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»Das Projekt mit den alten Viadrina-Drucken ist etwas Besonderes«

Animation der ehemaligen Viadrina. 1962 abgebrochen, wurde das Kollegienhaus, in dessen erstem Obergeschoss die Bibliothek untergebracht war, 2006 virtuell im Rahmen des Viadrina-Projekts wieder aufgebaut. Screenshots: http://avia.kobv.de/viadrina/start.html

Am 15. April 1506 wurde die Viadrina gegründet, die erste brandenburgische Landesuniversität in Frankfurt an der Oder. Sie bestand bis 1811, als sie im Zuge der Neuordnung des preußischen Universitätswesens geschlossen und von Frankfurt nach Breslau, dem heutigen Wrocław, in Polen verlegt wurde. Mit der Universität verließen 28 000 Bücher und Drucke Frankfurt. Fast 200 Jahre später kehrten diese nach Frankfurt zurück, zumindest virtuell. 2006 feierte die Europa-Universität Viadrina, eine Neugründung aus dem Jahre 1991, den 500. Jahrestag der Gründung ihrer Vorgängerinstitution.

Anlässlich der Feierlichkeiten wurde unter anderem eine Animation der alten Bibliothek der Viadrina präsentiert. Der gesamte Altbestand ist detailgetreu und original abgebildet. In den virtuellen Regalen sollen die Bücher an den Plätzen zu sehen sein, an denen sie früher standen. Einen Teil des Altbestandes hat die Viadrina mittlerweile digitalisiert. Über die alten Drucke aus Frankfurt (Oder), das Viadrina-Projekt und die Digitalisierungsbemühungen in Brandenburg sprechen Hans-Gerd Happel, Direktor der Bibliothek der Europa-Universität Viadrina, und Ulf Preuß von der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital im BuB-Interview mit Redakteur Steffen Heizereder.

 

BuB: 2006, zum 500-jährigen Bestehen der alten Viadrina, haben Sie, Herr Happel, eine Animation des alten Bibliotheksgebäudes der Öffentlichkeit vorgestellt und damit auch das Digitalisierungsprojekt »Viadrina« gestartet. Das sollte die 28.000 Drucke der alten Viadrina erfassen und einen Teil davon vollständig digitalisieren. Ziehen wir gleich am Anfang Bilanz: Wie weit sind Sie nach zehn Jahren gekommen?

 

Hans-Gerd Happel: Wir haben dieses Projekt damals mithilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestartet, ein gemeinschaftliches, grenzüberschreitendes, deutsch-polnisches Projekt. Anhand alter Bandkataloge haben wir recherchieren können, dass von den ehemaligen 28.000 Bänden heute noch ungefähr 5.000 in Wrocław stehen. Diese 5.000 Bände konnten wir aber nicht sofort digitalisieren, weil das Material größtenteils vor der Digitalisierung erst noch restauriert werden muss. Deswegen haben wir uns hier erst einmal auf die Digitalisierung von zwei Teilsammlungen beschränkt. Das ist einmal die Sammlung Oehlrich und einmal die Sammlung Steinwehr. Das sind Bestände zur brandenburgischen und schlesischen Geschichte, ungefähr 500 Titel, die wir komplett mit den polnischen Kolleginnen und Kollegen digitalisiert haben.

 

BuB: Welche Bedeutung hat so ein Digitialisierungsprojekt für die Bibliothekswelt?

 

Ulf Preuß: Alles, was digital als Ressource zur Verfügung steht und recherchierbar ist, ist ein Pluspunkt. Es ist ein Gewinn, solange die Inhalte mit einer Einrichtung verknüpft sind, die diese über die Zeit stabil zur Verfügung stellen kann. Von daher ist die reine Quantität bei so einem Projekt das eine, die Qualität, wie die Inhalte dargestellt werden und vor allen Dingen auch  in welcher stabilen Form sie dargestellt werden, ist eine andere Sache. Beides gilt es zu berücksichtigen, damit man den Aufwand auch richtig in Relation stellen kann.

»Der Altbestand in Wrocław hat ungefähr einen Umfang von 320.000 Bänden und die alten Viadrina-Drucke sind nicht separat aufgestellt gewesen, sondern befanden sich gemischt in dem Altbestand.«

BuB: Das Viadrina-Projekt wurde von der DFG finanziert und Sie haben eng mit den Kolleginnen und Kollegen in Wrocław zusammengearbeitet. Waren alle Projektpartner sofort dabei?

 

Happel: Das war sehr unkompliziert. Das Projekt ist vollkommen ohne Probleme und kollegial zwischen der Universitätsbibliothek Wrocław und Frankfurt (Oder) durchgeführt worden. Wir haben keinerlei Verständigungsschwierigkeiten mit polnischen Partnern. Die Europa-Universität und die Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (dt. Posen) verwalten zusammen etwa auch das Collegium Polonicum, eine gemeinschaftliche, grenzüberschreitende Einrichtung. Die Europa-Universität liegt direkt an der polnischen Grenze und wir haben zusammen ein binationales Bibliothekssystem aufgebaut. Am Ende der Oderbrücke befindet sich das Collegium Polonicum, das auch eine Hochschulbibliothek hat, mit der wir eng zusammenarbeiten. Wir haben regelmäßigen Austausch und nehmen gegenseitig an unseren Dienstberatungen teil.

 

BuB: Wie geht man bei so einem Digitalisierungsprojekt konkret vor, damit am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt? Sie standen ja vor einem großen Berg an Arbeit.

 

Happel: Wir mussten erst einmal ermitteln, wo sich die Drucke genau in Wrocław befanden. Der Altbestand in Wrocław hat ungefähr einen Umfang von 320.000 Bänden und die alten Viadrina-Drucke sind nicht separat aufgestellt gewesen, sondern befanden sich gemischt in dem Altbestand. Das bedeutete für uns, erst mal mit den polnischen Kolleginnen und Kollegen diese Bestände mit den alten Viadrina-Stempeln herauszusuchen. So haben wir anhand der alten Bandkataloge die Signaturen ermittelt und sind dann auf diese Zahl von 5.000 Bänden gekommen. Der nächste Auswahlfaktor war, dass wir festlegen mussten, welche Bestände aufgrund ihres Zustandes digitalisierungsfähig sind. Als Ergebnis haben wir 500 Bände ausgewählt, die wir dann tatsächlich auch digitalisiert haben.

»Als Bibliothekar ist man natürlich immer enttäuscht, wenn die Bände nicht vollständig überliefert sind.«

BuB: Die alten Bandkataloge waren also ein Glücksfall für Sie. Wäre das Projekt auch ohne diese Kataloge möglich gewesen?

 

Happel: Wir hätten sonst nicht herausfinden können, welche Titel aus der alten Viadrina-Bibliothek in Wrocław noch vorhanden sind. Das war für uns ein Suchkriterium. Diesen Bandkatalog hatten wir sogar hier in unserem Bestand. Wir konnten von Frankfurt (Oder) aus die Recherchen organisieren und dann gezielt mit den polnischen Kolleginnen und Kollegen die Aushebung aus den Magazinen veranlassen.

 

BuB: Waren Sie enttäuscht, als Sie festgestellt haben, dass nur 5.000 der 28.000 Bände erhalten waren?

 

Happel: Als Bibliothekar ist man natürlich immer enttäuscht, wenn die Bände nicht vollständig überliefert sind. Aber man muss ja auch sehen, dass es Flut- und Brandkatastrophen gegeben hat. Auch der Zweite Weltkrieg hat zu großen Verlusten geführt. Im Laufe der Jahrhunderte hatten viele Bibliotheken Verluste zu beklagen. Aber wir haben Dank der modernen Technik, die uns zur Verfügung steht, theoretisch die Möglichkeit, die gesamten 28.000 Titel virtuell zu rekonstruieren. Deswegen hatten wir damals zu dem Jubiläum eine virtuelle Viadrina präsentiert, salopp ausgedrückt eine Art Computerspiel, bei dem wir das alte  Gebäude der Universität virtuell rekonstruiert haben, inklusive der Regalaufstellung.

 

Anhand der alten Bandkataloge konnten wir sogar die Formate genau in den Regalen festlegen und definieren. Man kann in dieser Animation mit einem Mausklick auf die Buchrücken klicken, dann erscheint unten im Bild eine Kurztitelaufnahme. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, das Titelblatt aufzurufen und dann auf das ganze Buch zuzugreifen. Wenn man tatsächlich die Bestände, die noch in anderen Bibliotheken vorhanden sind, in dieses Konzept mit einbezieht, könnte man alle 28.000 Bände theoretisch virtuell rekonstruieren.

»Die Projekte an den Hochschulbibliotheken, wie das Projekt mit den alten Viadrina-Drucken, sind etwas Besonderes gerade durch den grenzüberschreitenden Charakter.«

BuB: Ist das wirklich realistisch, die Mehrheit der Bücher existiert ja nicht mehr?

 

Happel: Richtig, viele Bücher existieren nicht mehr. Aber weil wir anhand der alten Bandkataloge wissen, wie sich der Bestand genau zusammensetzt, können wir die fehlenden Bücher aus anderen Bibliotheken in die Planung mit einbeziehen und dann virtuell den gesamten Bestand zusammenführen. Das ist alles eine sehr aufwendige Arbeit und es sind viele Planungsphasen notwendig, um so etwas durchzuführen. Aber theoretisch wäre so ein Projekt durchführbar, zumal ja auch die Zeit für uns arbeitet. Es werden ja immer mehr alte Drucke digitalisiert. So brauchen dann immer weniger Eigendigitalisate angefertigt zu werden.

 

BuB: Wie wichtig sind denn solche »Spielereien« wie die Animationssoftware zum Vermarkten eines solchen Digitalisierungsprojektes?

 

Happel: Diese Simulationssoftware ist damals zum Jubiläum der Viadrina produziert worden. Man kann schon sagen, dass wir versucht haben, sehr genau zu arbeiten, der Lehrstuhl für Mediävistik  an der Europa-Universität von Professor Knefelkamp hat sich da sehr verdient gemacht und dafür Sorge getragen, dass anhand alter Stadt- und Baupläne aus dem Stadtarchiv die Rekonstruktion möglichst historisch genau durchgeführt worden ist. So besteht die Möglichkeit, einen populären Einstieg in eine digitale Sammlung zu finden. Wir können in einem Bestand, den es gar nicht mehr gibt, darstellen, wie die Bücher damals aufgestellt waren. Daraus lassen sich viele Forschungsfragen ableiten. Zum Beispiel könnte man überlegen, wieso stand ein Buch neben dem anderen. Damit könnte man eine Art historische Bestands- und Nutzungsforschung verknüpfen und sich auch gut vorstellen, dass solche virtuellen Zugänge auch für neue wissenschaftliche Fragestellungen bedeutend sein könnten.

»Selbst größere Einrichtungen wie Universitätsbibliotheken sind personell und infrastrukturell nicht überproportional gut ausgestattet.«

BuB: Abgesehen von der Animationssoftware: Was macht das Viadrina-Projekt als Digitalisierungsprojekt so besonders?

 

Preuß: Digitalisierungsprojekte sind untereinander schwer zu vergleichen. Vor allem, da wir in Brandenburg mit der Digitalisierungsinitiative versuchen, spartenübergreifend zu arbeiten. Selbstverständlich sind die Kriterien und Komplexitäten bei  Projekten in Museen nicht zu vergleichen mit Projekten in Archiven und Bibliotheken. Die Projekte an den Hochschulbibliotheken, wie das Projekt mit den alten Viadrina-Drucken, sind etwas Besonderes gerade durch den grenzüberschreitenden Charakter. Das ist ein historischer Kontext verbunden mit einer länderübergreifenden Zusammenarbeit und einer virtuellen Zusammenführung. Das zeigt welche Möglichkeiten die Digitalisierung bietet. Der kooperative Grundgedanke, der da drin steckt, ist kennzeichnend für viele Digitalisierungsprojekte, die im Land Brandenburg laufen.

 

BuB: Wo liegen die größten Herausforderungen bei kooperativen Digitalisierungsprojekten?

 

Preuß: Die erste Herausforderung ist, dass sich das Kulturerbe über viele kleine Einrichtungen im Land Brandenburg verteilt. Und selbst größere Einrichtungen wie Universitätsbibliotheken sind personell und infrastrukturell nicht überproportional gut ausgestattet. Sie haben auch, wie man an dem Viadrina-Projekt sieht, damit zu kämpfen, dass nicht alle Bestände, die relevant für das Projekt sind, im Haus vorhanden sind. Von daher ist der organisatorische Aufwand, mehrere Einrichtungen unter einen Projekthut zu bringen, eine große Herausforderung. Dazu kommt das Grundproblem, dass wir im Kulturerbebereich gerade in Brandenburg eine sehr schmale finanzielle Unterstützung bekommen.

 

Für viele Einrichtungen im Land Brandenburg ist es sehr, sehr schwierig, Mittel aus Fördertöpfen zu erhalten. Der dritte große Punkt ist, wie nachhaltig und gut die Angebote sind, die bei den Digitalisierungsprojekten generiert werden. Da spielen größere Einrichtungen wie die Universitätsbibliotheken eine ganz wichtige Rolle, weil sie als Institution eine gewisse Ankerfunktion haben und mit ihren Ressourcen unterstützend tätig werden können.

»Das Land Brandenburg hat für 2014 und 2015 Mittel in Höhe von jeweils ungefähr 80.000 Euro für die Digitalisierung von Kulturerbe allgemein, also kulturspartenübergreifend, zur Verfügung gestellt.«

BuB: Dennoch sind auch die Universitätsbibliotheken nicht üppig mit Finanzmitteln ausgestattet. Wie viele Personalstellen konnten Sie zur Verfügung stellen, um das Viadrina-Projekt zu realisieren?

 

Happel: Beim Viadrina-Projekt haben wir eine volle Personalstelle für Koordinierungsaufgaben zur Verfügung gestellt bekommen. Ansonsten mussten wir bei diesem Projekt sehr viel an eigenen Personalkapazitäten aufwenden. Natürlich sind auch Kapazitäten aus der Universitätsbibliothek Wroz-

ław in das Projekt mit eingeflossen und es gab auch Sachmittel, die zur Verfügung standen. Ohne Drittmittel und ohne die Bereitschaft, dass auch Eigenmittel eingesetzt werden, wird man solche Projekte nicht durchführen können.

 

BuB: Können Sie das auch für andere Projekte bestätigen, Herr Preuß?

 

Preuß: Definitiv. Das Land Brandenburg hat für 2014 und 2015 Mittel in Höhe von jeweils ungefähr 80.000 Euro für die Digitalisierung von Kulturerbe allgemein, also kulturspartenübergreifend, zur Verfügung gestellt. Ohne diese zusätzlichen Mittel wären auch die kooperativen Projekte nicht möglich. Die meisten Einrichtungen kommen gerade so mit den normalen Aufgaben über die Runden. Bei der Digitalisierung und allem was damit zu tun hat, sind die meisten schlicht und ergreifend alleine und auf sich gestellt. Sie sind infrastrukturell, personell und finanziell überfordert.

 

[caption id="attachment_6459" align="alignleft" width="594"]Das Innere der virtuellen Viadrina wurde anhand alter Baupläne und Bandkataloge möglichst detailgetreu gestaltet. Die Bücher sollen an genau dem Platz stehen, an dem sie früher untergebracht waren. Das Innere der virtuellen Viadrina wurde anhand alter Baupläne und Bandkataloge möglichst detailgetreu gestaltet. Die Bücher sollen an genau dem Platz stehen, an dem sie früher untergebracht waren.[/caption]

 

 

 

BuB: Wie wollen Sie die Digitalisate für die Zukunft archivieren?

 

Happel: Wir sind seit April offizieller Testpartner des Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik Berlin für die Langzeitarchivierung digitaler Daten. Es werden jetzt Konzepte und Workflows ausgearbeitet vom Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg zusammen mit den Testpartnern. Da ist es allerdings jetzt noch zu früh, genaue Ergebnisse vorzulegen, aber wir sind zuversichtlich, dass wir bald auch auf diesem Gebiet weiterkommen werden.

»Wir sind auch sehr froh darüber, dass die Digitalisate alle über die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) leicht zugänglich sind und damit ein großer Interessentenkreis angesprochen wird.«

BuB: Sprechen Sie mit den Digitalisierungsprojekten lediglich die Wissenschaft an?

 

Preuß: Das was vom Land Brandenburg in den letzten Jahren finanziell unterstützt wurde, sollte den Einrichtungen die Möglichkeit geben, überhaupt an der digitalen Präsentation teilzunehmen. Nur wer digital recherchierbar ist, kann auch digital gesehen werden. Das geschah durchaus auch vor dem Hintergrund, dass sich viele Einrichtungen ohne kooperative Unterstützung daran niemals beteiligen könnten. Je nachdem welche Bestände digitalisiert werden, geht es sowohl um forschungsrelevante Sachen, aber auch um den allgemein interessierten Nutzer.

 

Happel: Wir sind als Universität in erster Linie für eine Klientel aus dem Bereich Forschung und Lehre zuständig. Aber die Bibliothek ist natürlich wie unsere Internetangebote öffentlich zugänglich. Wir erleben es auch, dass interessierte Bürger, Vertreter aus dem Bildungsbürgertum oder auch Schüler aus höheren Klassen ebenfalls Interesse an diesen kulturellen Medien haben und gerne entsprechende Angebote nutzen. Wir sind auch sehr froh darüber, dass die Digitalisate alle über die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) leicht zugänglich sind und damit ein großer Interessentenkreis angesprochen wird.

 

BuB: Hat die Deutsche Digitale Bibliothek in dieser Hinsicht nochmal Bewegung in die Thematik gebracht?

 

Happel: Ich glaube schon. Es ist ein Ansporn, wenn man merkt, dass das Portal genutzt wird. Mit der Deutschen Digitalen Bibliothek ist ein Medium geschaffen worden, das spartenübergreifend und unabhängig vom Medientyp einen einfachen Zugang sowohl für Bürger als auch für Forscher bietet.

»Grundsätzlich müssen wir zusehen, weitere Drittmittel an Land zu ziehen, um solche Projekte durchzuführen.«

Preuß: Seit die Deutsche Digitale Bibliothek als Bund-Länder-Projekt in die Entwicklung gegangen ist, befasst sich das Land Brandenburg aktiv mit Möglichkeiten, wie eine Digitalisierung unter Beteiligung an der DDB aussehen soll. Das Ministerium initiierte 2007 eine interdisziplinäre Digitalisierungsrunde aus der 2009 ein Strategiepapier für die Digitalisierung von Kulturgut entstanden ist. Das war die Grundlage für ein Kompetenznetzwerk in Brandenburg aus dem 2014 daraus nochmal ein Konzept hervorgegangen ist, wie hier tatsächlich ein Einstieg in die Generierung von digitalen Inhalten, aber auch in die Weiterleitung dieser Inhalte an die Deutsche Digitale Bibliothek realisiert werden sollte. Mittlerweile ist da tatsächlich Bewegung drin. Seit dem Zeitpunkt sind finanzielle Mittel überhaupt erst vorhanden.

 

BuB: Wie geht es jetzt weiter? Welche Digitalisierungsprojekte stehen in Frankfurt an der Oder demnächst an und wie möchten Sie weiterarbeiten an den Viadrina-Drucken?

 

Happel: Grundsätzlich müssen wir zusehen, weitere Drittmittel an Land zu ziehen, um solche Projekte durchzuführen. Zusammen mit der evangelischen Kirche werden wir einige wertvolle Drucke aus der Reformationsbibliothek der Marienkirche in Frankfurt (Oder) digitalisieren, mit der Zielrichtung zum Reformationsjubiläum etwas präsentieren zu können. Wir halten die Augen und Ohren offen, wo interessante Materialien zur Verfügung stehen, die auch digitalisiert werden können. Bevor wir digitalisieren, versuchen wir einen Überblick zu bekommen, ob schon an anderer Stelle ein Digitalisat vorliegt oder nicht. Wir digitalisieren erst, wenn wir einen noch nicht digitalisierten Druck haben oder wenn es sich um ein Exemplar handelt, das mit besonderen individuellen Merkmalen ausgestattet ist, wie zum Beispiel handschriftliche Randnotizen.

 

Zu den Personen

Dr. Hans-Gerd Happel, geboren 1959 in Marburg/Lahn, studierte Geschichte, Angloamerikanische Geschichte und Bibliothekswissenschaften in Köln. Nach dem Studium  Mitarbeiter für das Handbuch der historischen Buchbestände in der Stadtbibliothek Wuppertal, 1989-1991 Bibliotheksreferendar an der UB Marburg und der Bibliotheksschule in Frankfurt/Main, Fachreferent an der Universitätsbibliothek Marburg, 1992 Leitung der UB Witten/Herdecke, 1995 Stellvertretender Direktor der UB Frankfurt (Oder), ab 2001 Leitender Bibliotheksdirektor, zurzeit Vorsitzender des KOBV-Kuratoriums und des DFG-Fachbeirats für das CIB-Projekt, Vorsitzender des Fachbeirats für die Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv.

 

Ulf Preuß, geboren 1974, bis 2008 Zeitsoldat der Bundeswehr. Anschließend Studium Bibliotheksmanagement (B. A.) und Informationswissenschaften (M. A.) an der FH Potsdam. Seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Potsdam und Leiter der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital; Schwerpunkt Beratung und Unterstützung für die Digitalisierung und digitale Präsentation von Kulturgut im Land Brandenburg. Daneben engagiert in Weiterbildungsprogrammen der FU Berlin und der Fachhochschule Potsdam für die Bereiche Bestandserhaltung, Digitalisierung und digitale Archivierung. Beteiligung an der OpenGLAM-Arbeitsgruppe Deutschland für den freien Zugang zu den Kulturgütern der Gedächtniseinrichtungen. – Kontakt: ulf.preuss@fh-potsdam.de.





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