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Der Weg zum eigenen Büchereikonzept

Kichrliche Büchereien, Rheinland-Pfalz, Fortbildung
»Tower of power« – die Teilnehmer der Tagung bei einer lehrreichen Übung zur Arbeit im Team. Um das gemeinsame Ziel zu erreichen, ist eine gelingende Kommunikation entscheidend. Foto: LAG

»Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen«. Diesem Motto einer alten Volksweisheit folgend, widmeten sich rund 30 ehrenamtliche Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus 18 Katholischen und Evangelischen öffentlichen Büchereien am ersten Septemberwochenende in Vallendar der Frage nach der Notwendigkeit eines eigenen Büchereikonzeptes.

Die Zeichen der Zeit stehen auf Umbruch. Demografischer Wandel, Migration, elektronische Medien, verändertes Mediennutzungsverhalten und kirchliche Veränderungsprozesse sind nur einige Beispiele, die auch kirchliche öffentliche Büchereien betreffen.

Um zeitgemäß und erfolgreich zu bleiben, ist es für die Bücherei notwendig, die örtlichen Gegebenheiten in den Blick zu nehmen und Ideen zu entwickeln, um die eigenen Angebote auf neue Erfordernisse abzustimmen. Gerade kleinere Büchereien stehen dabei vor der Herausforderung, Schwerpunkte zu setzen und die zumeist überschaubaren Ressourcen effektiv einzusetzen. Wie also sollen Aufgaben und Ziele der Bücherei in den nächsten Jahren aussehen?

 

Ausgehend von der eigenen Motivation vergewisserten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Leitung von Referentin Sonja Bluhm, Diplom-Bibliothekarin und ausgebildete Gruppenpädagogin, der Stärken im jeweils eigenen Team und führten sich positive Erfahrungen und bereits Gelungenes aus dem Büchereialltag vor Augen.

Anhand eines Leitfadens erläuterte die Referentin zunächst die notwendigen Schritte, die zur Entwicklung eines Büchereikonzeptes erforderlich seien. »Nur wer sein Umfeld kennt, kann sich auch daran ausrichten!« Von der aktuellen Ist-Situation der Bücherei ausgehend, kann eine Umfeld-Analyse mit den zu erwartenden gesellschaftlichen Veränderungen des unmittelbaren Einzugsbereiches durchaus hilfreich sein, um daraus Handlungsfelder und Zielgruppen abzuleiten, Schwerpunkte zu definieren und mögliche Kooperationspartner zu benennen.

Chancen und Risiken erkennen

Dabei lernten die Teilnehmer verschiedene Methoden der Herangehensweise kennen. In Kleingruppen konnten sie selbst erfahren, welches Erkenntnispotenzial über Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken solche Analysen bereithalten.

Visionen können hilfreich sein, wenn es darum geht, einen neuen, größeren Blick auf das eigene Tun zu werfen und weitestgehend losgelöst von vorhandenen Einschränkungen ein Zukunftsszenario darüber zu entwickeln, wo die Bücherei in fünf oder zehn Jahren stehen könnte. Aus der Kraft dieser Bilder fiel es den Teilnehmern leichter, erste Erkenntnisse für notwendige Veränderungsprozesse zu erhalten und daraus Schlüsse für ein möglicherweise neues oder zumindest verändertes Aufgabenprofil für die zukünftige Arbeit zu ziehen.

Dass es für die Weiterentwicklung nicht ohne gezielte Forderungen hinsichtlich der räumlichen, personellen oder finanziellen Ausstattung gehen könne, leuchtete ein.

Beispielhaft wurde an der Zielgruppe »Männer über 50« klar, dass Zielgruppenfestlegungen schwieriger werden und manche Zielgruppen sich gegenseitig ausschließen können. Ein Angebot »für jeden etwas« bedeutet am Ende »für viele nichts«, so ein Fazit der Zielgruppenanalyse.

Umso wichtiger ist es, Schwerpunkte zu definieren, um daraus Maßnahmen, von entsprechenden Öffnungszeiten, geeigneten Medienangeboten bis zu gezielten Veranstaltungsangeboten und einer angemessenen Öffentlichkeitsarbeit, abzuleiten. Dass Konzepte von Zeit zu Zeit auch immer wieder überprüft und der Wirklichkeit angepasst werden müssen, wurde dabei ebenso deutlich.

Freud und Leid des Ehrenamts

Unterstützend können hier Umfeld-, Nutzer- und Statistikanalysen helfen, die Argumente für klare und realistische Ziele der eigenen Bücherei zu untermauern. Aufgearbeitet mit Grafiken und Bildern, mit möglichst kurzen erläuternden Texten kann ein so gestaltetes Konzept in der Öffentlichkeit und in weiteren Gesprächen mit verantwortlichen Gremien des Büchereiträgers oder Sponsoren durchaus Überzeugungsarbeit leisten.

So stand am Schluss der Tagung der Fahrplan für die nächsten Schritte und die Frage, welche Überzeugungsarbeit darüber hinaus im ganzen Büchereiteam notwendig sei, um eine erfolgreiche Konzeptarbeit zu entwickeln.

Souverän und abwechslungsreich führte Sonja Bluhm mit unterschiedlichsten Methoden, bei denen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich aktiv einbringen konnten, durch das umfangreiche Tagungsprogramm.

Für einen besonderen Höhepunkt am Samstagabend sorgte der Diplom-Pädagoge und Kabarettist Franz-Josef Euteneuer aus Trier, der nicht ohne hintergründigen Humor Freud und Leid des Ehrenamtes analysierte und kommentierte und damit das geleistete Tagespensum inhaltlich hervorragend abrundete.

»Die Erkenntnis, dass wir uns neu strukturieren müssen«, war eine der zahlreichen positiven Rückmeldungen aus dem Teilnehmerkreis in der abschließenden Auswertungsrunde. »Eine hohe Selbstmotivation für die Konzepterstellung« und »viele neue Einsichten und Ideen zum Umgang mit dem Team« lautete eine andere.

Jährliche Tagung an wechselnden Orten

Die Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz, kurz LAG, bietet diese ökumenische Büchereitagung einmal jährlich an wechselnden Orten und zu den unterschiedlichsten Büchereithemen in Rheinland-Pfalz an. In diesem Jahr fand die Tagung zum 32. Mal statt. Die Fortbildung wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.

In der Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit RLP sind fünf katholische und zwei evangelische Büchereifachstellen zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe ist die politische Interessensvertretung der rund 350 kirchlichen, zumeist ehrenamtlich geleiteten öffentlichen Büchereien im Land Rheinland-Pfalz. In diesen Einrichtungen engagieren sich rund 3.000 Frauen und Männer, die mit zusätzlich weit mehr als 7.000 Veranstaltungen allein 2016 über 570.000 Menschen als Besucher registrieren konnten. Die katholische und die evangelische Kirche stellen in Rheinland-Pfalz über 50 Prozent der öffentlichen Büchereien und leisten damit einen erheblichen Teil der Literatur- und Medienversorgung im Land.

Dorothee Steuer, Trier; LAG Rheinland-Pfalz / 20.9.2017






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Der Weg zum eigenen Büchereikonzept

Kichrliche Büchereien, Rheinland-Pfalz, Fortbildung
»Tower of power« – die Teilnehmer der Tagung bei einer lehrreichen Übung zur Arbeit im Team. Um das gemeinsame Ziel zu erreichen, ist eine gelingende Kommunikation entscheidend. Foto: LAG

»Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen«. Diesem Motto einer alten Volksweisheit folgend, widmeten sich rund 30 ehrenamtliche Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus 18 Katholischen und Evangelischen öffentlichen Büchereien am ersten Septemberwochenende in Vallendar der Frage nach der Notwendigkeit eines eigenen Büchereikonzeptes.

Die Zeichen der Zeit stehen auf Umbruch. Demografischer Wandel, Migration, elektronische Medien, verändertes Mediennutzungsverhalten und kirchliche Veränderungsprozesse sind nur einige Beispiele, die auch kirchliche öffentliche Büchereien betreffen.

Um zeitgemäß und erfolgreich zu bleiben, ist es für die Bücherei notwendig, die örtlichen Gegebenheiten in den Blick zu nehmen und Ideen zu entwickeln, um die eigenen Angebote auf neue Erfordernisse abzustimmen. Gerade kleinere Büchereien stehen dabei vor der Herausforderung, Schwerpunkte zu setzen und die zumeist überschaubaren Ressourcen effektiv einzusetzen. Wie also sollen Aufgaben und Ziele der Bücherei in den nächsten Jahren aussehen?

 

Ausgehend von der eigenen Motivation vergewisserten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Leitung von Referentin Sonja Bluhm, Diplom-Bibliothekarin und ausgebildete Gruppenpädagogin, der Stärken im jeweils eigenen Team und führten sich positive Erfahrungen und bereits Gelungenes aus dem Büchereialltag vor Augen.

Anhand eines Leitfadens erläuterte die Referentin zunächst die notwendigen Schritte, die zur Entwicklung eines Büchereikonzeptes erforderlich seien. »Nur wer sein Umfeld kennt, kann sich auch daran ausrichten!« Von der aktuellen Ist-Situation der Bücherei ausgehend, kann eine Umfeld-Analyse mit den zu erwartenden gesellschaftlichen Veränderungen des unmittelbaren Einzugsbereiches durchaus hilfreich sein, um daraus Handlungsfelder und Zielgruppen abzuleiten, Schwerpunkte zu definieren und mögliche Kooperationspartner zu benennen.

Chancen und Risiken erkennen

Dabei lernten die Teilnehmer verschiedene Methoden der Herangehensweise kennen. In Kleingruppen konnten sie selbst erfahren, welches Erkenntnispotenzial über Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken solche Analysen bereithalten.

Visionen können hilfreich sein, wenn es darum geht, einen neuen, größeren Blick auf das eigene Tun zu werfen und weitestgehend losgelöst von vorhandenen Einschränkungen ein Zukunftsszenario darüber zu entwickeln, wo die Bücherei in fünf oder zehn Jahren stehen könnte. Aus der Kraft dieser Bilder fiel es den Teilnehmern leichter, erste Erkenntnisse für notwendige Veränderungsprozesse zu erhalten und daraus Schlüsse für ein möglicherweise neues oder zumindest verändertes Aufgabenprofil für die zukünftige Arbeit zu ziehen.

Dass es für die Weiterentwicklung nicht ohne gezielte Forderungen hinsichtlich der räumlichen, personellen oder finanziellen Ausstattung gehen könne, leuchtete ein.

Beispielhaft wurde an der Zielgruppe »Männer über 50« klar, dass Zielgruppenfestlegungen schwieriger werden und manche Zielgruppen sich gegenseitig ausschließen können. Ein Angebot »für jeden etwas« bedeutet am Ende »für viele nichts«, so ein Fazit der Zielgruppenanalyse.

Umso wichtiger ist es, Schwerpunkte zu definieren, um daraus Maßnahmen, von entsprechenden Öffnungszeiten, geeigneten Medienangeboten bis zu gezielten Veranstaltungsangeboten und einer angemessenen Öffentlichkeitsarbeit, abzuleiten. Dass Konzepte von Zeit zu Zeit auch immer wieder überprüft und der Wirklichkeit angepasst werden müssen, wurde dabei ebenso deutlich.

Freud und Leid des Ehrenamts

Unterstützend können hier Umfeld-, Nutzer- und Statistikanalysen helfen, die Argumente für klare und realistische Ziele der eigenen Bücherei zu untermauern. Aufgearbeitet mit Grafiken und Bildern, mit möglichst kurzen erläuternden Texten kann ein so gestaltetes Konzept in der Öffentlichkeit und in weiteren Gesprächen mit verantwortlichen Gremien des Büchereiträgers oder Sponsoren durchaus Überzeugungsarbeit leisten.

So stand am Schluss der Tagung der Fahrplan für die nächsten Schritte und die Frage, welche Überzeugungsarbeit darüber hinaus im ganzen Büchereiteam notwendig sei, um eine erfolgreiche Konzeptarbeit zu entwickeln.

Souverän und abwechslungsreich führte Sonja Bluhm mit unterschiedlichsten Methoden, bei denen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich aktiv einbringen konnten, durch das umfangreiche Tagungsprogramm.

Für einen besonderen Höhepunkt am Samstagabend sorgte der Diplom-Pädagoge und Kabarettist Franz-Josef Euteneuer aus Trier, der nicht ohne hintergründigen Humor Freud und Leid des Ehrenamtes analysierte und kommentierte und damit das geleistete Tagespensum inhaltlich hervorragend abrundete.

»Die Erkenntnis, dass wir uns neu strukturieren müssen«, war eine der zahlreichen positiven Rückmeldungen aus dem Teilnehmerkreis in der abschließenden Auswertungsrunde. »Eine hohe Selbstmotivation für die Konzepterstellung« und »viele neue Einsichten und Ideen zum Umgang mit dem Team« lautete eine andere.

Jährliche Tagung an wechselnden Orten

Die Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz, kurz LAG, bietet diese ökumenische Büchereitagung einmal jährlich an wechselnden Orten und zu den unterschiedlichsten Büchereithemen in Rheinland-Pfalz an. In diesem Jahr fand die Tagung zum 32. Mal statt. Die Fortbildung wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.

In der Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit RLP sind fünf katholische und zwei evangelische Büchereifachstellen zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe ist die politische Interessensvertretung der rund 350 kirchlichen, zumeist ehrenamtlich geleiteten öffentlichen Büchereien im Land Rheinland-Pfalz. In diesen Einrichtungen engagieren sich rund 3.000 Frauen und Männer, die mit zusätzlich weit mehr als 7.000 Veranstaltungen allein 2016 über 570.000 Menschen als Besucher registrieren konnten. Die katholische und die evangelische Kirche stellen in Rheinland-Pfalz über 50 Prozent der öffentlichen Büchereien und leisten damit einen erheblichen Teil der Literatur- und Medienversorgung im Land.

Dorothee Steuer, Trier; LAG Rheinland-Pfalz / 20.9.2017



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