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Streit um Open Access beim Börsenverein

Frankfurt am Main. Kehrtwende beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels? Open Access sei eine neue Realität des wissenschaftlichen Publizierens, hieß es dort jüngst zur Überraschung vieler Bibliothekare und anderer Beobachter. Anlässlich des Zehn-Jahres-Tages der »Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information« der Max-Planck-Gesellschaft plädierte der Börsenverein für einen Neubeginn in der Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsorganisationen. Das hat der Interessenverband der Verlage und Buchhändler am 19. November mitgeteilt.

 

»Wir haben zu lange gebraucht, zu erkennen, dass Open Access von vielen Kunden gewünscht wird und es unsere Aufgabe ist, dafür qualitätsvolle und nachhaltige Angebote zu machen. Heute wird Open Access von der Mehrheit der Wissenschaftsverlage nicht mehr abgelehnt, sondern angeboten. Das wollen wir jetzt gemeinsam mit den Wissenschaftsorganisationen ausbauen«, kündigte Matthias Ulmer, Vorsitzender des Verleger-Ausschusses (VA) im Börsenverein des Deutschen Buchhandels an. »Verlage verstehen sich zunehmend stärker als Servicepartner denn als Gatekeeper im Publikationsprozess, weil es viele Modelle gibt, bei denen Wissenschaft und Verlage konstruktiv zusammenarbeiten können und sollten.«

 

Ulmer appellierte an die Wissenschaftsorganisationen, offene Fragen im Sinne einer nachhaltigen und qualitätssichernden Open Access-Strategie gemeinsam zu klären. Dazu gehörten Überlegungen zu sinnvollen Hybridmodellen ohne »double dipping«, die Qualitätssicherung und Referenzierbarkeit im wissenschaftlichen Publizieren, die Erschließbarkeit von Open Access-Modellen für die Geisteswissenschaft, aber auch die Finanzierung der Wissenschaft und ihrer Publikationen.

 

Zur neuen Positionierung des Börsenvereins beim Thema Open Access hat der Verleger-Ausschuss eine schriftliche Stellungnahme veröffentlicht, sie ist unter http://go.b-u-b.de/13-112 abrufbar.

 

Allerdings gab es bereits kurz nach Veröffentlichung massive Kritik aus den eigenen Reihen: In einem Brief, der an Matthias Ulmer, den Vorsitzenden des Verleger-Ausschusses, an Heinrich Riethmüller, den Vorsteher des Börsenvereins, sowie an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger (AwV) gerichtet ist, fordert der Hamburger Verleger Manfred Meiner Matthias Ulmer auf, von seinem Amt als VA-Vorsitzender zurückzutreten.

 

Meiner stellt die vom VA veröffentlichte "Meinung" nicht nur inhaltlich, sondern auch satzungsmäßig infrage.  Wenn es in der abschließenden Bemerkung des Papiers unter der Zwischenüberschrift "Gemeinsames Handeln" heiße, "Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels plädiert deshalb dafür, einen Neubeginn zu wagen ...", dann könne davon keine Rede sein. Meiner wörtlich: "Nichts dergleichen ist der Fall. Weder hat es dazu einen Beschluss der Mitgliederversammlung gegeben, noch ist der Vorstand des Vereins in die Formulierung dieses Plädoyers einbezogen worden, ja noch nicht einmal der Vorsteher selbst."

 

Verbands-Chef Heinrich Riethmüller bestätigt diese Einschätzung. "Auch ich bin von dieser Presseerklärung überrascht worden, von der ich nichts gewusst habe. Sie wurde vom VA ohne Rücksprache mit mir oder anderen Vorstandsmitgliedern veröffentlicht."

 

Die Tatsache, dass sowohl der Vorsteher übergangen als auch kein Mandat des Vorstands an den VA in dieser Angelegenheit erteilt worden sei, sei "ein klarer Fall von Amtsmissbrauch", so Meiner. Es handele sich um eine "Nacht- und Nebel-Aktion, bei der drei Repräsentanten (der Vorsitzende des VA, der AwV und der Vorsitzende des Urheber- und Verlagsrechtsausschusses) auskungeln, was ihnen persönlich und geschäftlich in den Kram passt".

 

Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis sagte zu dem Vorgang: "Der Vorstand berät und entscheidet nach Vorbereitung durch die Ausschüsse als Kollegialorgan abschließend über solche Fragestellungen." Dies habe bisher noch nicht stattgefunden.

 

Zur inhaltlichen Positionierung des Papiers bemerkt Meiner unter anderem: Wenn von "Hybridmodellen als sinnvolle Übergangslösung" gesprochen werden, könne dies aus seiner Sicht nur so verstanden werden, dass Open Access künftig ohne Alternative bleiben soll, zum Beispiel auch in den Geisteswissenschaften, für die "Open-Access-Modelle" "erschlossen werden" sollen. Dies sei eindeutig eine "Kehrtwende in der Sache". (22.11.2013)





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