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Bibliothekartag eröffnet: mehr Engagement von der Politik gefordert

Die prekäre Arbeits- und Ausstattungssituation in deutschen Bibliotheken steht im Mittelpunkt des 107. Deutschen Bibliothekartags. Zur Eröffnungspressekomnferenz standen Dirk Wissen, Konstanze Söllner, Vesna Steyter und Andreas Degkwitz (von links) Rede und Antwort. Fotos: BuB

Unter dem Motto »offen & vernetzt« ist ab heute der größte bibliothekarische Fachkongress Europas zu Gast in Berlin. Bis zum kommenden Freitag steht beim 107. Bibliothekartag vor allem die prekäre Arbeits- und Ausstattungssituation der boomenden Bibliothekslandschaft in Deutschland im Fokus.

Angesichts der stetig steigenden Nachfrage und der damit verbundenen Anforderungen an öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken fordern die Veranstalter von der Politik nicht nur eine Verbesserung der tarifrechtlichen Rahmenbedingungen und der finanziellen Grundausstattung, sondern auch eine deutlich stärkere Einbindung von Bibliotheken in die Digitalisierungsstrategien von Bund, Ländern und Kommunen und eine Beteiligung an den damit verbundenen Förderoptionen.

Die deutsche Bibliothekslandschaft verändert sich rasant, teilten die veranstaltenden Verbände BIB und VDB n der Eröffnungspressekonferenz des Bibliothekartages mit. Sowohl öffentliche als auch wissenschaftliche Bibliotheken sehen sich demnach im Zeitalter digitaler Kommunikation völlig neuen Aufgaben und Herausforderungen gegenüber. Gleichzeitig sei die Bibliotheksnutzung seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Das Tätigkeitsspektrum öffentlicher Bibliotheken habe sich enorm erweitert. Im Fokus der über 3.000 hauptamtlich geleiteten öffentlichen Bibliotheken in Deutschland stehe zunehmend die sogenannte »Public Education und Community Communication«. Damit ist die Übernahme zentraler Aufgaben in Bereichen der öffentlichen Bildung und Kommunikation von Städten und Gemeinden gemeint. Dazu gehört zum Beispiel die Vermittlung von Lese-, Informations- und Medienkompetenzen vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Die Bibliothek, der dritte Ort

Die Bibliotheken agieren als Bildungspartner im formalen Lernen, teilten BIB und VDB mit. Gleichzeitig bieten sie lernunterstützende Infrastrukturen für alle und damit Unterstützung für ein lebenslanges, selbstgesteuertes Lernen und Arbeiten – besonders auch für Erwachsene. Durch das Angebot sowohl analoger als auch digitaler Medien würden die Bibliotheken einem zeitgemäßen hybriden Mediennutzungsverhalten Rechnung  tragen und dieses gleichzeitig fördern.

Darüber hinaus, betonten die Veranstalter, entwickeln sich öffentliche Bibliotheken immer mehr zu Orten des Aufenthalts, zu sogenannten »Dritten Ort«. Der Zugang zu und die Nutzung von Bibliotheken außerhalb regulärer Öffnungszeiten gewinnt an Bedeutung. Neue Formate der Bürger- und Nutzerpartizipation rückten ebenso ins Zentrum des bibliothekarischen Tätigkeitsspektrums wie Aufgaben aus Quartiersmanagement und Community Building. Bürgerschaftliches Engagement sei erwünscht und werde ermöglicht, Wissensaustausch der Menschen untereinander wird durch Makerspaces, Sharing-Angebote oder Urban-Gardening-Aktionen unterstützt.

»Bibliotheken sind hybrid: Sie sind im physischen aber auch im digitalen Raum präsent, Community-Management ist in beiden Bereichen längst Alltag. Zudem ermöglichen  technische Innovationen, wie zum Beispiel die Open Library, es vermehrt, Bibliotheken zu Rand-, Abend- und Wochenendzeiten zu öffnen. Politische, rechtliche, technische und finanzielle Rahmenbedingungen, um hier professionell bürgerorientierte Dienstleistungen im öffentlichen Raum nachhaltig anbieten zu können, stehen jedoch oftmals nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung«, sagt Vesna Steyer, Vorsitzende des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB).

Wissenschaftliche Bibliotheken sehen sich ebenfalls einem wachsenden Aufgabenfeld gegenüber. Neue Anforderungen von Forschenden, Lehrenden und Studierenden in Zeiten digitaler Medien erforderten die Anpassungen der Serviceleistungen von Universitätsbibliotheken, Staats- und Landesbibliotheken. So bestehe eine hohe Nachfrage nach mehr Selbstbedienungsfunktionen und nach Unterstützung von mobilen Technologien ebenso wie nach Arbeitsplätzen mit ausgeweiteter IT-Funktionalität. Die Bedeutung von abgeschlossenen Bereichen für die 24-Stunden-Öffnung nehme zu.

Ansteigende Nutzerzahlen bringen die wissenschaftlichen Bibliotheken aber an die Kapazitätsgrenze, teilten die veranstaltenden Verbände des Bibliothekartags mit. Eine Ausstattung mit genügend Einzel- und Gruppenarbeitsplätzen sei nicht gewährleistet, ausreichende Stromversorgung sowie umfassende Netzanbindung seien noch nicht überall Realität. In vielen Einrichtungen stehe der Ausbau von wissenschaftlichen Makerspaces und Cultural Labs auf der Agenda und erfordere hohe Investitionen. Wissenschaftliche Bibliotheken würden zunehmend auch die unterschiedlichen Anforderungen der Fachdisziplinen im Bereich von Open Science aufgreifen und vernetzten ihre Dienstleistungen im Länderkontext sowie auf nationaler und internationaler Ebene. Dazu gehöre sowohl die Umsetzung von Open Access, wie sie von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) angestrebt wird, als auch der Aufbau Nationaler Infrastrukturen für Forschungsdaten, wie sie der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) empfiehlt.

»Die Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Lehrenden, Studierenden und wissenschaftlichen Bibliotheken müssen weiter vorangetrieben und intensiviert werden. Die Bibliotheken können mit ihren Services für ein nachhaltiges Forschungsdaten- und Publikationsmanagement den gesamten Forschungsprozess noch stärker unterstützen«, sagt Konstanze Söllner, Vorsitzende des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB). »Vor dem Hintergrund der föderalen Strukturen sind dafür geeignete organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Insgesamt müssen Bibliotheken deutlich stärker als bisher in die Digitalisierungsstrategien von Bund und Ländern integriert werden und an den damit verbundenen Förderoptionen beteiligt sein. Der Wissenschaftsstandort Deutschland ist auf agile und leistungsstarke Bibliotheken angewiesen.«

Der 107. Deutscher Bibliothekartag

Zum größten bibliothekarischen Fachkongress Europas, der vom 12. bis 15. Juni 2018 im Berliner Estrel Congress Center stattfindet, werden mehr als 4.000 Teilnehmende erwartet. Geboten werden annähernd 400 Vorträge und Veranstaltungen (2017 waren es 311). Der größte Teil davon sind Einzelvorträge, weitere 14 Veranstaltungen sind Podiumsdiskussionen. Hands-on Labs und Project Labs sind stark praxisorientierte Formate und gelten dem Austausch über geplante oder laufende Projekte und/oder unfertigen Projektideen, sie vermitteln Methodenkenntnis und ermöglichen Kooperation und Austausch im Beta- oder Prototyp-Format. Auf einer Ausstellungsfläche von 2.300 m2 präsentieren sich zudem 160 Firmen aus 11 Ländern  rund um das Thema Bibliothek.

Die Veranstalter des 107. Deutschen Bibliothekartages

Der Bibliothekartag ist die zentrale Fortbildungsveranstaltung für Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Informationseinrichtungen und viele andere Informationsspezialisten. Veranstalter sind der Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB) sowie der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB).

red / 12.6.2018





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