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Bibliotheken als Teil der Willkommenskultur / Bibliothekskongress in Leipzig gestartet

Am Montag ist der 6. Bibliothekskongress in Leipzig gestartet, bis zum Donnerstag werden mehr als 3.000 Teilnehmer erwartet. Foto: Schleh

Leipzig. Unter dem Motto „Bibliotheksräume – real und digital“ ist am Montag der 6. internationale Bibliothekskongress im Congress Center Leipzig gestartet. Rund 3.000 BibliothekarInnen und andere InformationsspezialistInnen aus über 30 Ländern werden bis zum 17. März in Vorträgen, Workshops und öffentlichen Expertenforen die neuesten Entwicklungen im Bibliothekswesen erörtern. Ein besonderer Fokus richtet sich auf das Engagement der Bibliotheken als Teil der Willkommenskultur in Deutschland und fordert mehr Unterstützung beim Ausbau entsprechender Angebote. Als Gastland präsentieren die USA aktuelle Entwicklungen ihrer Bibliothekslandschaft.

Die nach Deutschland Geflüchteten sind in den Bibliotheken willkommen. Allerdings stellt die aktuelle Flüchtlingsbewegung für Bibliotheken auch eine besondere Herausforderung dar. Als Bildungs‐ und Kulturinstitutionen sind Bibliotheken häufig Teil erster Integrationsschritte, was eine Ausweitung der bestehenden und den Aufbau spezieller Angebote nötig macht. BID‐Präsident Heinz‐Jürgen Lorenzen betonte anlässlich der Eröffnungspressekonferenz am Montagvormittag: „Bibliotheken als niedrigschwellige Einrichtungen sind Anlaufstellen für Geflüchtete mit einer ganzen Reihe von Angeboten. Dem Bedarf ist nicht nachzukommen. Es müssen dringend Lexika, Sprachkurse, Leichter-Lesen-Bücher, freies W‐LAN und Arbeitsplätze im breiten Umfang bereitgestellt werden. Hinzu kommt die Notwendigkeit von sprachlich und sozialpädagogisch qualifiziertem Personal.“

Dazu einige Beispiele: In Bremen und in Projekten der Büchereizentralen Niedersachsen und Schleswig‐Holstein werden sogenannte „Medienboxen“ unter anderem mit Büchern und Spielen in diversen Sprachen angeboten. In Zusammenarbeit mit den betreuenden Vereinen und Verbänden tragen sie direkt in den Flüchtlingsunterkünften zum Vermitteln erster Sprachkenntnisse, zum Kennenlernen von Kultur und Gesellschaft und zur Freizeitgestaltung bei. Die Stadtbibliothek Köln betreibt das Interkulturelle Bibliotheksforum (IBF), das als frei zugänglicher Lern‐ und Begegnungsort für Menschen unterschiedlichster Herkunft und mit Interesse an interkulturellem Austausch gedacht ist. Zahlreiche Geflüchtete kommen in die Bibliotheken, um sich zu informieren, um Lexika und Sprachkurse auszuleihen, um W‐LAN, Internet‐ und Computerarbeitsplätze zu nutzen. In Gesprächskreisen in Deutsch finden sich Flüchtlinge zwanglos zusammen, um sich auszutauschen und ihre Sprachkenntnisse zu festigen.

Auch Universitätsbibliotheken stehen jungen Flüchtlingen, die studienvorbereitende Deutschkurse absolvieren, schon vor Aufnahme des Studiums kostenfrei offen. Die Geflüchteten nutzen sehr intensiv die Computer der Bibliothek für Recherchen und zum Üben ihres Kursstoffs. Das wird noch zunehmen, je mehr Flüchtlinge das sprachliche Niveau für den Hochschulzugang erwerben. „Junge Flüchtlinge, die für ein Studium qualifiziert sind oder ihr Studium unterbrochen haben, können meist wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht sofort in das Studium starten. Universitätsbibliotheken stehen ihnen kostenfrei offen, bieten Internetzugang, wissenschaftliche Literatur und englischsprachige Führungen ohne bürokratische Hürden“, so Konstanze Söllner, Vorsitzende des Verein deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VdB). „Dieser enorme Aufwand im Integrationsprozess muss sich auch in der Ausstattung von Bibliotheken widerspiegeln. Bibliothekarinnen und Bibliothekare sind Türöffner zur Gesellschaft und sollten nicht nach der Anzahl von Büchern in Regalen bezahlt werden.

 

Gastland USA

Nach Dänemark, Spanien und der Türkei sind 2016 die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) Gastland des 6. Bibliothekskongresses. Der Auftritt der USA bildet gleichzeitig den Auftakt des dreijährigen Netzwerkprogramms „Partnerland USA 2016‐2019“ von Bibliothek & Information International (BID). Als US-amerikanischer Partner für den angestrebten vertieften Wissens‐ und Erfahrungsaustausch zwischen den Fachgemeinden der USA und der Bundesrepublik Deutschland konnte die American Library Association (ALA) gewonnen werden.

Sari Feldman, Präsidentin der ALA, freut sich über die Einladung und betonte die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit in der Bibliothekswelt: „Wesentliche Bibliotheksaufgaben wie Informationszugang, Bestandserhaltung, Datenschutz sowie Dienstleistungen für Migrantinnen und Geflüchtete überschreiten in unserer globalen Ökonomie Grenzen, wodurch eine engere Zusammenarbeit und Kommunikation essenziell wird.“ Mit Unterstützung des Goethe‐Instituts sollen bilaterale Aktivitäten die Kooperationen und den Austausch zwischen deutschen und amerikanischen Bibliotheken fördern, um verstärkt auf die Herausforderungen in der globalen Bibliothekslandschaft aufmerksam zu machen. „Der Bibliothekskongress in Leipzig wird eine erste Möglichkeit für Bibliothekarinnen und Bibliothekare in unser beider Länder sein, Wissen und Ideen zu teilen, um den Transformationsprozess von Bibliotheken und ihrer Gemeinden voranzubringen.“, betonte Sari Feldman zum Abschluss ihres Beitrags.

 

Fachausstellung & Rahmenprogramm

Bis zum 16. März wird der Kongress von einer internationalen Fachausstellung der Bibliotheks‐ und Informationsbranche begleitet. Rund 140 Aussteller aus 10 Ländern präsentieren auf 2.200 Quadratmetern die neuesten Produkte und Dienstleistungen der Branche. Zudem bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm Besuche in Einrichtungen der vielseitigen Leipziger Bibliothekslandschaft sowie Ausstellungen und Exkursionen an.

Die Schirmherrschaft für den 6. Bibliothekskongress hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Monika Grütters, übernommen. „Gerade im Hinblick auf die sich im digitalen Umfeld wandelnden Nutzungsanforderungen der Gesellschaft kommt insbesondere Bibliotheken eine zentrale Rolle in der Literatur‐ und Informationsversorgung zu. Diesen Anforderungen gilt es bestmöglich gerecht zu werden, und so ist es umso mehr zu begrüßen, dass die anstehenden Zukunftsfragen im internationalen Kontext, unter anderem mit dem Gastland USA, beraten werden können“, teilte Monika Grütters in ihrem Grußwort mit.

 





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