Maskottchen der Manga-Comic-Con, steht für die bunte Vielfalt der Messe. Cosplay-Enthusiasten, Fans und kreative Köpfe treffen sich in Leipzig, um ihre Leidenschaft für Manga, Anime und Comics zu feiern. Foto: Leipziger Messe GmbH / Jens Schlüter
MaCoCo, das offizielle Maskottchen der Manga-Comic-Con, steht für die bunte Vielfalt der Messe. Cosplay-Enthusiasten, Fans und kreative Köpfe treffen sich in Leipzig, um ihre Leidenschaft für Manga, Anime und Comics zu feiern. Foto: Leipziger Messe GmbH / Jens Schlüter

 

Piratenkapitän Monkey D. Ruffy steht beim Bäcker für einen Kaffee zum Mitnehmen an, Telepathin Any Forger diskutiert mit Wolverine, welche S-Bahn sie nehmen sollen und zwei Sailor Moon Zwillinge laufen noch mal schnell zur Drogerie, um mit allem ausgerüstet zu sein, was man für einen Besuch der Convention so braucht. Wenn es Ende März bereits am Hauptbahnhof in Leipzig von Manga- und Comic-Charakteren nur so wimmelt, ist es wieder so weit: Die Manga-Comic-Con öffnet ihre Türen im Verbund mit der Leipziger Buchmesse (27. bis 30. März).

Jedes Jahr aufs Neue wird Leipzig im Frühling zum bundesweit größten Community-Treffpunkt mit tausenden Comic-, Manga- und Animebegeisterten. Darunter sind zahlreiche Cosplayer/-innen, die sich darauf freuen, in der bunten Menge zu einem Wesen aus einer anderen Welt zu werden, die Blicke anderer auf sich zu ziehen und vielleicht sogar für ihre Darbietung ausgezeichnet zu werden. Denn darauf haben sie sich monatelang vorbereitet und an den Details ihrer Kostüme und ihrer Performance gefeilt. 2025 findet auf der Manga-Comic-Con in Kooperation mit dem Convention-Portal Con-Finder zum ersten Mal das Finale der neuen Cosplay Performance Meisterschaft Deutschland statt. Bevor es auf der Großen Bühne in Halle 3 des Leipziger Messegeländes jedoch so weit ist, kommt es in Berlin, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zum Vorentscheid. Am Sonntag, dem 30. März, zeichnet dann ein Team von Jurorinnen und Juroren aus ganz Deutschland auf der Manga-Comic-Con die Finalistinnen und Finalisten aus. 2025/2026 soll es in jedem Bundesland einen Vorentscheid geben.



Ein großer Höhepunkt für alle Manga-, Anime- und Comicfans ist auch das Zusammentreffen mit den Zeichnerinnen und Zeichnern sowie Autorinnen und Autoren. Vor allem bei den internationalen Ehrengästen stehen die Fans gerne Schlange, um sich Autogramme zu sichern. Bände voller Abenteuer aus aller Welt stapeln sich an den zahlreichen bunten Ständen in den MCC-Hallen. Dort finden Mangafans so einiges von dem, was ihr Herz begehrt: selbstproduzierte Poster, Buttons, Sticker, Artworks und KAKAO-Karten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, aber auch viele Merchandise-Artikel, durch die sie sich ein Stück ihrer Heldinnen und Helden und Lieblingsgeschichten mit nachhause nehmen können.

Workshops zum Manga-Zeichnen

In den verschiedenen Workshops auf der Manga-Comic-Con können die Besucher/-innen auch ihre eigenen Fähigkeiten testen. Mangaka Inga Steinmetz vermittelt zum Beispiel, wie man eigene Manga zeichnet. Silvia Mozelt zeigt in den von ArtMacoro organisierten Workshops unter anderem wie man einen Flaschengarten bastelt oder eine einfache japanische Fadenbindung herstellt. Im Deep Dive »Die Anatomie der Kanji« der Deutsch-Japanischen Gesellschaft erhalten sprachinteressierte MCC-Fans Einblicke in den eigenwilligsten und kompliziertesten Teil der japanischen Sprache – ein buntes Workshop-Programm also, das auch spontan zum Mitmachen einlädt.

Inspirierend ist ebenfalls die Ausstellung »Hidden Gems« in Halle 3 beim Backstage-Bereich der Großen Bühne. Mim und Bob, auch bekannt unter dem Künstlernamen »pushcart«, präsentieren dort Independent-Manga abseits des Buchmarkts. Als erfahrene Selfpublisher/-innen des Manga »Remembering Gale« und somit Teil der Szene haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viele Independent Manga-Zeichnende zusammenzubringen. Ihr Ziel: den Austausch untereinander zu verbessern und in der Öffentlichkeit auf die Mangaka-Szene außerhalb der Verlagslandschaft aufmerksam zu machen. Denn diese ist Stück für Stück im Begriff, sich immer weiter zu emanzipieren und ihren eigenen Weg selbstbewusst zu bestreiten.



Auf der Manga-Comic-Con zeigen über 20 Indie-Künstler/-innen, die zum Großteil auch auf der Convention vertreten sind, ihre Erstlingswerke und im Vergleich dazu ihre neuesten Zeichnungen. Die Ausstellung lädt also zu einer kleinen Zeitreise ein. Die Mangaka haben im Vorfeld auch Fragen zu ihren Gedanken, Wünschen und Zielen sowie Hindernissen bei ihrer Arbeit beantwortet. Bereits an der kleinen Auswahl lässt sich gut erkennen, wie lebendig und erfolgreich sich die Indie-Szene rund um das Medium Manga in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt hat – nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus. Sie zeigt aber auch, vor welchen Herausforderungen unabhängige Künstler/-innen stehen, die ihre Werke eigenständig veröffentlichen.

Live-Rollenspiele und Preisverleihungen

Druckfrische Manga, Anime und Comics finden MCC-Besucher/-innen vor allem bei den beliebten Premieren und Lesungen. Ob David Bowie, Reiserouten durch den Orient oder Quantenphysik – die Themenvielfalt ist groß, die die Künstler/-innen sowie Autorinnen und Autorn in ihren neuen Werken in Szene gesetzt haben. Zum ersten Mal vorgestellt wird in Leipzig auch MANGA ISSHO, ein neues europäisches Manga-Magazin. Auf über 300 Seiten vereint es die Manga-Kulturen Deutschlands, Frankreichs, Belgiens, Spaniens und Italiens. Es dient damit als kulturelle Plattform für den Austausch und die Entdeckung europäischer Mangaka. Das Projekt ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Manga-Verlage altraverse (Deutschland), Kana (Frankreich und Belgien), Planeta Cómic (Spanien) und Star Comics (Italien).

Auf dem Programm der Manga-Comic-Con-Fans stehen natürlich auch die Live-Rollenspiele, die auf der Leipziger Buchmesse und beim Lesefest »Leipzig liest« veranstaltet werden. Die Pen & Paper Events der Phantastischen Akademie finden dieses Jahr an gleich zwei Tagen hintereinander statt – sowohl auf der Großen Bühne auf dem Messegelände als auch in der Stadt, im Anker Leipzig. Mitfiebern und mitraten können die Besucher/-innen ebenfalls bei der von Edition Helden organisierten interaktiven Comic-Lesung »Abenteuer im Schattenwald«, die am Messesamstag in der Lesebude in Halle 3 stattfindet.



Ein traditionell großes Ereignis ist die Verleihung des SERAPH am Freitag, dem 28. März. Der Jurypreis wird in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse seit 2012 jährlich an die besten deutschsprachigen Romane des Phantastik-Genres verliehen. Auf die Prämierung folgt am Abend im Anker Leipzig die Lange Nacht der Phantastik, bei der die Preisträger/-innen des SERAPH und weitere Phantastik-Autorinnen und -Autoren aus ihren Werken vorlesen.
Die Manga-Comic-Con ist nicht nur die wichtigste deutsche Frühjahrsveranstaltung der Manga- und Comicszene, sondern auch ein Schmelztiegel der Inspiration. Durch den Verbund mit der Leipziger Buchmesse fließen zwei Welten ineinander, stoßen Mangafans beim Schlendern durch die themenübergreifenden Hallen der Leipziger Buchmesse genauso auf interessante Sachliteratur und Romane wie Literaturbegeisterte beim Besuch der MCC-Stände auf spannende Comics und Superheldinnen und -helden. So unterschiedlich die Ausdrucksformen auch sein mögen, sie alle zeigen, welche Kraft gute Geschichten besitzen – ob aus dem echten Leben oder am Schreibtisch erfunden.

Neu ab 2025 auf der Leipziger Buchmesse und der Manga-Comic-Con ist der Einsatz von SAM, dem Awareness & Mental Health Team. Es ist am Info-Point in Halle 3, Stand J401 zu finden und unterstützt bei Themen wie Angst, Bedrängnis, Belästigung, Unsicherheit, Grenzüberschreitungen oder Überlastung.

Felix Wisotzki ist Kommunikationsmanager bei der Leipziger Messe GmbH.

Weitere Beiträge zu Mangas und Comics gibt es in der aktuellen BuB-Ausgabe. Mangas und Comics sind in der Literaturszene längst raus aus der Schmuddelecke, dennoch haben sie in Bibliotheken häufig noch einen schweren Stand. Im Schwerpunkt des BuB-Doppelheftes Februar-März wird aufgezeigt, wieso gerade die grafische Literatur ein Motor für Kreativität und Innovation in der Bibliothek sein kann.

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